Digitale Weihnachtsfeier
Tipps für die virtuelle Business Party
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die gute Nachricht zuerst: Während der Corona-Pandemie hat die Qualität von digitalen Events deutlich zugelegt. Wie zahlreiche Unternehmen mit Keynotes oder ganzen Hausmessen unter Beweis stellten, gelingt es mit etwas Aufwand, die Besucher zumindest virtuell für ein paar Stunden aus der Home-Office-Atmosphäre zu entführen. Um die soziale Interaktion ist es bei solchen Veranstaltungen aber eher mau bestellt. Es gibt kaum digitale Alternativen zu dem Plausch mit Tischnachbarn, dem kurzen Austausch mit einem früheren Kollegen oder dem späteren Umtrunk an der Bar. Vom Feiern in der Hotel-Lobby nach einem erfolgreichen Messetag ganz zu schweigen.
Mit innerbetrieblichen Veranstaltungen verhält es sich ähnlich: So funktioniert bei Zoom, Teams & Co. der Top-Down-Modus, etwa zur Bekanntgabe von Geschäftszahlen, der neuen Firmenstrategie etc. ganz gut. Ebenfalls der berufliche Austausch im Team. Aber die Kommunikation zwischen Kollegen bleibt am Rande solcher Events auf der Strecke oder findet über andere Kanäle statt.
Zugegeben: Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für Veranstaltungen wie die Firmen- oder Abteilungs-Weihnachtsfeier. Oft lässt es sich aber dennoch nicht vermeiden, das gemütliche Beisammensein nur virtuell stattfinden zu lassen. So besteht immer noch eine latente Gefahr, dass sich im Anschluss auf eine Feier die ganze Abteilung mit Corona ansteckt. Nicht zu vergessen, dass mancher Mitarbeiter im Zuge des Home-Office-Trend die Chance genutzt hat, das Landleben zu genießen und weiter weg gezogen ist.
Wir haben uns umgeschaut, welche Optionen es gibt, um dennoch miteinander feiern zu können.
Digitale Weihnachtsfeier mit Zoom, Teams & Co.
Von Team-Meetings gewohnte Tools wie Microsoft Teams oder Zoom auch für Feiern einzusetzen, ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Wer die letzten zweieinhalb Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat, ist mit den Lösungen und den gebotenen Funktionen vertraut, Kompatibilitäts- und/oder Bandbreitenprobleme wurden bereits in früheren Sessions erkannt und beseitigt.
Außerdem haben sich etliche Anbieter und Dienstleister Gedanken darüber gemacht, wie auf den beliebten Plattformen Weihnachts- und andere Feiern stattfinden können. So fördert die Google-Suche nach "virtuelle Weihnachtsfeier" zahlreiche Event-Firmen zu Tage, die sich auf die von Corona verordneten Bedingungen eingestellt haben und nun ihre Dienste digital über Zoom und andere Online-Tools anbieten.
Das Spektrum reicht dabei von moderierten Escape-Rooms über Kochkurse, Gin- oder Bierverkostungen bis hin zu Zaubershows und Live-DJs - Auswahl genug, um dem getrennten Beisammensein von Firmen oder Abteilungen eine besondere Note zu geben. Und bei Bedarf verschicken die Veranstalter gleich noch das passende Paket mit den benötigten Utensilien an die Mitarbeiter.
Oder Sie organisieren Ihre digitale Weihnachtsfeier gleich selbst und binden die Mitarbeiter zwecks Teambuilding bei der Erstellung der Weihnachtsplattform mit ein. Microsoft Deutschland gibt hierzu beispielsweise in seinem Christmas Playbook einige Anregungen, wie man Weihnachtsstimmung auch digital schaffen kann - alles mit "out of the box" verfügbaren Funktionen von Microsoft Teams. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet unter anderem ein Advents-Yoga, eine Backstube und eine Glühweinstube an. Zudem wird erklärt, wie man dazu auch eine selbst erstellte Power App oder Sharepoint-Seite einbinden kann. Microsoft gibt auch Tipps für Teams-geeignete Gesellschaftsspiele.
