Tim Cook von deutscher Tischlerkunst begeistert
Apple-Chef: "Ich liebe das!"
"Das sieht auf der Rückseite auch noch schön aus. Ich liebe das!", schwärmte Apple-Chef Tim Cook hinter einem Schrank für den neuen AppleApple Store in Köln. Statt des üblichen Eichen-Furniers blickt man auf der Rückseite zwar in die Mechanik der Schubladen und es sind aneinandergereihte Spanplatten zu sehen - aber eben alles gerade, präzise und sauber. "Es gibt nichts vergleichbares mit deutscher Handwerkskunst", stellte Cook fest. Alles zu Apple auf CIO.de
Der Apple-Chef besuchte am Dienstag zum ersten Mal die Firma Dula aus dem Münsterland. Das Familienunternehmen produziert die Möbel für alle Apple Stores in Europa und diversen anderen Ländern - und rüstet demnächst auch die neue riesige Konzernzentrale mit aus. So konnte Cook schon mal über die Oberfläche des noch halbfertigen Schreibtischs streichen, das Dula gern für sein neues Chef-Büro liefern würde: "Ich kann es kaum erwarten". Vielleicht könnten die Dula-Leute das Möbelstück ja noch schnell fertigmachen, damit es in den Flieger nach Hause kommt, scherzte er.
Es herrschte eine lockere Atmosphäre in einer unentspannten Zeit. Zuhause fordert der neue Präsident Donald Trump "America first". Die amerikanischen Unternehmen sollen gefälligst Jobs in den USA schaffen. Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt, das seine Produktion größtenteils in Asien abwickelt, stand von Anfang an bei Trump im Visier. Cook betonte, dass Partner wie Dula nicht in Frage gestellt werden: "Das ist etwas langfristiges, es ist keine kurzfristige Sache, wir haben eine Partnerschaft." Zulieferer in Europa seien "der Schüssel für Apples Erfolg" - auch in der Zukunft.
Dula, gegründet 1953, wuchs in den vergangenen zehn Jahren zusammen mit Apple-Aufträgen. Es fing an mit einem Aufsteller für die iPod-Player, inzwischen beschäftigt Dula ein Fünftel mehr Mitarbeiter und weiht bald eine automatisierte Produktlinie ein, die Platten zuschneidet. Ein bei Dula entwickelter und patentierter Schleif-Roboter wird daran angeschlossen.
Apple bringt rund ein Drittel des Dula-Geschäfts. Einerseits motiviere das, weitere Kunden zu gewinnen, um nicht in Abhängigkeit von einem Großabnehmer zu geraten, sagt Geschäftsführer Heinz-Herbert Dustmann, der Sohn des Firmengründers, der mit 16 in den Betrieb eintrat. "Andererseits werde ich alles tun, um zu allem, was Apple möchte, ja sagen zu können." Und das seien in den vergangenen Jahren schon Herausforderungen gewesen, sowohl vom Volumen her als auch bei der Technologie, sagt Dustmann.
In einige neue Tische sind zum Beispiel Sensoren integriert, dank denen Steckdosen motorisiert heraus- oder wieder eingefahren werden, sobald man mit der Hand über die Oberfläche streicht. "Aber diese Anstrengungen helfen, auch bei anderen Kunden weiter zu sein", sagt Dustmann. Dula stattet unter anderem Geschäfte von BMW und viele andere Läden aus. Die Exportquote liegt bei 70 Prozent, insgesamt hat die Firma inzwischen mehr als 1000 Mitarbeiter, unter anderem auch in Russland und Spanien.
In der Stammfabrik in Vreden, wenige hundert Meter entfernt von der Grenze zu den Niederlanden, zwischen Feldern und Handwerksbetrieben, zeigen die Dula-Manager Cook, wie aus mehr als 100 Teilen ein Tisch für den Apple Store entsteht. Sie bekommen leuchtende Augen, wenn sie Cook zeigen, wie man an Jahresringen eines Baums erkennen könne, ob es ein trockenes oder feuchtes Jahr gewesen sei. "Man kann es wie ein Buch lesen", sagt Cook. Die Eiche aus dem Spessart, die für Apple-Möbel ausschließlich verwendet werde, profitiere vom dortigen Klima - nicht zu kalt im Winter, nicht zu heiß im Sommer, sagt Projektchef Helmut Hollekamp.
Cook, der sich tief über die Furnierplatten beugt, mag diese Liebe zum Detail. "Deshalb sind wir Partner", sagt er. Man sieht dem Manager, der einst für Steve Jobs Apples Zuliefererkette aufgebaut hatte, die Neugier an. "Stammt das Holz aus nachhaltiger Produktion?", will er zugleich wissen. Für Apple ist Dula einer von rund 800 Zulieferern in Deutschland, bei denen der iPhone-Konzern im vergangenen Jahr insgesamt rund drei Milliarden Euro ließ.
Dula unterdessen muss sich Gedanken über die technologische Zukunft der Branche machen. Die automatisierte Linie, die für Apple-Möbel eingerichtet wurde, ist ein Teil davon. Dem Eingreifen von Maschinen seien aber Grenzen gesetzt, sagt Betriebsleiter Frank Kottbus. "Wenn wir zum Zusammenbau der Tische kommen - da geht es ohne den Menschen nicht. Weil es so feine Arbeiten sind, die glaube ich nie ein Roboter machen kann." Denkbar sei dagegen, dass Menschen Hand in Hand mit Maschinen zusammenarbeiten. "Dieses Fachwissen, dass sich über Jahrzehnte angesammelt hat, das werden wir sicherlich nicht Robotern überlassen", bekräftigt auch Technikchef Knut Müller. (dpa/rs)