Tablets, Cloud, LTE

Was CIOs auf der CeBIT wirklich interessiert

28.02.2011 von Wolfgang Miedl
Die IT-Industrie traut sich wieder, Visionen aufzuzeigen. Auch auf der CeBIT spiegelt sich der Optimismus wider - mit einer Flut an mobilen Endgeräten, Innovationsthemen wie Cloud Computing und dem neuen Super-Mobilfunk LTE. Wir zeigen Ihnen, auf welche Megatrends die CIOs tatsächlich aufspringen.

Cloud Computing ist eines der Leitthemen der diesjährigen CeBIT. In Halle 2 können sich die Besucher im Schwerpunktbereich "Virtualisierung und Storage" Lösungsszenarien rund um die Datenwolke ansehen, präsentiert von einer Reihe namhafter IT-Anbieter wie Citrix, IBM, Microsoft, NetApp, Symantec und VMware. VMware steuert als typischer Infrastrukturanbieter mit seinen Virtualisierungswerkzeugen die Basiskomponenten für ausgelagerte IT-Dienste bei.

Reality-Check in Hamburg: Wir haben Mitglieder des CIO-Colloquiums auf deren Jahrestagung gefragt, was sie auf der CeBIT 2011 tatsächlich interessiert.
Foto: Frank Peters, Hamburg

Große Hersteller wie IBM oder Microsoft wiederum liefern die gesamte Palette von der Systemsoftware bis zu Serviceangeboten aus den eigenen Rechenzentren. Als Storage-Spezialist bedient NetApp den wachsenden Speicherbedarf in Rechenzentren, während Symantec mit Tools für Management und Sicherheit aufwartet.

Microsoft richtet sein Programm an Privatanwender wie an geschäftliche Nutzer. Das Angebot für Endanwender konzentriert sich rund um die Online-Plattform Live.com, die inzwischen nicht nur Mail und Chat kann, sondern inzwischen sogar das kostenlose Browser-Office "Office Web Apps" bereitstellt. Als Datenablage für das Cloud-Office steuert der integrierte Speicherdienst Skydrive 25 GB bei.

Für Unternehmen und die öffentliche Verwaltung stehen neben dem Cloud-Betriebssystem Windows Azure das neue Dynamics CRM 2011 und Office 365 im Mittelpunkt. Die CRM-Suite ging im Januar zunächst in der Online-Variante an den Start - ein Novum für Microsoft -, bevor im Februar das klassische Softwarepaket folgte.

Mit Office 365 hingegen lagert Microsoft große Teile seines Office-Systems in die Cloud aus. Die Kunden erhalten das komplette Servicepaket per Monats-Abo, für den Zugriff vom Client aus kommt aber weiterhin das mitgelieferte Office 2010 zum Einsatz. Datenverwaltung und Kommunikation im Hintergrund stellen die Online-Services Sharepoint Online, LyncOnline (ehemals Communication Server) und Exchange Online bereit. Als Starttermin für den Nachfolger der Business Productivity Online Suite (BPOS) ist das erste Halbjahr 2011 geplant.

Im SAP-Lager präsentiert unter anderem Aussteller Steeb Business ByDesign als Geschäftsanwendung aus der Cloud. Die On-Demand-Software deckt alle wichtigen Geschäftsbereiche eines Unternehmens ab und wird im SAP-Rechenzentrum St. Leon Roth gehostet. Steeb entwickelt darüber hinaus Apps, mit denen Kunden bestimmte Business-ByDesign-Anwendungen auf dem iPad benutzen können.

IT-Dienstleister Datev demonstriert auf der CeBIT die Kombination aus On-Premise- und Cloud-Anwendungen. Die Firma zeigt, wie Unternehmen Angebote, Lieferscheine und Rechnungen über das Internet abwickeln können.