Alles zu kompliziert, zu teuer oder Sie sind einfach zu spät dran? Kein Problem: Wenn es primär darum geht, in kleiner Runde unter Social-Distancing-Kriterien zu feiern, reicht vielleicht die Schaffung kleinerer Chat-Bereiche, neudeutsch Breakout Rooms, bereits aus. Eine entsprechende Funktion, die es dem Organisator ermöglicht, ein Online-Meeting in Unterräume aufzusplitten und Teilnehmer einzelnen Räumen automatisch oder händisch zuzuweisen, wird Business-bedingt mittlerweile in nahezu allen Videokonferenzlösungen angeboten. Auf diese Weise kann man etwa über eine Art Speed-Dating dafür sorgen, dass auch Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen miteinander ins Gespräch kommen und sich nicht immer die gleichen Gruppen bilden.
Der kleine Haken bei den meisten Breakout-Rooms: Ist man nicht als Host oder Co-Host registriert, kann man nicht frei den Raum wechseln, sondern muss das vom Host erledigen lassen. Allerdings lassen sich beispielsweise bei Zoom beliebig viele Nutzer als Co-Hosts registrieren, bei Microsoft Teams ist die Anzahl der Co-Moderatoren auf zehn Stück begrenzt.
Das kleine Weihnachts-Wonder
Ein interessantes Konzept fährt Wonder (ehemals Yotribe GmbH) auf: Das Berliner Startup ermöglicht auf seiner Plattform die Schaffung von virtuellen Räumen, in denen sich die Gäste spontan treffen und per Chat und Video kommunizieren können - fast wie im richtigen Leben vor Corona. Bis zu 15 Menschen können sich zu einem "Circle" zusammenschließen und dort per Chat und Videokonferenz austauschen. Gleichzeitig - und das ist das Besondere - ist es aber möglich, dass sich auch nur zwei oder drei Personen ungestört miteinander unterhalten. Wer dazustoßen will, muss anklopfen, um Zugang zu dem Circle zu bekommen.
Die Nutzung ist dabei in den Plänen "Lite" und "Wonder for Events" (für Zusammenkünfte mit bis zu 1000 Gästen) für fünf Stunden kostenlos.
Die Browser-basierte Lösung (Chrom, Firefox, Edge, Safari) funktioniert mit PC, Tablet und Smartphone - auf Letzten allerdings nur in einer eingeschränkten Version.
Mit Remo auch im kleinen Kreis groß feiern
Etwas anders - größer - hat Remo Conference auf ihrer gleichnamigen Plattform die Idee von lockeren, informellen Gesprächen im digitalen Raum umgesetzt. Die Browser-basierte Lösung bietet eine Auswahl an Szenarien - vom Konferenzsaal mit Bühne, Whiteboard und - je nach Auswahl - Zweier-, Vierer- und Sechser-Tischen bis hin zum virtuellen Büro oder Townhall. An den Tischen können sich die Teilnehmer am Rande einer möglichen Hauptveranstaltung im kleinen Kreis unterhalten - mit ihren Tischnachbarn, oder indem sie - sofern Platz - zu einem anderen Tisch wechseln.
Darüber hinaus bietet Remo eine Vielzahl an Möglichkeiten wie Umfragen, Lobby, Speed Dating, Präsentier-Modus oder Videoeinbindung - von denen man vermutlich fast keine benötigt. Die Lösung ist allerdings auch primär für digitale Firmen-Events und Konferenzen gedacht. Die Basisversion wird für 25 Dollar im Monat angeboten. Es gibt allerdings eine kostenlose Testversion für 14 Tage, die Events mit bis zu 20 Gästen und fünf Stunden Dauer unterstützt. Und hat man als Teilnehmer die Registrierung überstanden, funktionieren Video- und Audioübertragung weitgehend problemlos - so zumindest das Resümee aus unserem Test.