8 statt 100 Dienstleister
Die Multi-Sourcing-Strategie der Allianz
Die vier strategischen Plattformen
Heute ist die Applikationsvielfalt der Allianz jedenfalls auf vier strategische Business-Plattformen reduziert. Im Bereich Kernversicherungssysteme und Customer Interaction setzt die Versicherungsgruppe auf drei selbst entwickelte Applikationen: ABS für Europa, Opus für Asien sowie ePac für die iberischen Länder und Südamerika. Die Portale für die Kundenkommunikation basieren auf Open-Source-Software. Im Bereich ERP & Finance setzt man im Wesentlichen auf die SAP-Plattform, und das Thema Business Intelligence (BI) bearbeitet die Allianz mit der Plattform des amerikanischen Anbieters SAS. Außer den gesetzten Plattformanbietern SAP und SAS haben IT und zentraler Einkauf weitere sechs global agierende IT-Dienstleister als Lieferanten im Bereich Anwendungsentwicklung und Wartung gelistet.
Für den Bereich Kernversicherungssysteme sind das neben Accenture und Capgemini die beiden in Indien beheimateten Lieferanten Hindustan Computer Limited (HCL) und Tata Consultancy Services (TCS). Im Aufgabengebiet ERPERP & Finance verlässt sich die Allianz auf Accenture, Ciber, IBMIBM und für Spezialbereiche SAPSAP. Um das Thema BI kümmern sich als strategische Partner Accenture, Capgemini, TCS und der Plattformanbieter SAS, auch hier wiederum für spezielle Bereiche. Um jedoch auch genügend IT- und Implementierungs-Know-how im eigenen Haus zu behalten, schreiben die hausinternen Multi-Sourcing-Regeln vor, dass künftig 20 Prozent jedes fremdgesourcten Projekts vom internen Dienstleister der Allianz in Indien geleistet werden. Alles zu ERP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de
Schneider und Burri ergänzen sich in ihrem Treiben offensichtlich gut. Während Schneider mit Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen die IT-Strategie entwickelt und ihre globale Umsetzung und Einhaltung sicherstellt, versteckt der gelernte IT-ler Burri sein Einkaufs-Know-how hinter gut sitzender schweizerischer Verbindlichkeit. Man kann sich gut vorstellen, dass die beiden jeden noch so ausgekochten Vertriebsverantwortlichen ins Schwitzen bringen. Diesen kombinierten Vendor-Schreck hat die Allianz zum Programm erhoben. Durch den Schulterschluss zwischen IT und zentralem Einkauf kann sie den Wunsch der Tochtergesellschaften auf Qualität zu angemessenen Preisen besser durchsetzen.
Dabei hilft ihr die enorme Einkaufsmacht. Die Versicherungsgruppe hat im Jahr 2010 rund 2,3 Milliarden Euro für IT ausgegeben. Die 250 operativen Einheiten verfolgen eine einheitliche Strategie: „Wir haben uns vorgenommen, die bestmöglichen Economies of Scale, Skill and Scope zu heben“, postuliert Schneider und pocht auf Professionalität, Disziplin und Komplexitätsreduktion.
-
Professionalität bedeutet dabei, dass IT und Einkauf sich auf die Dinge konzentrieren, die sie beherrschen. "IT-ler sind entgegen ihrer Selbsteinschätzung meistens keine guten Verhandler, und Einkäufer sind keine IT-Spezialisten", so Schneider.
-
Disziplin heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass sich alle weltweit verteilten Organisationseinheiten der Allianz-Gruppe an den einmal gewählten Weg, die Methode und die Regeln halten.
-
Komplexitätsreduktion bedeutet, verbindliche Standards einzuführen und den früheren Zoo an Plattformen und Anwendungen auf eine global handhabbare Menge zu reduzieren. "Komplexität skaliert nicht", spricht Schneider.