Blackberry-Hersteller Research in Motion hat harte Jahre hinter sich. Dachte der kanadische Konzern zu Beginn noch, dass er iPhones und Android-Smartphones aussitzen kann, muss er nun mit ansehen, wie der eigene Marktanteil kontinuierlich schrumpft. Gerade Firmen, früher treue Kunden des Blackberry-Systems, wechselten immer häufiger zu Alternativen.
Zunächst sollte es ein Personalwechsel richten. Die Co-CEOs Mike Lazaridis und Jim Balsillie gaben Ende Januar ihre Posten ab (Balsillie hat RIM inzwischen sogar verlassen), stattdessen übernahm der bisherige Co-COO Thorsten Heins die Führung. Dessen Antrittsrede klang allerdings ganz anders als das Eingeständnis von Problemen. Mittlerweile, gut zwei Monate später, hat Heins offenbar sein Bild vom Unternehmen revidiert: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung etwa zitiert seine neue Lagebeschreibung so: "Es ist mir jetzt klar, dass RIM substanzielle Veränderungen nötig hat."
Mit der Innovation ist das allerdings so eine Sache - sie lässt sich nicht ohne weiteres in Produkte gießen und verkaufen. Auf dem Mobile World Congress etwa, einer der wichtigsten Messen im Mobilfunkbereich, war RIM zwar mit einem Stand vertreten, mit Ausnahme des Blackberry OS 2.0 für das Tablet wurden aber keine Neuerungen gezeigt.
Mit der neuen Server-Version des Blackberry-Systems könnte endlich die von Thorsten Heins (unter anderem im oben eingebetteten Video) so oft erwähnte Innovation Einzug halten: RIM will sich für andere Betriebssysteme öffnen. Die Funktion wurde bereits 2011 angekündigt, die Technik für den Mobile Fusion genannten Blackberry-Server stammt aus der Übernahme der deutschen Firma Ubitexx. Dieser neue Server ändert einiges im RIM-System: Künftig können einem Nutzer nicht nur mehrere Geräte zugewiesen werden, der Server kann auch Android- und iOS-Geräte verwalten.
Aktuell gibt es allerdings keinen nativen Client für iPads, diese müssen die iPhone-App verwenden - warum RIM keine native App anbieten kann, darüber schweigen sich die Kanadier aus. Dieses PDF zeigt genau, welche Funktionen anschließend auf Android und iOS möglich sind - insgesamt lässt sich iOS scheinbar deutlich einfacher verwalten als Android.
Damit RIM hier allerdings erfolgreich sein kann, muss sich der Konzern auf frühere Stärken besinnen - und vor allem gegenüber der Konkurrenz ein wenig bescheidener auftreten. Arroganz haben die Kanadier genug gezeigt, nun gilt es, sich durch die bessere Software und die bessere Dienstleistung von etablierten Konkurrenten wie MobileIron oder Good Technology abzusetzen.
Langfristig könnte das bedeuten, dass alle Funktionen der Blackberrys als App für andere Systeme zur Verfügung stehen. Keine unangenehme Vorstellung, der sehr gute Blackberry Messenger könnte etwa locker Angeboten wie "What’s App" oder dem SMS-Ersatz "Joyn" Konkurrenz machen.
Erfahren in Integration von Blackberry-Diensten in andere Handys
Heins zumindest hat durchaus Erfahrung bei der Integration von Blackberry-Diensten in andere Handys. 2004 präsentierte der ehemalige Chef der Siemens-Mobile-Sparte stolz das Siemens SK65, ein Smartphone mit Blackberry Connect-Technologie. Ein Verkaufsschlager wurde dies allerdings nicht, Blackberry Connect ist längst eingestellt. Bleibt zu hoffen, dass Mobile Fusion eine bessere Zukunft bestellt ist.