IBM bleibt smart

Das Haus of CIOs.
Foto: Finaki

Der IBM-Messeauftritt steht unter dem bekannten Motto "Smarter Planet". Auch IBM widmet dem Cloud-Computing einen großen Showcase mit geschäftlichen und wissenschaftlichen Szenarien. Besucher erleben beispielsweise, wie die DNA-Sequenzierung mit Cloud-Systemen funktioniert oder wie die IBM Genome Cloud in der Gentechnik zur Entwicklung von Nutzpflanzen eingesetzt wird. Welchen Nutzen Business Intelligence im realen Leben bietet, führt der Aussteller schließlich am Beispiel des National Marrow Donor Program vor, das beim Ermitteln von Spendern für Transplantate und Knochenmark hilft.

Treffpunkt I - House of CIOs

Finaki Deutschland lädt auch in diesem Jahr wieder in das "Haus der CIOs" ein. In der Anlaufstelle für IT-Entscheider finden die ganze Woche über "User-Supplier-Dialogues" statt, angeregt durch Vorträge im kleinen, exklusiven Auditorium des Messestandes. Ergänzt wird das Programm am Samstag um Vorträge für den Nachwuchs, beginnend um 11 Uhr mit einer Podiumsdiskussion von CIOs. Halle 4, Stand B68

Content: Auch in Firmen King

Die Halle 3 steht wieder einmal im Zeichen von Enterprise-Content-Management und somit von allen Prozessen rund um die Dokumentenverwaltung. Der Branchenverband VOI bietet dazu den Besuchern geführte Touren zu drei Ausstellern mit Demos zu typischen Dokumentenprozessen. Die Teilnehmer lernen beispielsweise die verschiedenen Sichten auf Dokumente, Metadaten und Ordnerstrukturen mithilfe von ECM-Software, welche Workflows dabei durchlaufen werden, welche Suchfunktionen es gibt und wie Versionierung und GDPdU-Konformität umgesetzt werden.

Anbieter ELO demonstriert die Automatisierung von Dokumentenprozessen mithilfe seiner Microsoft-Office-Integration. Dabei stehen den Anwendern ECM-Funktionen in der Office-Applikation ihrer Wahl zur Verfügung, sodass sie etwa aus Outlook im ECM-Archiv suchen können. Ein weiteres Thema im ECM-Sektor ist Mobile Computing. Nach einer App für das iPhone zeigt ELO auf der Messe nun auch die Anbindung an ECM-Prozesse über das iPad und den Blackberry.

Saperion widmet sich neben typischen Business-Lösungen wie der Elektronischen Rechnungsverarbeitung und Aktenlösungen dem Thema Cloud-basierte Archivierung. In Zusammenarbeit mit der Siemens IT Solutions and Services GmbH (SIS) ist ein Dienst entstanden, über den Kunden das neue Saperion ECM 7.1 aus der Wolke beziehen können.

Optimal Systems führt in Live-Shows verschiedene ECM-Szenarien vor. "Finden statt Suchen" beispielsweise zeigt die Vorteile der Wissensvernetzung für die Produktivität. Die Mobilitäts-Show wiederum stellt praktische Helferlein für iPhone, iPad, Android und Windows-Phone vor.

Die Tablet-Flut

Das Haus der Nationen.
Foto: Deutsche Messe Hannover

Nachdem Apple mit seinem iPad im vergangenen Jahr ein Erdbeben auslöste und die Branche erschütterte, schwappt nun eine regelrechte Flutwelle an Mobilgeräten in Tabletartiger Bauweise in den Markt. Für die CeBIT haben sich alle Hardwarehersteller gewappnet und präsentieren eine bunte Vielfalt an neuen Mobilgeräten in verschiedensten Bauformen.

Spannend ist derzeit insbesondere die Frage nach dem mobilen Betriebssystem der Zukunft. Eine Zeit lang sah es so aus, als entwickle sich Apples iOS-Betriebssystem für iPhone und iPad zum Maß aller Dinge, an dem sich alle Inhalte- und Applikationsanbieter künftig zu orientieren hätten. Inzwischen jedoch hat unter den zunächst wie paralysiert wirkenden Konkurrenten vor allem Googles Android mächtig an Fahrt aufgenommen.

