Eiern Sie nicht herum!
Warum wir integre Chefs benötigen
Stehen Sie zu Ihren Werten?
Kann man sich auf Sie als Chef oder Chefin verlassen?
Lassen Sie Ihren Worten immer auch Taten folgen?
Vertrauen Ihnen Ihre Mitarbeitenden?
Und arbeiten diese gerne für Sie?
Vielleicht sind Sie sich unsicher, ob Sie die letzten beiden Fragen beantworten können. Ich sage: Wenn Sie die ersten drei Fragen guten Gewissens bejahen können, treffen garantiert auch die letzten zwei zu. Denn all das, was Sie in den ersten drei Fragen bestätigen, deutet darauf hin, dass Sie eine wichtige Eigenschaft für das Commitment Ihrer Mitarbeitenden besitzen: Integrität.
Integre Chefs sind für die Loyalität und emotionale Bindung der Mitarbeitenden unverzichtbar und werden angesichts des Fachkräftemangels immer bedeutsamer. Denn mit dem Fachkräftemangel und der "Great Resignation" - immer mehr Menschen zweifeln an ihrer Tätigkeit, ihrem Arbeitgeber und ihren Vorgesetzten - steigt die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer. Laut einer aktuellen Studie zum Mitarbeiterengagement und zur Mitarbeiterbindung des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Gallup fühlt sich nicht einmal jeder Sechste seinem Arbeitgeber eng verbunden, und die Anzahl der Mitarbeitenden auf Jobsuche in Deutschland übersteigt inzwischen erstmals die in den USA.
Integres Verhalten wird belohnt
Wer ein hohes Maß an Integrität besitzt, hat seine Leute sogar in schwierigen Zeiten hinter sich. Das soll folgendes mir gut bekanntes Beispiel zeigen: Vor ein paar Jahren musste ein Unternehmen umstrukturieren, und eine Führungskraft war in der unangenehmen Situation, von 240 Leuten 60 kündigen zu müssen. Er hat sich entschieden, nahezu alle Gespräche selbst zu führen. Zwei der Mitarbeiter, die er entlassen musste, positionierten sich einen Tag nach ihrem Kündigungsgespräch vor seinem Büro.
Es waren ausgerechnet die, die wegen ihres aufbrausenden Verhaltens bekannt waren. Mit einem unguten Gefühl näherte sich die FührungskraftFührungskraft - und dann geschah etwas, dass er nicht für möglich gehalten hätte und was ihn zutiefst berührte: Diese zwei Männer, die er nach jahrelanger Zusammenarbeit entlassen hatte, die nun keinen Job mehr hatten und wahrscheinlich vor einer schweren Zeit standen, bedankten sich bei ihm. Alles zu Personalführung auf CIO.de
Sie bedankten sich für acht Jahre, die sie für ihn arbeiten durften; es wäre ihnen eine Ehre gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten! Diese Dankesworte haben der Führungskraft bewusst gemacht, wie stark Integrität wirkt. Seitdem ist ihm vollends klar: Es lohnt sich, für die eigenen Werte einzustehen, anderen gegenüber immer in der Wertschätzung zu bleiben und Transparenz zu leben.
Integrität lädt zu einem Commitment ein - ohne zu manipulieren, ohne groß mit etwas aufzufahren. Integres Verhalten ist sozusagen ein Leisetreter mit großer Wirkung. Dabei erfordert es oftmals viel Mut. Denn sichtbar wird diese Eigenschaft vor allem in Situationen, bei denen es "darauf ankommt". Wenn etwa jemand in einem Meeting vor versammelter Mannschaft heruntergeputzt wird.
Wer kennt das nicht: Die meisten finden so etwas nicht gut, sagen jedoch nichts. Ein Resultat der sogenannten Schweigespirale. Damit überlassen sie jedoch zunehmend der Minderheit die Hoheit über die Konversation. Integre Menschen werden auch in solchen Situationen zu ihren Werten stehen und das Wort ergreifen. Damit werden sie sichtbar und relevant. Auch wenn es kurzfristig unangenehm sein kann, genau solche Situationen führen langfristig zu Commitment in der Belegschaft.
Die drei Eier der Integrität
Was können Sie tun, um Ihre Integrität zu schützen? Was unterstützt dabei, Menschen zu echtem Commitment zu Ihnen und Ihren Werten zu bringen, auch in schwierigen Zeiten? Um die Knackpunkte der Integrität zu verdeutlichen, habe ich das Bild, beziehungsweise den Vergleich, der drei Eier der Integrität entworfen:
Stellen Sie sich vor, Sie prüfen und sortieren Eier nach ihrer Güteklasse. Dabei drehen die Eier permanent und werden durchleuchtet. Nur das Ei bekommt einen Stempel mit der Güteklasse A, dessen Dotter sich nahezu nicht verändert, die Lage des Dotters bleibt nahezu immer die gleiche. Der Kern ist stabil. Übertragen auf Integrität, bedeutet dies, in der eigenen Integrität eindeutig zu sein. Übertragen auf die geschilderte Meeting-Situation bedeutet das: Wenn Sie für Wertschätzung stehen, wird es Sie mit einer solchen Situation im Meeting zerreißen, falls Sie nicht eingreifen.
Das zweite Ei macht die Prüfung für die Güteklasse A, indem das Eiweiß unter die Lupe genommen wird. Es muss klar und transparent sein. Und es darf nicht verschmutzt sein. Was können Sie daraus für Ihre Integrität lernen? Checken Sie mal Ihren Kalender: Schauen Sie, welche Termine sich überlappen. Wahrscheinlich wird Ihnen jetzt erst klar, welchen Termin Sie tatsächlich wahrnehmen und welchen Sie "vergessen" werden. Sprich: welchen Sie eigentlich nur angenommen haben, um sich irgendwie eine Option offen zu lassen. Ist das nötig? Stehen Sie für Ihr Wort ein! Ihr Ja sollte ein aufrichtiges Ja, Ihr Nein ein Nein sein!
Nun zum dritten Ei: Was macht das Ei eigentlich, wenn Sie die Kühlschranktür schließen? Sie wundern sich vielleicht über diese Frage: Was soll das Ei schon machen … Richtig, das Ei bleibt ein Ei - ob die Tür zu oder offen ist! Es wird nicht etwa zur Marmelade oder zum Senfglas! Das heißt für Ihre Integrität: Leben Sie das, für was Sie gesehen und wahrgenommen werden wollen, nicht nur in der Öffentlichkeit - also Kollegenkreis, Clique, Social Media -, sondern auch hinter verschlossenen Türen. Stehen Sie für Ihr Wort ein und machen Sie Ihr Ding!
Schützen Sie Ihre Integrität!
Wenn Sie für andere anziehend sein möchten und Commitment erreichen wollen bei Ihren Mitarbeitenden, bei Ihren Kollegen und Kolleginnen sowie bei Ihren Mitmenschen insgesamt, dann sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Integrität schützen - und hören Sie auf, herumzueiern!