Yeedi Mop Station im Test
Duell der Saugroboter - Alt gegen Neu
Robbi, in Analogie zu dem Kinderbuch und der 1970er-Jahre-Fernsehserie Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, hatte sich in den letzten zehn Jahren einen festen Platz im Haushalt erobert. Unermüdlich putzte der Saugroboter - von seinem Erbauer Samsung als NaviBot SR-8855 vermarktet - die heimische Wohnung. Dabei fand Robbi allerdings auch optimale Arbeitsbedingungen vor: Überall glatte Böden aus Parkett, Kork, PVC oder Fliesen, nirgends störten hochflorige Teppiche oder andere Gemeinheiten das Roboterleben.
Im Gegenzug bedankte sich Robbi durch ein genügsames Leben. Vom regelmäßigen Austausch des Akkupacks alle zwei bis drei Jahre abgesehen, glänzte der Saugroboter durch ein reparaturfreies Leben. Sicher, er hatte so seine Marotten, wie etwa den Heißhunger auf herunterhängende Kabel, die er mit Begeisterung um seine Bürsten wickelte, um dann piepsend nach menschlicher Hilfe zu rufen. Ein anderes seiner Talente war, sich an allen unmöglichen Stellen (unter dem Sofa, zwischen den Stuhlbeinen eines Stuhles) festzufahren, um wiederum piepsend auf sich aufmerksam zu machen.
So hätte das Roboterleben eigentlich sorglos weitergehen können. Doch im Sommer 2021 drohte Ungemach, als der Autor dieser Zeilen nach seinem Urlaub ein riesiges Paket der Firma Yeedi in seinem Büro vorfand. Bei Yeedi handelt es sich um ein 2019 gegründetes, chinesisches Start-up, das Saugroboter baut. Dementsprechend entpuppte sich der Inhalt des Pakets dann auch als Saugroboter beziehungsweise, um genau zu sein, als Wisch-Saugroboter.
Yeedi Mop Station: Das Prinzip des Wischroboters
Ein wischender Saugroboter ist im Jahr 2021 per se nun nichts Ungewöhnliches mehr, doch der chinesische Newcomer wartet mit einigen Besonderheiten auf. Während andere RoboterRoboter sonst nur mit einem feuchten Tuch den Boden reinigen, verfügt die Yeedi Mop Station über zwei richtige, rund 13 Zentimeter große Mops, die zudem noch mit rund 180 U/min rotieren und dabei mit rund einem Kilogramm (10 Newton) auf den Boden gedrückt werden. Alles zu Roboter auf CIO.de
Der eigentliche Clou ist aber, dass der Roboter während der Reinigung in seine Station zurückfährt und seine Wischmops dort selbstständig mit frischem Wasser reinigt. Schließlich wischt man ja auch nicht mit einem Lappen die ganze Wohnung, ohne ihn zwischendurch zu säubern. Zur Mopreinigung verfügt die Ladestation über einen 3,5 Liter großen Frischwassertank und einen ebenso großen Schmutzwassertank, in den dann das Brauchwasser gepumpt wird. Die Krönung ist, wenn der Roboter seine Arbeit komplett beendet hat: In der Station werden die feuchten Mops dann von einem Gebläse noch "gefönt", um einer eventuellen Schimmelbildung vorzubeugen.
Yeedi Mop Station im Test: Alt gegen Neu
Angesichts solcher Features war klar: Robbi macht seit 10 Jahren zum ersten Mal Urlaub und der Youngster soll zeigen, was er so draufhat. Um es gleich vorwegzunehmen, im Generationenvergleich hat Robbi gegen den Youngster, von mir Jedi getauft, da Yeedi im deutschen doch etwas komisch auszusprechen ist, keine Chance.
Saugleistung
Schon beim Saugen musste sich Robbi dem jüngeren Konkurrenten geschlagen geben. Der Youngster überzeugt nicht nur mit einer höheren Saugkraft - der Hersteller gibt eine Saugleistung von 2500 Pascal (Pa) an -, sondern putzte auch in den Ecken gründlicher als Robbi. Zudem ist Jedi, wenn er nicht auf der höchsten von vier Stufen saugt, deutlich leiser als der Oldie. Wie das Samsung-Modell verfügt auch das Yeedi-Gerät über einen Hepa-Filter für den Staubbehälter.
Was dabei weniger gut gefällt ist, dass der Behälter relativ klein ausfällt, weshalb er nach jeder Reinigung geleert werden sollte. Benutzer, die mit einer Anschaffung liebäugeln, weil der Roboter regelmäßig die Tierhaare der Haustiere beseitigen soll, werden damit wohl kaum glücklich werden. Versöhnlich stimmt dagegen wieder eine andere Lösung: Direkt auf dem Staubbehälter ist eine kleine Reinigungsbürste mit Messer angebracht, um die Saugbürste zu reinigen oder festgewickelte Flusen, Haare etc. abschneiden zu können. Bei Robbi lag das entsprechende Tool nur lose dabei.
