Gaudi trifft Kommerz
Nicht nur München profitiert vom Oktoberfest
Das erste Bierfass auf dem Münchner Oktoberfest wird erst in fünf Wochen angestochen, doch schon jetzt sprudeln die Umsätze rund um das weltgrößte Volksfest kräftig. Denn Dirndl, Lederhosen und Maßkrüge haben sich auch außerhalb Bayerns zu Verkaufsschlagern entwickelt. Vor allem der wachsende Internethandel heizt den weiß-blauen Wiesn-Boom seit Jahren an. In vielen Ecken Deutschlands locken außerdem Gastronomen im Frühherbst mit kleinen Ablegern der Münchner Riesen-Gaudi.
Für die bayerische Landeshauptstadt selbst ist das Oktoberfest ohnehin schon lange ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 1,1 Milliarden Euro brachten die 6,4 Millionen Wiesn-Besucher im vergangenen Jahr ein. Nur gut ein Drittel davon, nämlich 435 Millionen Euro, gaben sie für Fahrgeschäfte, Bier, Hendl und Co. direkt auf dem Fest aus. Der Löwenanteil dagegen kam dem Einzelhandel, der Hotellerie und Gastronomie sowie den Transportunternehmen zugute. So ließen sich die auswärtigen Festgäste im vergangenen Jahr alleine die Übernachtungen in München und Umgebung rund 400 Millionen Euro kosten.
In diesem Jahr könnten die Einnahmen noch etwas zulegen, zumal die Bierpreise mit 9,40 bis 9,85 je Maß wieder etwas steigen. Weit wichtiger für den Umsatz ist aber das Wetter: Wenn die Sonne scheint, strömen die Massen schon morgens in die Bierzelte und sonstigen Gastro-Betriebe auf der Theresienwiese, um einen der 114.000 begehrten Sitzplätze zu ergattern. Weit höher als die Erlöse an den 16 Festtagen sei aber ohnehin der weltweite Marketing-Effekt für München einzuschätzen, sagt ein Sprecher des Münchner Referats für Arbeit und Wirtschaft. "Das ist ein Standortfaktor, den man woanders nicht so leicht findet."
Der Wiesn-Boom kommt auch Menschen auf JobsucheJobsuche zugute: Rund 13.000 Arbeitsplätze gibt es auf dem Oktoberfest. Brauereien, Schausteller und andere Gewerbetreibende beschäftigen etwa 8.000 Mitarbeiter fest, die übrigen 5.000 finden als Saison-Arbeiter befristet einen Job. Das Fest ist beispielsweise für die zahlreichen Kellnerinnen schon angesichts der hohen Trinkgelder sehr lukrativ. Alles zu Jobsuche auf CIO.de
Aber auch findige Geschäftsleute nutzen das Oktoberfest als Einnahmequelle. Von der privaten Internet-Jobbörse bis hin zum Shuttleservice mit Stretch-Limousine finden Wiesn-Fans die unterschiedlichsten Angebote im Internet. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Versandhändlern, die Trachtenmode bekannter Marken ebenso im Sortiment haben wie Taschen und Schmuck im Wiesn-Look sowie Plüschtiere, Spiele und Lebkuchen-Herzen mit Wunsch-Beschriftung. Sogar Babyschnuller mit dem typisch weiß-blauen Rautenmuster gibt es zu Kaufen.
Umsatzzahlen zu solchen Oktoberfest-Accessoires sind zwar bisher nicht erfasst, doch verstärkt sich der Trend seit etwa zehn Jahren, sagt ein Sprecher des Handelsverbandes Bayern. Vor allem seitdem junge Leute das Oktoberfest als Event entdeckt hätten, kenne die Begeisterung kaum Grenzen.
Und die endet auch nicht vor den Toren Münchens. Das Oktoberfest, das eigentlich auf die Hochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern im Jahr 1810 zurückgeht, hat fast überall Anhänger. Ein knappes Fünftel der Gäste reiste zuletzt aus dem Ausland an, vor allem aus Italien, den USA, England und Australien, aber auch aus Kanada und Neuseeland. Wer sich das nicht leisten kann oder während der echten Wiesn vom 21. September bis 6. Oktober verhindert ist, muss selbst in entlegenen Gegenden auf die bayerische Riesenparty nicht verzichten: Mehr als 2.000 Oktoberfest-Kopien gibt es weltweit, von Hawaii bis in die Antarktis - Tendenz steigend. (dpa/rs)