Gebrauchte Software

Echte Schätzchen aus zweiter Hand

02.05.2005
Seit knapp fünf Jahren darf bereits genutzte Software weiterverkauft werden. Doch noch stagniert der Markt. Der Grund: Hersteller tun alles, um das Geschäft der Zukunft zu behindern.

Bernd Hilfers hat jede Menge Geld gespart. Der IT-Chef der Supermarktkette Edeka in Nordrhein-Westfalen hat für seine 750 Geschäftskunden MicrosoftMicrosoft Office Professional angeschafft - allerdings nicht die neueste Version. Vom Listenpreis beim Hersteller IBMIBM ausgegangen habe er 66 Prozent gespart, sagt der Handels-IT-Mann. 92 000 Euro hat Hilfers für die 750 Lizenzen ausgegeben - ein gutes Geschäft für den 60-jährigen Mann, der schon als 13-Jähriger bei Edeka die Regale gefüllt hat und die Tricks der Händler kennt.

Der Markt für gebrauchte Softwarelizenzen ist jung und entsprechend umkämpft. Dirk Lynen vom Aachener Spezialisten Secondsoft hatte noch als Student vor neuneinhalb Jahren damit begonnen. Heute schreibt er mit seiner Drei-Mann-Firma etwa zwei Millionen Euro Umsatz. Er teilt sich das Geschäft unter anderem mit der ebenfalls in Aachen ansässigen Firma Susensoftware, dessen Geschäftsführer Axel Susen zunächst über den Online-Verkaufskanal Ebay mit dem Softwarehandel anfing und sich inzwischen auf Microsoft und SAPSAP spezialisiert hat. Edeka-Mann Hilfers hat das Geschäft mit Usedsoft abgeschlossen, einem Münchener Unternehmen, das Ende 2003 in das Geschäft mit Second-Hand-Software einstieg.

Usedsoft macht sich das Geschäft einfach: Mit Herstellern der "weichen Ware" setzt sich Geschäftsführer Peter Schneider, der sich seit zehn Jahren als "Software-Broker" betätigt, erst gar nicht an einen Tisch. Stattdessen verlässt er sich auf das für den HandelHandel von gebrauchten Lizenzen maßgebliche Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 6. Juli 2000 - dem Geburtstag von juristisch abgesicherten Second-Hand-Software-Geschäften in Deutschland. Darin heißt es im Leitsatz: "Ein Softwarehersteller, der eine Programmversion in Verkehr gebracht hat, kann einem Händler, mit dem er keine Vertragsbeziehungen unterhält, nicht vorschreiben, so genannte OEM (Original Equipment Manufacturer)-Software ausschließlich zusammen mit neuen PCs zu verkaufen." Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de Top-Firmen der Branche Handel

SAP, Oracle, Navision und Autodesc mauern

Kläger Microsoft, damals mit Staranwälten aus den USA angereist, musste die Niederlage gegen den Autokonzern BMW anerkennen. Seitdem ist es für Unternehmen hierzulande juristisch unverfänglich, gebrauchte Software zu erwerben und einzusetzen - zum Ärger von Herstellern wie SAP, OracleOracle, Navision und Autodesk. Usedsoft-Mann Schneider geht dem Konflikt mit ihnen aus dem Weg und besiegelt den Vertragsabschluss mit seinen Kunden direkt über einen Notar. Alles zu Oracle auf CIO.de

Secondsoft-Chef Lynen verhandelt wie Susen direkt mit dem Hersteller. Er hat sich inzwischen vom Geschäft mit SAP, Oracle und Autodesk weitgehend verabschiedet und konzentriert sich auf Betriebssysteme und auf die Serverpalette von Novell und Microsoft - SQL 7, NT-Server, Windows 2000: "Produkte, die der Handel nicht mehr hat", so Lynen, der stolz darauf ist, dass Microsoft ihn inzwischen sogar hier und da vermittelt. Er habe die "gnadenmäßigen Ausnahmegenehmigungen" einiger Hersteller satt, so Lynen.

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