ESG-Reporting
Mehr Daten, weniger Energieverbrauch
Der Hype um das Thema Sustainability versetzt IT-Entscheidungstragende am grünen Tisch nicht gerade in Goldgräberstimmung. Schließlich gibt es noch einiges zu koordinieren, bis die eigene Agenda zur Reduktion von CO2-Emissionen spruchreif wird. Wer sich allerdings frühzeitig einen Überblick darüber verschafft, wie wichtige Datenquellen für das Nachhaltigkeits-Reporting zusammengeführt werden können, ist im Vorteil.
Und da sitzt die IT im Driver-Seat, denn über ihren Tisch läuft erfahrungsgemäß die komplette Steuerung wichtiger Datenprozesse. Sie ist die entscheidende Instanz für das Gelingen der digitalen Transformation. Außerdem fungiert sie als Schnittstelle und Bindeglied, wenn es um den Datentransfer mit Kunden und Partnern geht. Also im Grunde das perfekte Zentrum für Effizienz, wenn es darum geht, den unternehmensweiten Energieverbrauch auszuweisen und zu reduzieren.
Die Zusammenführung der Daten ist eine Herausforderung
Um aber solche Einsparungen überhaupt in großem Stil nachweisen zu können, werden Unmengen an Daten benötigt, die kontinuierlich erhoben und klassifiziert werden müssen. An sich für die meisten noch kein Problem. Schwierig wird es erst dann, wenn dieses Datenmaterial an ganz verschiedenen Stellen oder in diversen Unternehmensbereichen sowie in unterschiedlicher Qualität vorliegt. Die Art der Daten reicht dabei von Quelldaten bis zu manuell ausgefüllten Excel-Tabellen. Ganz zu schweigen von deren Granularität. Das bedeutet, um Energieverbrauch sauber messen zu können, müssen Daten nicht nur aggregiert, sondern auch verifiziert werden.
Keine wirklich guten Voraussetzungen für ein möglichst standardisiertes ReportingReporting nach ESG-Vorgaben (Environmental, Social, Governance). Dabei nimmt das Thema der grünen Transformation langsam an Fahrt auf. Unternehmen (mit mehr als 250 Beschäftigten) sind ab dem 1. Januar 2025 angehalten, über ein umfassendes Reporting nachzuweisen, wie klimanachhaltig sie wirtschaften. Alles zu Reporting auf CIO.de
Corporate Sustainability Reporting Directive
Konkret müssen sie entlang der sogenannten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) regelmäßig darüber Auskunft geben, zu wie viel Prozent ihre Umsatzerlöse, Investitions- und Betriebsausgaben in Verbindung mit ökologisch nachhaltigen Tätigkeiten stehen. Damit ist Nachhaltigkeit in vielen Betrieben nicht mehr länger nur eine Frage der moralischen Haltung, sondern erhält einen monetären Wert. Denn reduzierte Emissionswerte bringen erhebliche Kostenvorteile.
Das scheint sich langsam herumzusprechen: Bei einer globalen Umfrage des Anbieters für Industriesoftware Aveva gaben 2021 neun von zehn Befragten an, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten beschleunigen zu wollen. Etwa 85 Prozent von über 850 Branchenfachleuten aus Europa, Asien und Amerika möchten innerhalb der kommenden drei Jahre ihre Investition in die digitale Transformation erhöhen, um die Klimaziele zu erreichen.
Daten zentral verwalten und kontextualisieren
"Der wichtigste Ausgangspunkt ist die Optimierung der Energieeffizienz, denn hier lassen sich am schnellsten messbare finanzielle Einsparungen realisieren. Aber dazu ist ein effizientes Datenmanagement unabdingbar", ergänzt Awraam ZapounidisAwraam Zapounidis, Vice President DACH & Eastern Europe bei Aveva. Seiner Ansicht nach geht es vor allem darum, anforderungsspezifisch Daten zu kontextualisieren, damit die richtigen Informationen zusammengetragen werden. Ein schöner Nebeneffekt: Die Umwandlung von Daten in wirtschaftliche Erkenntnisse kann neben dem Einsparen von CO2 auch die Rentabilität auf allen Unternehmensebenen verbessern. Profil von Awraam Zapounidis im CIO-Netzwerk
Sustainability-Datacloud und CO2-Dashboards bei Siemens
"Es sollte sichergestellt werden, dass alle Daten aus ganz unterschiedlichen Source-Systemen zentral verwaltet werden können", so Rainer Karcher, Global Head of IT and Sustainability bei Siemens. "Nur so kann eine auditsichere und effiziente Datenaggregation gewährleistet werden."
Um das zentrierte Datenmanagement in ein sauberes ESP-Reporting überführen zu können, haben Karcher und sein Team eine eigene Datacloud eingerichtet. Hierüber steuern sie Aggregation, Prozessmanagement sowie auch die einheitliche Datenqualität. Dafür sollten die unterschiedlichen Levels von Rohdaten im Auge behalten werden. "Geht es beispielsweise um den Wasserverbrauch, muss man die gelieferten Daten erst einmal umrechnen, um vergleichbare Werte zu erhalten", weiß Karcher. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, arbeitet sein Bereich daher mit sogenannten CO2-Dashboards. Sie schaffen Transparenz in sämtlichen Bereichen und gliedern die Angaben nach Typus (zum Beipiel Erdgas oder Elektrizität), Region und Verbrauchshistorie.
Henkel und Schneider Electric senken Energieverbrauch
Neben Siemens haben sich weitere Global Player wie Henkel und Schneider Electric konkret Gedanken dazu gemacht, wie sie Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen fördern und dabei gleichzeitig ihren Energieverbrauch senken können.
Henkel hat dafür gleich eine ganze Reihe von Initiativen unter dem Claim "Henkel 2020+" aufgesetzt. Das erklärte Ziel: bis 2030 dreimal effizienter werden, gemessen am CO2-Fußabdruck. Dabei bildet ein digitaler Hub die tragende Säule dafür, alle Maßnahmen kontinuierlich zu messen. "Wir haben ein System wie eine Art digitales Rückgrat implementiert und die bereits bestehenden Informationssysteme flexibel und bedarfsorientiert weiterentwickelt", erläutert Zapounidis. Darüber können alle Beteiligten ihre jährlichen Einsparungen einsehen. Im Einstiegsjahr 2020 betrugen diese bei Henkel bereits acht Millionen Euro.
Schneider Electric hingegen nutzte die zentrale Datenbasis, um seine Anlagen effizienter und nachhaltiger zu machen. Das Resultat: Reduktion des Wasserverbrauchs um 20 Prozent und eine Abnahme ungeplanter Ausfälle um immerhin sechs Prozent. (kf)