Reiseland Deutschland
Bundesregierung will Tourismusbranche stärken
Die Bundesregierung will die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche in Deutschland stärken und sich mehr um die meist kleinen und mittleren Unternehmen kümmern. Das Wirtschaftsministerium legt dazu Eckpunkte für eine Nationale Tourismusstrategie vor. In dem Papier heißt es, die Tourismuswirtschaft brauche möglichst geringe bürokratische Belastungen und faire, unter anderen steuerliche Rahmenbedingungen.
Zu den Herausforderungen zählten ein Mangel an Fachkräften und der digitale Wandel. Ein "Schlüsselfaktor" für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche vor allem im ländlichen Raum sei die Verfügbarkeit von schnellem Internet und flächendeckender Mobilfunkversorgung.
Die Eckpunkte liegen der Deutschen Presse-Agentur vor. Sie sollen am Dienstag im Kabinett beraten werden. Die Regierung will mit der Tourismusstrategie dazu beitragen, die Herausforderungen und Risiken der Branche besser zu bewältigen und die Wertschöpfung im Inland zu erhöhen.
Konkrete Maßnahmen sind in den Eckpunkten noch nicht enthalten, sie sollen nun in Zusammenarbeit auch mit den Bundesländern erarbeitet werden.
Wesentlich sei ein effizientes Regulierungsumfeld mit möglichst geringen bürokratischen Belastungen und fairen, unter anderen steuerlichen Rahmenbedingungen, heißt es in den Eckpunkten.
Ganzheitliches wirtschaftliches Konzept
"Mit der Tourismusstrategie wird die Bundesregierung erstmalig ein ganzheitliches wirtschaftliches Konzept für den Tourismussektor vorlegen", sagte der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. Er nannte die Tourismusbranche ein ökonomisches Schwergewicht und verwies auf fast drei Millionen Arbeitsplätze und eine Bruttowertschöpfung von mehr als 100 Milliarden Euro.
Die Attraktivität der ländlichen Räume als Urlaubsziele solle gesteigert werden, um Touristenströme gut zu verteilen und touristische Hotspots zu entlasten. "Dazu gehört endlich ein schnellerer Mobilfunkausbau und eine bessere Verkehrsanbindung", sagte Bareiß. Der Fachkräftemangel sei ein "Geschäftsrisiko". Es sei entscheidend, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz zügig in Kraft treten könne. Bareiß kündigte Beratungen mit allen relevanten Akteuren in der Tourismuswirtschaft, der Bundesregierung und den Bundesländern an.
Zur fortschreitenden Digitalisierung heißt es in den Eckpunkten, die Unternehmen müssten mit den Anforderungen von digitalen Vertriebskanälen mithalten können. "Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Tourismuswirtschaft wird sich auch daran zeigen, inwieweit sie die Herausforderungen meistert, die dieser Strukturwandel bei schärferem und globalerem Wettbewerb mit sich bringt."
Insbesondere kleine und mittlere Betriebe müssten sich in einem Umfeld globaler digitaler Player behaupten und benötigen daher "faire Wettbewerbsbedingungen", unter anderem im Zusammenhang mit der Plattformökonomie.
Vor allem die zunehmende Macht großer internationaler Buchungsplattformen machen der Tourismuswirtschaft zu schaffen. Die Sorge ist, dass Wertschöpfung zunehmend ins Ausland abwandert.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, hatte bei einem "Tourismusgipfel" im vergangenen November "faire Wettbewerbsbedingungen" gefordert. Traditionellen Unternehmen würden oft immer noch strengere Vorgaben gesetzt als der digitalen Konkurrenz.
Die Branche fordert von der Politik außerdem seit langem Entlastungen, etwa bei Bürokratie und im Arbeitsrecht. Sie verlangt eine Flexibilisierung der Arbeitszeitgesetze. Die starre tägliche Höchstarbeitszeit im Arbeitszeitgesetz sei nicht zeitgemäß, hatte Frenzel gesagt.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland in Deutschland nach Zahlen des Statistisches Bundesamtes um 4 Prozent auf den Bestwert von 477,6 Millionen gestiegen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte aber betont, die Ertragssituation in der Branche bleibe durch weiter steigende Betriebs- und Personalkosten angespannt. Hinzu komme der Fachkräftemangel. (dpa/ad)