Laut Nielsen fiel Apples Marktanteil bei den Betriebssystemen beispielsweise im US-Markt zuletzt kontinuierlich ab und lag im Dezember bei 28 Prozent, während Android Ende 2010 nach steilem Anstieg schon bei 27 Prozent lag, gleichauf mit Blackberry. Mit Spannung erwartet wird nun die nächste Tablet-Generation mit dem neuen Android 3.0, das speziell für Tablet-Geräte optimiert wurde. Das unter dem Codenamen "Honeycomb" vorgestellte System unterstützt mit der neuen Tablet-Bedienoberfläche nun Bildschirmauflösungen auch jenseits der Smartphone-Klasse und eignet sich mit seiner 3-D-Schnittstelle auch als Spieleplattform.

Dell wird auf der CeBIT sein Mini-Tablet Streak zeigen, das mit seinem recht kleinen Fünf-Zoll-Display zwischen Smartphone und Tablet angesiedelt ist. Etwas größer ist Samsungs Galaxy Tab mit Sieben-Zoll-Oberfläche, das ebenfalls noch auf Android 2.2 läuft. Als erster Anbieter und Google-Entwicklungspartner stellt Motorola mit dem Xoom ein 3.0-Tablet vor, das in Größe und Gewicht nahezu identisch mit dem iPad ist. In Sachen Ausstattung zieht es locker am Apple-Gerät vorbei. So liegt die Display-Auflösung beispielsweise bei 1280 x 800 (iPad: 1024 x 768), vorne und hinten sitzen Kameraaugen, der Speicher ist mit Micro-SD-Karten erweiterbar, und anders als bei Apple stehen mit HDMI und USB sogar Anschlüsse nach außen offen. Auch Asus will künftig bei den Tablets mitmischen und zeigt sein neues Eee Pad MeMO, das mit sieben Zoll zu den kleineren Flachmännern gehört, aber bereits mit Honeycomb läuft.

Die alljährlich wiederkehrenden Grabreden auf den PC ändern nichts daran, dass es dem Totgesagten besser geht denn je. Laut Gartner stieg die Zahl der verkauften Geräte 2010 auf 352 Millionen Stück an, was gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 14 Prozent bedeutete.

Weiterhin dominiert Windows den Sektor PC-Betriebssysteme, und nach dem Vista-Debakel ist Microsoft auf der Sympathieskala mit Windows 7 wieder aufgestiegen. Laut Marktzahlen von Net Applications lag dessen Marktanteil zum Jahreswechsel bei 20 Prozent, während XP mit 56 Prozent weiterhin führt, Vista auf zwölf Prozent abfiel und Mac OS weltweit auf etwa 4,5 Prozent der PCs läuft. Doch mit dem enormen Verkaufserfolg von Tablets stellt sich auch die Frage nach der Windows-Strategie der Redmonder. Microsoft steckt hier in der Zwickmühle: Einerseits soll Windows auf allen Geräten laufen, andererseits ist Windows 7 immer noch zu schwerfällig für Tablet-Hardware. Hier machen sich die Konkurrenten iOS und Android breit und knabbern stetig am Microsoft-Kuchen.

Treffpunkt II - Haus der Nationen

Deutsche Messe und CIO-Magazin laden erneut in das Haus der Nationen. Dort gibt es kein Programm, nur Bewirtung und Fahrdienst. Die Lounge südlich des Konferenzzentrums dient ausschließlich als Rückzugsort für IT-Manager. Sie ist allerdings 2011 leider ausgebucht. Interessierte CIOs können aber bei unserer Kollegin Chi Zhang für das nächste Jahr einen Platz reservieren. Kontakt: czhang@idgbusiness.de

HP Slate tritt gegen iPad an

Als ein Vertreter der Windows-Leichtgewichte schickte HP das Slate 500 ins Rennen. Von den Abmessungen in etwa mit dem iPad vergleichbar, beherbergt es typische Netbook-Innereien auf Basis einer Intel-Atom-CPU. Größtes Manko dürfte die im Vergleich zu den iOS- und Android-Geräten nur bedingt Touch-geeignete Windows-7-Oberfläche sein. Insiderberichten zufolge wird es erst mit Windows 8 eine explizit auf Tablets optimierte Systemarchitektur geben.

