Telekom-Bilanz
Die Telekom, Höttges und die Steckerleiste
Für Tim Höttges hätte die Bilanz 2013 zum Start seiner Amtszeit als oberster Lenker der Deutschen Telekom kaum besser ausfallen können: Umsätze steigen, Verluste wurden in Gewinne verwandelt, das deutsche Mobilfunkgeschäft brummt und als wichtigste Nachricht - die über Jahre geschundene Tochterfirma T-Mobile US fasst wieder Tritt. Die Telekom habe einen Lauf, sagt Höttges und beteuert: "Alles, was wir in den USA getan haben, hat den Wert des Unternehmens dramatisch verbessert".
Seit Jahresanfang sitzt der frühere Finanzchef der Telekom im Chefsessel. Mit seinem Vorgänger René Obermann hatte Höttges über mehrere Jahre den Bonner Konzern umgebaut und den einen oder anderen Deal eingefädelt. Obermann hatte vor über einem Jahr überraschend seinen Rücktritt angekündigt.
Eine Einarbeitungszeit gönnt sich der schlaksig und hochgewachsene Höttges nicht und er hat sie auch kaum nötig. Er kennt den Bonner Konzern wie seine Westentasche. Der 51-jährige studierte Betriebswirt kam bereits im Jahr 2000 zur Telekom, zunächst als Geschäftsführer für FinanzenFinanzen und Controlling der deutschen Telekom-Tochter T-Mobile. 2006 holte Obermann den Manager, mit dem er auch persönlich befreundet ist, in den Konzernvorstand. Top-Firmen der Branche Finanzen
Jetzt steht Höttges auf dem Podium, ganz oben als Vorstandschef, und muss die Bilanz verantworten. Seine neue Rolle ist für den Telekom-Chef augenscheinlich noch etwas ungewohnt: "Ich bin doch kein Fotomodell", kommentiert er das nicht endende Blitzlichtgewitter der Kameras. Doch dann ist er schnell beim Thema. Er warnt vor der Überregulierung der Märkte in Europa, worunter besonders die ehemaligen Staatskonzerne zu leiden hätten. Wenn die Gängelei nachließe, wäre die Telekom auch in der Lage, den Breitbandausbau schneller voranzutreiben.
Und dann legt Höttges ohne Redemanuskript die Telekom-Strategie der Zukunft dar. Nur ab und zu streift sein Blick den Teleprompter. Der fast einstündige Vortrag ist gespickt mit Daten und Zahlen. Es geht um Kunden- und Markttrends, um die explodierende Datenflut in den Netzen, die großen Herausforderungen der Telekom-Branche beim Netzausbau, um Milliarden-Investitionen - und um die Steckerleiste.
Die Steckerleiste steht in der Telekom-Strategie sinnbildlich für eine neue Internetdienste-Plattform. Telekom-Partner sollen ihre Anwendungen direkt in das schnelle Telekom-Netz bringen und damit für zusätzliche Einkünfte sorgen. Mit ihren Diensten, erläutert Höttges, könnten die Partner an diese Plattform einfach andocken.
Für den Ausbau der Netze muss die Telekom Milliarden-Summen bewegen. Das gilt für die LTE-Netze im Mobilfunk, für Glasfaser oder die Vectoring Technik. Dabei sind die Ziele, die sich Höttges setzt, keineswegs bescheiden: "Wir wollen ein integrierter Telekomanbieter werden, der führende in Europa." (dpa/rs)