IT-Manager wetten

Mit dem Chip im Arm ins Freibad

06.02.2014
Von Dagmar Wörner

Ein weiteres mögliches Anwendungsgebiet für implantierte RFID-Chips ist die Zugangskontrolle, sei es als Schlüsselersatz, um Haus-, Auto- oder Safetüren zu öffnen, oder um den Zugang zum Handy oder zum Computer zu steuern. Sobald man in die Nähe der Geräte kommt, entsperren sie sich automatisch beziehungsweise fahren hoch. Hier würde sich ein Chip anbieten, der in die Hand implantiert ist. Durch Annähern der Hand an den eingebauten Scanner öffnet sich das Schloss automatisch.

Anwendung von RFID-Implantaten

Die bereits angedachten Szenarien gehen noch weit darüber hinaus. Beispielsweise ließe sich mithilfe eines Chips auch die Wohnungsbeleuchtung oder die Kaffeemaschine steuern: Betritt man die Küche, geht automatisch die Kaffeemaschine an - wobei der Nutzen zweifelhaft ist, denn wer will schon jedes Mal beim Betreten der Küche einen Kaffee trinken ...

Denkbar, allerdings in Deutschland sicher sehr schwer umzusetzen ist auch die Anwendung von RFID-Implantaten am Arbeitsplatz, um damit den Zugang zu gesicherten Bereichen zu steuern. In den USA soll es bereits Firmen gegeben haben, die Mitarbeiter chippen ließen. Heise-Online zufolge markierte die Videoüberwachungsfirma CityWatcher.com 2006 ihre Mitarbeiter mit unter die Haut eingepflanzten RFID-Transpondern. Wie die US-Bürgerinitiative Caspian herausfand, fordert das in Cincinnati ansässige Unternehmen seine Angestellten auf, sich drahtlos lesbare Kennzeichen der Marke VeriChip in den Körper injizieren zu lassen.

Ein Nachteil der Anwendung im Bereich Zugangskontrolle ist, dass der Chip keine kryptografische Sicherheit bietet. Ein Lesegerät kann die Information aus dem Chip relativ schnell auslesen, sodass Kriminelle einen weiteren Chip mit derselben ID-Nummer erzeugen können. Voraussetzung ist nur, dass man bis auf einen Meter an die gechippte Person herankommt.

Die größten Vorteile sind sicherlich, dass ein Chip nicht verloren gehen oder vergessen werden kann und er praktisch keinen Platz wegnimmt. Ein implantierter Chip ist nicht so leicht zu stehlen. Praktisch ist es allemal, wenn man zum Türöffnen keinen Schlüssel mehr benötigt oder sich für Handy und Computer keine PINs und Passwörter mehr merken muss.

Im Jahr 2004 bot der "Baja Beach" Club in Barcelona seinen VIP-Kunden an, sich einen VeriChip in den Arm injizieren zu lassen, um bargeldlos zu zahlen. Der Kunde konnte sein Konto bei dem Club aufladen und dann über die ID-Nummer im Chip seine Getränke bezahlen. Weitere Clubs, die diesen Service einführten, waren ein Ableger des "Baja Beach" Club in Rotterdam und die "Bar Soba" in Glasgow.

Einige BankenBanken haben bereits heute Funkchips auf ihren EC und Kreditkarten, mit denen der Kunde kontaktlos zahlen kann. Hierzu muss die Karte aufgeladen werden (in der Regel gibt es einen Maximalbetrag von 200 Euro). Wird für weniger als 20 Euro eingekauft, kann die kontaktlose Bezahlfunktion verwendet werden, indem der Käufer einfach die Karte vor das Lesegerät hält; ein zusätzliches Eingeben der PIN ist nicht mehr notwendig. So ähnlich funktioniert auch der Chip im Arm: Die 16-stellige ID-Nummer ist mit einem Konto verlinkt, von dem die zu bezahlenden Beträge dann abgebucht werden. Top-Firmen der Branche Banken