Trotz des Touch-Hypes setzen nach wie vor einige Hersteller auf die Stiftbedienung, wie man sie von der ersten, aber erfolglosen Tablet-PC-Generation her kennt. Lenovo beispielsweise zeigt ein entsprechend ausgerüstetes Gerät auf Basis der neuen "Oak-Trail"-CPU Atom Z600. Eine ähnliche Hardware kommt auch beim Flachrechner Stylistic Q550 von Fujitsu zum Einsatz, bei dem es sich um einen Zehn-Zoll-Tablet handelt. Eine Stufe höher angesiedelt sind die neuen Tablet-PCs mit Bildschirmgrößen von zwölf Zoll wie das AsusEee Slate EP121, das sowohl mit Stift als auch mit dem Finger zu bedienen ist. Daten wie Dual-Core-i5-CPU und 64-GB-SSD deuten auf leistungsfähige PC-Hardware hin.

Nicht nur über die Displaygrößen suchen die Anbieter nach Differenzierungsmerkmalen, sie experimentieren auch mit ganz neuen Konstruktionsweisen. So versucht etwa Samsung den Brückenschlag zwischen den ergonomisch eingeschränkten Tablets und den klobigeren Laptops mit dem Sliding PC 7. Das Gerät arbeitet einerseits wie ein Tablet, andererseits zaubert ein Schiebemechanismus eine Tastatur hervor und verwandelt den Flachmann in ein Netbook.

Breitband-Hoffnungsträger LTE

Mit der wachsenden Verbreitung von mobilen Rechnern und Smartphones steigt auch die Nachfrage nach breitbandigem Internetanschluss unterwegs. Nach wie vor plagen sich die Anwender hier je nach Versorgungslage mit sehr wechselhaften Datenraten herum - von üppigem UMTS-Datenfluss in städtischen Lagen bis zu totalen Funklöchern auf dem flachen Land. Vor allem Zugreisende können ein Lied davon singen. Die Mobilfunkanbieter bauen ihre Netze kontinuierlich aus, aktuell ist die Aufrüstung auf den nächsthöheren UMTS-Standard HSDPA+ im Gange, der Bandbreiten zwischen 21 und 42 Megabit pro Sekunde ermöglicht. Und der nächste Technologiesprung steht vor der Tür: LTE (Long Term Evolution) heißt der UMTS-Nachfolger, der mit angekündigten Download-Raten von 100 Mbit/s sogar Kabelanschlüsse wie DSL in den Schatten stellt.

Auf der CeBIT zeigen viele Anbieter ihre neuesten Produkte rund um LTE. So präsentiert die Telekom beispielsweise eine Reihe von Geräten sowie die neuen Tarife, die ab dem Start am 1. April gelten werden. Als geeignete Hardware auf Empfangsseite stehen dann wahlweise ein USB-Stick für Laptops und PCs oder ein Speedport-Router zur Verfügung, der als häusliche Internet- und Telefonanlage dient. LTE-fähige Smartphones sind übrigens noch nicht lieferbar und werden erst für nächstes Jahr erwartet. Daran zeigt sich die neue Strategie gegenüber der UMTS-Einführung. Während Letztere auf Mobile Computing fokussierte, geht es bei LTE zunächst primär darum, ländliche Regionen ans Internet anzubinden. Schließlich beschäftigt die katastrophale DSL-Versorgung in vielen Regionen bereits die Politik, und so kommt den Telekommunikationsfirmen der Technologiesprung gerade recht, ersparen sie sich doch durch den Wechsel auf ein Funk-Internet den von allen Seiten geforderten Ausbau der DSL-Kabel.

Als problematisch könnte sich aber noch die aktuelle LTE-Tarifgestaltung erweisen. Die Telekom etwa wird ab einem monatlichen Datenvolumen von 3 GB die Bandbreite auf 1 Mbit/s drosseln, ab 5 GB Verbrauch geht es sogar auf bescheidene 384 Kbit/s runter, die dann unlimitiert zur Verfügung stehen. Eine Voll-Flatrate wollen die Bonner derzeit nicht anbieten.