Emotionen spielen im Betriebsalltag eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen das Arbeitsklima, die Arbeitsmotivation und die Effektivität der Zusammenarbeit. Das belegen zahlreiche Studien. Doch wovon hängt die Stimmung in Unternehmen ab? Selbstverständlich wird sie von äußeren Rahmenbedingungen beeinflusst - zum Beispiel davon, ob es Unternehmen gut oder schlecht geht. Doch weit entscheidender ist das Verhalten der Führungskräfte. Sie prägen durch ihre Entscheidungen und vor allem ihr Verhalten den Arbeitsalltag der Mitarbeiter.
Die Macht der Gefühle
Wovon hängt das Verhalten der Führungskräfte ab? Auch von ihrem emotionalen Befinden! Das ist vielen Managern nicht hinreichend bewusst. Sie haben oftmals das Selbstbild verinnerlicht: Ich handele und entscheide immer rational. Das ist aber nicht der Fall. Auch ihr Entscheidungsverhalten wird von Gefühlen und somit auch Launen beeinflusst. Studien belegen: Mitarbeiter engagieren sich umso mehr für ihre Arbeit, je stärker sie sich mit ihren unmittelbaren Vorgesetzten (und Kollegen) identifizieren. Stimmt die Beziehung zu ihnen, dann fühlen sie sich wohl und zeigen entsprechendes Engagement.
Interessant ist in diesem Zusammenhang das Lebensbalance-Modell von Nossrat Peseschkian. Ihm zufolge lassen sich vier Bereiche unterscheiden: Berufliches Leben, Sinn/Kultur/Stille, Körper/Gesundheit und Soziales Leben. Zwischen diesen vier Lebensbereichen besteht eine Wechselbeziehung. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich Berufliches Leben langfristig überbetont, auf Dauer neben seiner Lebensfreude auch seine Leistungskraft.
Wer krank ist, kann weder sein Leben in vollen Zügen genießen, noch ist er voller Leistungskraft.
Wer einsam ist, neigt zu Frustration und kann nicht mit voller Energie seiner Arbeit nachgehen.
Wer in einer Sinnkrise steckt, ist weder lebensfroh noch besonders leistungsfähig. Folglich sollten Führungskräfte für die rechte Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen - auch um emotionalen Kurzschlüssen vorzubeugen.
Kampf um Gefühlsbalance
Nicht alle Mitarbeiter können diese Balance ständig bewahren. Im Arbeitsleben gibt es immer wieder Phasen, die stressig sind - zum Beispiel, weil ein wichtiges Projekt abgeschlossen werden muss oder das Auftragsvolumen gerade sehr hoch, die Personaldecke aber recht dünn ist oder das Unternehmen einen Strategiewechsel vollzieht.
Gerade in solchen Phasen, in denen Firmen auf die Unterstützung ihrer Mitarbeiter besonders angewiesen sind, neigen Führungskräfte dazu, unberechenbar zu werden - weil sie selbst am Limit agieren. Deshalb sollten Führungskräfte vor allem in Stress-Situationen darauf achten, dass sie nicht unmotiviert reagieren. Das können sie nur, wenn sie innerlich eine gewisse Ruhe bewahren und in der Lage sind, ihren Gefühlshaushalt zu steuern - zum Beispiel, weil sie wissen, was ihnen gut und weniger gut tut.
An Stressabbau denken
Zu Hilfe kommt Führungskräften dabei erneut das Lebensbalance-Modell von Peseschkian: Wenn die vier Lebensbereiche in einer Wechselbeziehung harmonieren, dann können Führungskräfte, die unter einer hohen beruflichen Belastung stehen, diese zumindest für einige Zeit durch ein entsprechendes Ausgleichsverhalten in den anderen Bereichen kompensieren.
Zum Beispiel sollte eine Führungskraft, die beruflich stark eingespannt ist, darauf achten, dass ihr nicht auch noch private Probleme Energie rauben. Ebenso sollte sie, wenn sich beruflich immer mehr Stress aufbaut und Adrenalin durch den Körper strömt, dafür sorgen, dass sie in ihrem privaten Bereich die nötige Entspannung findet - zum Beispiel, indem sie regelmäßig joggt oder etwas anderes tut, das dem Stressabbau dient.