Führt man den Gedanken weiter, könnte der Chip auch als Ausweis dienen. Allerdings ist dies heute noch nicht möglich, da auf dem Chip nur eine ID-Nummer gespeichert werden kann, mit der vorab hinterlegte Informationen aus einer Datenbank abgerufen werden. Um die heutigen Ausweise zu ersetzen, müsste der Chip umfangreichere Daten speichern können. Undenkbar ist dieses Szenario jedoch nicht, die neuen Personalausweise nutzen bereits heute die gleiche Technologie, einen RFID-Chip. Allerdings kann auf die Informationen des Chips nur mit einer Geheimzahl zugegriffen werden, die sich aus der Seriennummer des Ausweises ergibt.

Zur selben Zeit wie in Barcelona ließen sich in Mexiko der Generalstaatsanwalt Rafael Macedo und 18 seiner Mitarbeit aus Sicherheitsgründen chippen, wie "Heise-Online" und "InformationWeek-Online" übereinstimmend berichteten. Dies diente zum einen als Zugangskontrolle zu vertraulichen Dokumenten und zum anderen zur problemlosen Identifizierung im Fall einer Entführung.

In Südamerika haben wohlhabende Eltern ihre Kinder aus Angst vor Entführungen chippen lassen. Wobei der Nutzen in diesem Fall fraglich ist: Für eine Ortung muss ein solcher Chip mit einem Peilsender verbunden werden, was derzeit in der implantierbaren Form der RFID-Tags noch nicht möglich ist. Aufgrund der geringen Reichweite des Senders müsste man darauf warten, dass sich die Gesuchten an vorinstallierten Lesegeräten vorbeibewegen. Hierzu müsste eine große Anzahl von Scannern in öffentlichen Bereichen vorinstalliert sein.

Nach dem Tsunami 2004 und auch nach dem Hurrikan Katrina 2005 wurden einigen der Todesopfer VeriChips implantiert, um sie später leichter und richtig identifizieren zu können. Im Gespräch waren implantierbare Chips auch zur Erleichterung der Identifikation von Attentatsopfern.

Im Internet wird der Chip im Arm kontrovers diskutiert, fundierte Zahlen und Fakten sind schwer zu bekommen. Die Bedenken wegen der Verwendung implementierter Chips betreffen unterschiedlichste Bereiche. Es schwirren zahlreiche Verschwörungstheorien und Orwellsche Überwachungsalbträume durchs Netz.

So steht der Chip im Verdacht, Krebszellen zu fördern beziehungsweise chronische Leiden auszulösen. In einer Zehn-Jahres-Studie wurde 2007 herausgefunden, dass sich bei einem bis zehn Prozent der Labormäuse und -ratten mit Mikrochip bösartige Krebszellen um das Implantat bildeten. Allerdings lassen sich diese Zahlen nicht ohne weiteres auf Menschen übertragen. Sicher ist, dass es derzeit keine Studien gibt, die die Sicherheit implantierter Chips belegen.

Weitere gesundheitliche Risiken, die im Raum stehen, sind die Gefahr elektrischer Schläge und Verbrennungen durch Reaktionen mit elektromagnetischer Strahlung (starken elektrischen Feldern) oder Kernspintomografen. Letztere könnten den Chip auch zerstören. Zudem wurde von Fällen berichtet, in denen der Chip im Körper gewandert ist.

Entscheidet sich ein Nutzer dafür, den Chip wieder loszuwerden, kann sich das in der Praxis als schwierig erweisen. Zwar könnte der Chip mit einem Gerät einfach deaktiviert werden, das Instrument selber würde dann aber weiter im Körper verbleiben. Eine weitere Option wäre, den Chip operativ zu entfernen. Auch das kann zu Problemen führen, da der Chip im Körper wandern oder sich um den Chip Narbengewebe bilden kann.

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