Bewerbung und Recruiting

Was Informatiker vom ersten Arbeitgeber erwarten

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Informatikabsolventen kennen ihren Marktwert und wollen, dass sich die Arbeitgeber bei ihnen bewerben und nicht umgekehrt. Eine Studie zeigt, wie Unternehmen junge Informatiker von sich überzeugen können.

Der Arbeitgeber muss den Bewerber überzeugen und nicht umgekehrt. Diese Einstellung zeigt sich bei der Mehrheit der Informatikstudenten und -absolventen, die ihren Marktwert kennen und dementsprechend selbstbewusst in den Bewerbungsprozess gehen. Zu dem Schluss kommt eine Studie der HTWK Leipzig und des Karriereportals get in IT, für die 1000 Informatikstudenten und IT-Berufsstarter befragt wurfden.

Demnach erwarten 78 Prozent der Befragten, dass der Arbeitgeber aktiv den Kontakt mit ihnen sucht, bevor es zum eigentlichen Bewerbungsprozess kommt. Für 62 Prozent sollte dieser Erstkontakt dabei sogar über einen Mitarbeiter der IT-Fachabteilung - also auf fachlicher Augenhöhe - erfolgen. Von ihren allgemeinen beruflichen Perspektiven sind die IT-Talente weiterhin entsprechend überzeugt. 89 Prozent gehen von guten oder sehr guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus. Das ist im Vergleich zu 2015 eine Steigerung um fünf Prozent.

Bittsteller im Vorstellungsgespräch? Für junge Informatiker kein praktikables Rollenmodell. Sie wollen, dass der Arbeitgeber sie überzeugt und nicht umgekehrt.
Bittsteller im Vorstellungsgespräch? Für junge Informatiker kein praktikables Rollenmodell. Sie wollen, dass der Arbeitgeber sie überzeugt und nicht umgekehrt.
Foto: baranq - shutterstock.com

Bloss keine Personalberater!

Viele IT-Talente sind schon während des Studiums begehrt, was ihr Selbstbewusstsein früh stärkt. Jeder Zweite wurde bereits von einem Headhunter angesprochen. Nichtsdestotrotz bevorzugen nahezu alle Befragten die Ansprache durch Unternehmensverstreter und nicht durch externe Personalberater.

"Mehr als die Hälfte der IT-Berufseinsteiger sind nur passiv auf JobsucheJobsuche - also offen für Angebote, aber weniger bereit, zunächst selbst dafür aktiv zu werden. Das wird als Aufgabe der Arbeitgeber verstanden. Interessant ist dabei die Rolle der Kollegen in den Fachabteilungen, die ganz klar als Job-Botschafter gewünscht werden. Das bedeutet: Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter in das RecruitingRecruiting von IT-Talenten integrieren, haben deutlich bessere Chancen, die besten Köpfe der Branche für sich zu gewinnen", interpretiert Rainer Weckbach, Gründer und Geschäftsführer von get in IT, die Studienresultate. Alles zu Jobsuche auf CIO.de Alles zu Recruiting auf CIO.de

Arbeitgeber haben verstanden: Direktansprache statt "Post-and-Pray"

Die Arbeitgeber scheinen sich auf das neue Anspruchsdenken der Kandidaten bereits einzustellen. Immer mehr von ihnen verzichten auf die bisher gängige Anzeigenschaltung, die von einer Bewerbung des Kandidaten ausgeht. So wurden 65 Prozent der angehenden IT-Spezialisten bereits direkt von Unternehmensvertretern auf den Berufseinstieg angesprochen.

Die besten Chancen haben dabei Arbeitgeber, die es schaffen, ihre Werte klar zu transportieren - für zwei Drittel der Kandidaten ein entscheidendes Argument bei der Arbeitgeberwahl. Zudem bevorzugen IT-Talente Unternehmen, die sich mit dem Fachprofil des Kandidaten auseinandersetzen und dies auch in ihrer Kontaktanfrage berücksichtigen. Gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten sind ihnen auch wichtiger als eine klassische Führungskarriere. An der sind nur noch 16 Prozent interessiert, fünf Prozent weniger als 2016. Dazu passt: 67 Prozent empfinden fachliche Weiterbildungsmöglichkeiten attraktiv, während etwa individuelle Benefits für nur gut 13 Prozent der angehenden IT-Spezialisten eine Rolle bei der Berufswahl spielen.

"Die Studie zeigt deutlich, dass IT-Talente bereits vor dem Berufseinstieg ihren Marktwert kennen. Sie wissen wie, von wem und mit welchen Argumenten sie bereit sind über ein berufliches Engagement zu verhandeln. Das lässt erkennen: Kandidaten für besonders stark nachgefragte Profile, wie wir sie im IT-Umfeld vielfach finden, sind in einer komfortablen Situation, wenn es zum Berufseinstieg kommt. Folge: "Der Auswahlprozess hat eine gänzlich andere Richtung bekommen. Im IT-Arbeitsmarkt wählen die Bewerber die Unternehmen aus.", erklärt Peter Wald, Professor für Personalmanagement an der HTWK Leipzig.

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