Strategien


CIO Jan Brecht

KI ist bei Mercedes-Benz der Booster der Digitalisierung

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Demokratisierung der Daten: Per ChatGPT können Mitarbeiter künftig die Daten abrufen.
Demokratisierung der Daten: Per ChatGPT können Mitarbeiter künftig die Daten abrufen.
Foto: Mercedes-Benz

Wenn Sie das ganze strategisch bewerten: Ist KI einfach nur eine weitere Technik, die mehr Effizienz verspricht? Oder reden wir hier wirklich von einem Game Changer?

Jan Brecht: Generell gilt, wenn der quantitative Fortschritt groß genug ist, dann wird er auch zu einem qualitativen Fortschritt, also zu einem Game Changer. Und das sehe ich auch beim Thema KI, wo sich die Entwicklungen gerade signifikant beschleunigen. Es ist nicht so, dass generative KI irgendetwas grundlegend anders macht. Das eigentlich Neue ist, dass sich Vieles sehr viel schneller und effizienter erledigen lässt. In Summe wird das tatsächlich die Spielregeln ändern und Game Changing sein.

KI als Game Changer

Sie erwähnten vorhin als Beispiel für den KI-Einsatz den Dialog mit den Endkunden, den Mercedes-Benz gerade in UK vorantreibt. In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für KI - in der Produktion, im Marketing, im Verkauf oder in anderen Bereichen?

Jan Brecht: Wir haben uns mit dieser Frage sehr intensiv auseinandergesetzt und sowohl externe Studien analysiert als auch KI intern ausprobiert. Als Antwort auf Ihre Frage will ich drei Bereiche nennen. Zum einen ist es die bereits angesprochene Softwareentwicklung. Dort sehen wir sehr deutliche Effizienzsteigerungen, sei es auf der Engineering-Seite, also in der Fahrzeugentwicklung, oder auf der Enterprise-Seite.

In den USA hilft ChatGPT bereits bei der Fahrzeugbedienung.
In den USA hilft ChatGPT bereits bei der Fahrzeugbedienung.
Foto: Mercedes-Benz AG

Der zweite Bereich ist für mich der Dialog mit dem Kunden. Auf absehbare Zeit wird die direkte Interaktion der KI mit dem Kunden, wie sie gerade in UK ausprobiert wird, wohl noch die Ausnahme bleiben. Ich bin aber überzeugt, dass KI-Anwendungen helfen werden, das Kundenerlebnis weiter zu verbessern und Prozesse effizienter zu gestalten.

Ein weiterer Bereich, in den aber sicher noch viel Gehirnschmalz investiert werden muss, ist das parametrische Design im Engineering. Dort wird KI zu großen Produktivitätssteigerungen führen, weil sie den Menschen bei der Arbeit unterstützt.

Kommen wir noch einmal auf die Produktion zurück. Dort nutzen Sie, wie gesagt, ChatGPT in der MO360-Produktionsumgebung, und zwar im Zusammenspiel mit einem Analyse-Tool. Der Pilot läuft schon eine Weile, wie sind Ihre ersten Erfahrungen?

Jan Brecht: Das ist das Beispiel, das ich meinte, als ich vorhin davon sprach, Datenbanken mit natürlich-sprachigen Befehlen abzufragen. Die ersten Zwischenergebnisse sind sehr vielversprechend. Zumal wir sehen, dass es nicht nur von den IT-Experten angenommen wird, sondern auch von den Meistern auf dem Shopfloor.

Vielversprechende KI-Erfahrungen

In dem Use Case sehe ich auch viel Potenzial für andere Bereiche. Sie haben sicherlich die Entwicklung mitverfolgt: Früher waren AnalyticsAnalytics, Datenaufbereitung etc. zu hundert Prozent ein Expertengeschäft. Dann kam die Low-Code-Ära, in der sich die Beschäftigten selbst ein Dashboard zusammenklicken konnten. Und jetzt geht es mit generative AI tatsächlich noch einen Schritt weiter. Alles zu Analytics auf CIO.de

Für Data Worker offeriert das unternehmen vier spezielle Lernpfade: Data Product Owner, Data Engineer, Data Analyst und Data Scientist.
Für Data Worker offeriert das unternehmen vier spezielle Lernpfade: Data Product Owner, Data Engineer, Data Analyst und Data Scientist.
Foto: Mercedes-Benz

Man kann Datenstrukturen über die Tastatureingabe genauso wie über gesprochene Sprache sehr einfach abrufen und nutzen. Da geht die Reise hin. Die Datenqualität wird damit noch einmal wichtiger, aber das gilt ja sowieso überall.

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