Metro
Umbau zum Großhändler schreitet voran
So haben die Düsseldorfer einen Käufer für ihr chinesisches Geschäft gefunden. Weiterhin offen ist aber die Zukunft der Supermarktkette Real. Der Verkauf zieht sich hin. Was bei Metro los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.
Das ist los bei Metro
Nach dem Scheitern des Übernahmegebots des tschechischen Investoren Daniel Kretinsky steht bei dem Handelskonzern wieder das Tagesgeschäft im Vordergrund. Bei dem seit Monaten im Raum stehenden Verkauf des China-Geschäfts konnte Konzernchef Olaf Koch mittlerweile einen Erfolg vermelden. Dazu schloss der Handelsriese eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Einzelhändler Wumei. Metro wird ihre gesamte indirekte Beteiligung an Metro China an eine Wumei-Tochter verkaufen. Im Gegenzug erhält der Handelskonzern eine Beteiligung an der Gesellschaft von 20 Prozent. Die Aufsichtsbehörden müssen den Deal noch genehmigen.
Metro besitzt 96 Märkte in China und erzielte dort im Geschäftsjahr 2017/18 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Koch hatte das Geschäft zwar als "Perle" bezeichnet, doch passt es nicht mehr in die Strategie des Konzerns. Denn: Die chinesischen Aktivitäten sind überwiegend einzelhandelsgetrieben. Metro erwartet aus der Transaktion einen Nettomittelzufluss von etwa einer Milliarde Euro.
Mit dem Geld will sich der derzeit schwächelnde Handelskonzern Spielraum für Investitionen schaffen. Dabei setzt Koch ganz auf den Großhandel. Chancen sieht er vor allem im schnell wachsenden Belieferungsgeschäft, das den Kunden den Weg in die Großmärkte erspart - und auf die Digitalisierung. Hier will sich Metro für Gastronomiebetreiber und kleine Händler unentbehrlich machen - nicht zuletzt mit Software, die Kunden das Leben erleichtert, etwa für Online-Tischreservierungen oder Preiskalkulationen. Damit will Metro die Kunden stärker an sich binden.
Noch offen ist der geplante Verkauf der verlustreichen Supermarkttochter Real an den Immobilieninvestor Redos. Derzeit werteten Metro und Redos Gebote für die Standorte aus, die Redos nicht selbst übernehmen will, hatte es Mitte Oktober von Metro geheißen. Das könne noch einige Wochen dauern. Medienberichten zufolge will Redos nur eine Minderheit der mehr als 270 Real-Märkte behalten und den Rest an andere Handelskonzerne abgeben.
Vor dem Hintergrund des Real-Verkaufs prüft Metro derzeit mögliche Effizienzmaßnahmen, sowohl in der Hauptverwaltung als auch in den internationalen Querschnitts- und Servicegesellschaften. Die Einsparungen sollen in einem mittleren zweistelligen Millionenbereich pro Jahr liegen.
Koch steht unter Druck, das schwächelnde Geschäft von Metro wieder auf Kurs zu bringen. Die Übernahme von Kretinksy lehnte er damals ab, weil er er den Preis für nicht angemessen hielt und außerdem eine Einschränkung der strategischen Handlungsfähigkeit befürchtete, da Kretinsky die Übernahme zu einem guten Teil fremdfinanzieren wollte.
Kretinsky jedenfalls gab bereits die Richtung vor. Nach seinem Scheitern hatte er erklärt, angesichts der Bewertung seines Angebots müsse das Metro-Management sich nun selbst übertreffen und zeigen, dass es tatsächlich einen deutlich höheren Aktienkurs erreichen könne.
Das sagen die Analysten
Marktexperten werteten den Verkauf des China-Geschäfts als strategisch richtig. Der Handelskonzern könne sich nun noch stärker auf den Großhandel konzentrieren, schrieb Maxime Mallet von der Deutschen Bank jüngst in einer Studie. Sein Kollege Thilo Kleibauer von Warburg Research nannte den Schritt vernünftig. Nichtsdestotrotz gehen beide Analysten davon aus, dass der Verkauf die Ergebnisse belasten werde. Denn das China-Geschäft arbeitet profitabel. Mallet erwartet daher, dass die Margen in den kommenden Jahren gefährdet sind. Kleibauer sieht die Gewinnentwicklung des Handelskonzerns ebenfalls "signifikant" beeinträchtigt.
Positiv äußerte sich Lars Lusebrink von Independent Research. Der mit dem Verkauf verbundene Nettomittelzufluss gebe dem Handelskonzern "deutlich größere finanzielle Möglichkeiten, das Großhandelsgeschäft in Europa durch Übernahmen zu stärken". Auch für DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm eröffnen sich für Metro nun neue strategische Optionen. Als solche kommen für den Experten eine Forcierung der Digitalisierung, eine Reduzierung der Schulden oder Zukäufe im europäischen Großhandelssektor in Frage. Aber auch er merkt an, dass Metro dadurch ein Gewinnträger wegbricht. So schätzt Sturm, dass ab dem Geschäftsjahr 2019/20 ein Ergebnisanteil (Ebitda) von 125 Millionen Euro durch den Verkauf entfällt.
Die im dpa-AFX-Analyser zusammengefassten Analysten raten derzeit überwiegend zum Abwarten. Zehn Experten haben die Aktie auf "Halten" eingestuft, lediglich einer rät zum Kauf, drei dagegen zum Verkauf.
Das macht die Aktie
Metro liegt mit einem Kurs von 14,44 Euro bereits leicht über dem mittlere Kursziel der dpa-AFX-Analyser-Experten von 14,29 Euro.
Das Metro-Papier kommt in diesem Jahr bislang auf einen leichten Kursgewinn von rund 8 Prozent, was aber nur für das hintere Drittel des Mittelwertesegments MDax reicht. Der Index der mittelgroßen Werte selbst legte im gleichen Zeitraum um etwa ein Fünftel zu.
Seit der Aufspaltung des einst größten deutschen Handelskonzerns Mitte 2017 in den Lebensmittelhändler Metro mit den Metro-Großmärkten und Real sowie in den Elektronikhändler Ceconomy mit MediaMarkt und Saturn haben die Metro-Aktien ein deutliches Auf und Ab hinter sich.
Die "neuen" Metro-Aktien waren damals mit 20 Euro gestartet. Anschließend ging es - ungeachtet einer Stabilisierung von Ende Juli 2017 bis Februar 2018 - abwärts. Bis Mitte 2018 hatte sich der Kurs auf knapp über 10 Euro halbiert. Die folgende Erholung - auch getrieben von Übernahmehoffnungen - fand im Juni 2019 bei 16,35 Euro ihr vorläufiges Ende. (dpa/ad)