Navigation in der Wohnung
Doch die Saugleistung ist bei einem Roboter nur die halbe Miete, ebenso spannend ist, wie sich das Gerät in der Wohnung zurechtfindet und mit Hindernissen, Kabeln etc. umgeht. Wie Robbi setzt Jedi bei der Navigation auf ein nach oben gerichtetes Kamerasystem, das sich an der Zimmerdecke orientiert. Zwar sind die Lasersysteme anderer Roboter sicherlich präziser, dafür erkauft man sich diese Präzision meist mit einem, auf dem Gehäuse aufgesetzten Laserturm, so dass diese Modelle höher bauen.
Genügend Licht vorausgesetzt, hatte Jedi bei uns keine Probleme, seinen Weg zu finden. Erstaunlich dabei war, wie genau der Roboter in Ecken fuhr und wie sanft er mit Hindernissen umging. Robbi war in diesem Bezug ein wahrer Rabauke, der Hindernisse in bester Boxauto-Manier anging, getreu dem Motto "Platz da, hier komme ich".
Auch beim Handling von herunterhängenden oder teilweise herumliegenden Kabeln legte Jedi eine stoische Ruhe an den Tag: In 90 Prozent der Fälle ignorierte er sie einfach, während Robbi sie mit fast hundertprozentiger Sicherheit um seine Reinigungsbürsten wickelte und dann den Dienst quittierte. Ein weiterer Pluspunkt ist die relativ kompakte Bauweise des Yeedi-Modells. So kam er zwischen Stuhlbeinen hindurch, bei denen Robbi passen musste. Ein kleiner Unterschied, der im Alltag eine große praktische Bedeutung hatte: Mussten an den Reinigungstagen die Stühle für Robbi gezielt so platziert werden, damit dieser genügend Platz hatte, konnten sie für Jedi einfach an Ort und Stelle bleiben.
Dafür nervte Jedi mit einer anderen Eigenart. In etwa zehn Prozent der Fälle fand er den Weg zu Lade-/Reinigungsstation nicht mehr und torkelte wie ein betrunkener Oktoberfest-Besucher durch die Gegend, um nach zig Irrläufen dann endlich sein Heim zu finden. Hier zahlt sich aus, das Yeedi einen 5400 mAh großen Akku verbaut hat, so dass dem Suchenden unterwegs nicht einfach der Saft ausging. Und noch ein Manko offenbarte sich. Während Robbi ein wahrer Klettermaxe war, der selbst vor dem Sockel einer Stehlampe nicht halt machte, scheiterte Jedi schon an 1,5 Zentimeter hohen Türschwellen.
Nasswischen
Die Paradedisziplin des Jedi ist seine Wischfunktion. Bevor der Roboter mit seiner Arbeit beginnen kann, muss der 300ml fassende Tank des Jedi mit Wasser befüllt werden, ebenso der 3,5 Liter fassende Frischwasserbehälter der Basisstation. In der Station werden die Wischmops dann mit dem Frischwasser noch einmal gewaschen, bevor der Roboter loslegt. Beim Wischen selbst hat der Benutzer die Wahl zwischen drei Feuchtigkeitsstufen.
Wir fuhren mit der mittleren Stufe bei Holzböden ganz gut, während wir für Fliesen und PVC die höchste Stufe wählten. Beim Wischen hinterlässt das Gerät eine leichte Feuchtigkeitsspur, die nach fünf bis zehn Minuten trocken ist. Schlieren entstanden dabei keine. Wunder in Sachen Putzleistung sollte der Benutzer dabei allerdings nicht erwarten. Jedi führt eine solide Grundreinigung durch, bei der auch der eine oder andere Flecken auf dem Boden beseitigt wird. An eingetrockneten, hartnäckigen Schmutzflecken scheitert er aber.
Selbstreinigung
Etwa alle zehn Minuten fährt der Roboter während des Putzvorgangs in die Station zurück, um die Mops zu waschen. Hierzu befindet sich im hinteren Teil der Station ein kleines Becken mit geriffelten Erhebungen. In dieses wird Frischwasser gepumpt. Dann lässt der Roboter seine Mops drehen, um sie so zu säubern. Nach kurzer Zeit wird dann das Schmutzwasser abgepumpt und der Vorgang mehrmals wiederholt, bevor Jedi wieder auf Tour geht. Hat der Roboter seinen Reinigungsauftrag erfüllt, werden die Mops nach Rückkehr zur Station erneut gewaschen.
Die anschließende Lufttrocknung dauert dann etwa sechs Stunden, wobei das Gebläse recht leise ist. Trotz automatischer Selbstreinigung sollten die Mops regelmäßig in die Waschmaschine, denn ganz sauber werden sie in der Reinigungsstation nicht. Was aber kein Beinbruch ist, denn in einem "Geheimfach" auf der Vorderseite verbergen sich zwei Ersatzmops sowie eine Bürste zur Reinigung des Schmutzwassertanks. Um unangenehme Gerüche zu vermeiden, sollte dieser nach jedem Reinigungsvorgang geleert werden.
