IT-Fachkräftemangel ist hausgemacht

Wünsche der IT-Mitarbeiter unbekannt

19.12.2008 von Riem Sarsam
Firmen jammern immer wieder über fehlende Fachkräfte. Selbst schuld, denn sie haben keine Ahnung, was Mitarbeiter wollen - von einer attraktiven Darstellung als Arbeitgeber ganz zu schwiegen.
Personaler tun sich zunehmend schwerer, Fachkräfte zu rekrutieren oder zu halten.
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In Deutschland klagen Unternehmen am häufigsten über Schwierigkeiten bei der Suche von Fachkräften. Das trifft vor allem von Spezialisten im IT-Bereich und E-Business zu. Zu diesem Ergebnis kommen zwei voneinander unabhängige Studien der Beraterfirmen Watson Wyatt und Hewitt Associates. Dabei sind die Probleme oft hausgemacht.

Der "Global Strategic Rewads Report 2008/2009" von Watson Wyatt zeigt, dass die Meinungen bei der Frage, was einen Arbeitgeber attraktiv macht, auseinander gehen. Bei Mitarbeitern - vor allem bei Top-Performern - steht ein sicherer Arbeitsplatz an oberster Stelle. Das hängt sicherlich mit der schlechten Wirtschaft zusammen. Erst auf dem zweiten Platz folgt das Grundgehalt, gefolgt von Platz drei, der Tätigkeit an sich. Unternehmen halten dagegen Karriereentwicklung, Grundgehalt und eine betriebliche Altersversorgung für ihre größten Pluspunkte.

Warum Mitarbeiter kündigen, wissen die wenigsten Firmen. Hauptgrund ist die Unzufriedenheit über das Gehalt. Der zweithäufigste Kündigungsgrund ist Stress. Das erkennen aber nur zehn Prozent der Arbeitgeber.

Ein ähnlich schlechtes Bild stellt die Hewitt-Studie "Talent Supply und Employer Branding 2008" den Firmen aus. Demnach ist nur die Hälfte der Unternehmen bei der Suche nach den besten Talenten mit einer richtigen Arbeitgebermarke ausgestattet. Weniger als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass ihre ein deutliches Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerber ist.

Auch die Planung des Personalbedarfs und -beschaffung beurteilt die Studie als dürftig. Nur 31 Prozent der Firmen schauen zwei Jahre nach vorne und berechnen, wie viel Mitarbeiter mit welchen Fähigkeiten sie brauchen. Regelmäßige externe Analysen über Verfügbarkeit von Talenten führen nur 19 Prozent der Befragten durch.

Recruiting über Blogs, Netzwerkseiten oder Talentscouts?

Beim Anwerben von Talenten gehen die Unternehmen den bewährten Weg über die Hochschulen (49 Prozent). Neuere Technologien wie zum Beispiel Blogs, Netzwerkseiten oder Talentscouts nutzen nur zwölf Prozent beim Recruiting.

An der Umfrage für den "Global Strategic Rewards Report" von Watson Wyatt nehmen 1.380 Unternehmen aus 37 Ländern teil. Für seine Studie "Talent Supply und Employer Branding 2008" analysierte Hewitt Angaben von 118 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum.