Schweinefleischgigant
Größte chinesische Übernahme in USA stößt auf Misstrauen
Der chinesische Investor fürchtet in den USA eine protektionistische "Schweinerei". Sechs Wochen nach der Ankündigung der Übernahme des weltgrößten Schweinefleischerzeugers Smithfield Food durch den chinesischen Nahrungsmittelkonzern Shuanghui International stößt der Deal auf politische Hürden im US-Kongress. Es wäre mit 4,7 Milliarden US-Dollar (3,66 Mrd Euro) die bisher größte chinesische Investition in den USA - und weckt deswegen besonderes Misstrauen.
Es geht den Kritikern vage um einen befürchteten Ausverkauf der US-Landwirtschaft, Sorgen um die Sicherheit der Nahrungsmittelkette und am Ende sogar um Gefahren für die nationale Sicherheit der USA, über die noch das Komitee für Investitionen in den USA (Cfius) befinden muss. An diesem Mittwoch hat das Landwirtschaftskomitee des Senats in Washington zu einer ersten Anhörung eingeladen.
Das Komitee will prüfen, ob der Verkauf der Traditionsmarke nach China eine Gefahr für Nahrungsmittelstandards in den USA darstellt und ob für solche Übernahmen strengere Regeln gelten sollten. Weder Smithfield noch Shuanghui verstehen die Aufregung, weil das Ziel der Übernahme eigentlich ist, angesichts sinkender Nachfrage in den USA mehr amerikanisches Schweinefleisch nach China zu exportieren.
Chinas Schweinezüchter können die steigende Nachfrage durch den wachsenden Wohlstand der chinesischen Mittelklasse nicht befriedigen. Das Milliardenvolk verbraucht mehr Schweinefleisch als jedes andere der Welt. Nach Mexiko und Japan ist China schon heute der drittgrößte Abnehmer von amerikanischem Schweinefleisch.
Schützenhilfe erhält Chinas größter Fleischverarbeiter vom Handelsministerium in Peking. "Wir hoffen, dass die USA mit dem Zusammenschluss gerecht und vernünftig umgehen", sagte ein Sprecher. Die Senats-Anhörung diese Woche fällt ausgerechnet mit einer neuen Runde des strategischen und wirtschaftlichen Dialogs zwischen China und den USA zusammen, zu dem Chinas oberster Außenpolitiker Yang Jiechi und Vizepremier Wang Yang nach Washington kommen.
Tief sitzt in China die Verärgerung, dass die USA schon andere Übernahmen verhindert haben. So etwa 2005 die Pläne des chinesischen Ölkonzerns CNOOC, das Öl- und Gas-Unternehmen Unocal zu übernehmen. Damals wurden Sicherheitsbedenken bemüht. Aus ähnlichen Gründen bekommt auch der sonst weltweit tätige chinesische Telekomriese Huawei in den USA kaum ein Bein auf die Erde.
Aus chinesischer Sicht erscheint das als reiner Protektionismus - und das Misstrauen gegen Shuanghui wird auch nicht anders verstanden. Niemand in China leugnet, dass das Land Probleme mit Lebensmittelskandalen hat. Verunreinigtes Babymilchpulver ließ 2008 rund 300 000 Säuglinge an Nierensteines erkranken. Sechs starben. Gemüse, Obst oder Tee sind häufig mit Chemikalien belastet. Auch wurde 2011 bei einer Shuanghui-Tochterfirma der verbotene Wirkstoff Clenbuterol entdeckt, der Schweinefleisch magerer machen soll.
Aber China sorgt sich seinerseits um umstrittene Wirkstoffe in importiertem Fleisch. So ist das Wachstumshormon Ractopamin, das Fleisch fettarmer macht, zwar in den USA erlaubt, aber in China nicht - ähnlich wie in der Europäischen Union. Knapp die Hälfte der Tiere, die Smithfield verarbeitet, sind allerdings frei von Ractopamin, was den Schweinefleischerzeuger für die Chinesen erst attraktiv macht.
Das lässt sich die in Hongkong ansässige Shuanghui Holding insgesamt 7,1 Milliarden US-Dollar kosten. Neben der Barzahlung von 4,7 Milliarden US-Dollar werden auch die Schulden von Smithfield übernommen. Die Finanzierung stellen Bank of China und Morgan Stanley sicher. Die Chinesen versichern, die amerikanische Traditionsfirma mit seinen 46 000 Mitarbeitern in 26 US-Staaten, Mexiko und zehn europäischen Ländern nicht umkrempeln zu wollen.
Doch gibt es Widerstand auch auf lokaler Ebene. Acht Bundesstaaten verbieten ausländischen Besitz von landwirtschaftlichen Flächen. In jedem von ihnen gibt es Schlachtereien oder Fleischverarbeitung von Smithfield. Sollte der Kongress grünes Licht für die Übernahme geben, steht das Unternehmen als Tochter eines chinesischen Konzerns vor einem Haufen rechtlicher Probleme - die allerdings als lösbar gelten. Dann müssten die Grundstücke halt gemietet werden, heißt es. (dpa/rs)