Einrichtung
Bevor Jedi loslegen kann, muss erst einmal das System eingerichtet werden. Eine Infrarot-Fernbedienung sucht man hierfür vergebens, 2021 erfolgt dies wie üblich per App (Android und iOS). Zuerst gilt es, einen Standort für die in weiß gehaltene Reinigungsstation zu finden, die mit 40 x 40 Zentimeter und einer Höhe von rund 45 Zentimetern nicht gerade zierlich ausgefallen ist. Und dieser Ort sollte mit Bedacht gewählt werden. Wird später nämlich die Station woanders hingestellt, so ist eine erneute Kartierung der Wohnung fällig.
Zur Einrichtung muss der Benutzer einen Account bei Yeedi erstellen. Die Station wird dann in einer Liste ausgewählt. Für die weitere Kommunikation benötigt das Gerät zwingend ein WLAN, das im 2,4-Ghz-Bereich funkt. In unserem Dual-WLAN, das sowohl mit 2,4 Ghz als auch 5 Ghz funkt, beschwerte sich der Einrichtungsassistent, dass er ein 5-Ghz-WLAN gefunden habe und dazu nicht kompatibel sei. Mit einem beherzten Klick auf "Weiter" ließ sich die Einrichtung dennoch fortsetzen. Nach Eingabe des WLAN-Kennworts erzeugt die App einen QR-Code. Dieser wird dann von der Kamera des Roboters gescannt, der auf diese Weise die Daten zum WLAN-Login erhält.
App-Steuerung
Als nächster Programmpunkt steht dann die Kartierung der Wohnung an. Vor Beginn dieser Arbeit sollten möglichst alle Dinge auf dem Boden beiseite geräumt sowie Stühle hochgestellt werden, damit der Roboter eine möglichst genaue Karte der Wohnung generieren kann. Ein Vorgang, der etwa eine Stunde dauerte. Später im laufenden Betrieb ist es dann egal, ob Gegenstände auf dem Boden stehen - diese werden umfahren. In der so generierten Karte können den einzelnen Zimmern nun Bezeichnungen zugewiesen werden. Ebenso kann für jedes Zimmer getrennt die Reinigungsintensität eingestellt werden: Soll der Raum einmal oder zweimal gereinigt werden? Mit welcher der vier Leistungsstufen wird gesaugt? Wie hoch soll die Wasserdurchflussrate für die Mops sein? Des Weiteren lasen sich in der App Reinigungspläne für jedes Zimmer einzeln erstellen, so dass der Roboter etwa auch in Abwesenheit seiner Arbeit nachgeht.
Zudem kann eine Reinigung direkt in der App gestartet werden oder per Sprachbefehl über Alexa, denn es existiert ein entsprechender Yeedi-Skill. Darüber hinaus lassen sich im Menü der App Punkte wie die Sprachausgabe, Nachtruhe, No-Go-Area etc. einstellen. Zudem informiert die App über den Verschleiß von Filter, Wischmops oder Reinigungsbürsten. Bleibt der Roboter einmal hängen, dann teilt dieser sein Problem nicht nur per Sprachausgabe mit, sondern die App informiert per Message auf dem Smartphone und gibt gleichzeitig eine Hilfestellung zur Lösung des Problems. Insgesamt begleitete uns die App im Umgang mit dem Roboter gut, so dass ein Blick in die gedruckte Anleitung nie notwendig war.
Yeedi Mop Station kaufen - oder nicht?
Kaufen oder nicht? Der Technik-Freak und Putzmuffel beantwortet die Frage mit einem klaren Ja. Zu verlockend ist der Gedanke, automatisch eine saubere Wohnung zu haben und nur alle paar Wochen einmal in den Ecken nachwischen zu müssen, in die der Roboter nicht kommt. Der nüchtern kalkulierende Schwabe tangiert dagegen zu einem Jein. Gibt es doch einige Punkte, die an der Yeedi Mop Station störten, wie etwa der sehr kleine Staubbehälter.
Schöne wäre es auch gewesen, wenn der Hersteller etwa gleich eine automatische Absaugstation für den Staubbehälter integriert hätte. Und wenn wir schon bei Wünschen sind: Warum lässt sich der Wassertank des Roboters nicht automatisch befüllen? Vielleicht sind das ja Ideen für die nächste Generation der Yeedi Mop Station. Und Robbi? Tja, für den beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt im Haushalt eines anderen Familienmitglieds, denn der Oldie war der jüngsten Robotergeneration in Sachen Reinigungsleistung, Geräuschentwicklung und Bedienungskomfort klar unterlegen.