Gartner
Günstigere Smartphones verändern die Branche
Das wachsende Angebot technisch hochgerüsteter SmartphonesSmartphones in der mittleren Preisklasse setzt laut Marktforschern das Geschäft mit teuren Telefonen stark unter Druck. Die Geräte für 300 bis 400 Euro oder Dollar hätten "die meisten attraktiven Funktionen, die man früher nur im Premium-Segment fand", sagte Roberta Cozza von Gartner. "Also gibt es für die Nutzer weniger Anreize für ein Upgrade." Viele blieben auch beim nächsten Smartphone im mittleren Preissegment, "weil die Geräte für sie gut genug sind". Zugleich behielten die Nutzer ihre Telefone immer länger: Aktuell seien es im Schnitt 2,6 Jahre und bis 2023 würden es 2,8 Jahre sein. Alles zu Smartphones auf CIO.de
Im mittleren Preissegment gäben chinesische Anbieter den Ton an, die mit ihren niedrigen Kosten Innovationen günstig anbieten könnten, betonte Cozza. Marktführer Samsung stehe dagegen vor den größten Herausforderungen: "Für ihre Nutzer ist es einfach, zu einer anderen Android-Marke zu wechseln." Auch bei Apple leide zwar der Verkauf der teuren iPhone-Modelle - aber die Apple-Kunden seien viel stärker im Ökosystem des Konzerns eingebunden.
High-End-Segment für Hersteller wichtig
Zugleich seien die teuren Modelle wichtig für alle Hersteller, weil sie lukrativer seien. Auch ein Anbieter wie Huawei brauche das High-End-Segment, um die Forschungsinvestitionen zurückzuverdienen. Ein neuer Anreiz, sich wieder teurere Geräte zu kaufen, könne der superschnelle 5G-Datenfunk werden - "wenn Gerätehersteller und Netzbetreiber für Nutzer die Vorteile greifbar machen können".
In den aktuell superteuren Smartphones, die sich zu einem Tablet auffalten lassen, sieht Gartner dagegen noch auf Jahre ein Nischengeschäft bleiben. Im Jahr 2023 dürften 30 Millionen solcher Geräte verkauft werden, prognostizierte Gartner am Montag. Damit würden sie auch am Markt der teuren High-End-Modelle nur einen Anteil von etwa fünf Prozent haben. Insgesamt sehen die Marktforscher den jährlichen Smartphone-Absatz in den kommenden Jahren bei rund 1,8 Milliarden Geräten.
Verlässlichkeit und Robustheit unklar
Der aktuelle Preis von Auffalt-Smartphones sei mit mindestens 2.000 Euro so hoch, dass selbst die sogenannten "early adopter", die sich immer schnell die neueste Technik holten, zwei Mal nachdenken würden, sagte Cozza. Außerdem gebe es angesichts Displays mit Plastik- statt Glas-Oberfläche und der komplexen Falt-Gelenke noch offene Fragen zu Verlässlichkeit und Robustheit der Geräte.
Von den großen Smartphone-Anbietern haben bisher Samsung und Huawei für die kommenden Monate Telefone angekündigt, die sich zu einem Tablet auffalten lassen. "Wenn der Preis sinkt, hat die Geräteklasse das Potenzial, eine Welle von Upgrades auszulösen, aber nicht in den kommenden zwei, drei Jahren", sagte Cozza. Zugleich rechnet sie damit, dass mehr Anbieter mit solchen Telefonen in den Markt gehen - und dabei auch mit verschiedenen Geräteformen experimentieren. (dpa/rs)