Home-Office reicht nicht
5 Tipps für hybride IT-Organisationen
Eric P. Bloom, ehemaliger CIO, ist Fachautor und Executive Director des IT Management and Leadership Institute.
Als Folge von COVID-19 mussten IT-Abteilungen ihre internen Prozesse und Verfahren, die Logistik und die Sicherheitsrichtlinien anpassen, während sie gleichzeitig den Rest des Unternehmens bei der Umstellung auf eine möglichst komplette Homeoffice-Umgebung unterstützt haben. Um die ohnehin schon schwierige Situation noch komplizierter zu machen, kam das Phänomen der "Great Resignation" hinzu, weshalb viele Mitarbeiter, vor allem aus den geburtenstarken Jahrgängen, nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wollten.
Für die IT-Abteilung ist die Situation besonders vertrackt: Jahrelang haben Führungskräfte im "War for Talent" darum gekämpft, die richtigen Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten und Erfahrungen zum richtigen Zeitpunkt einzustellen. Viele der Kollegen, die sich in der Zeit des "großen Abschieds" für den vorzeitigen Ruhestand entschieden haben, arbeiteten mit Legacy-Technologien wie den Active Server Pages (ASP) von Microsoft, mit PowerBuilder oder anderen Plattformen, die zu ihrer Zeit moderne Tools waren. Im Laufe der Jahre haben sie sich aber zu technischen Schulden in den Rechenzentren gewandelt - und es ist heute extrem schwierig, erfahrene Mitarbeiter für die Aufgaben einzustellen. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Milliarden von COBOL-Zeilen, die uns alle überleben werden, weiterhin zu unterstützen.
Die große Hybrid-Verwirrung
Während der Umzug ins Home-Office durch staatliche Vorschriften und die Angst vor einer sich ausbreitenden Pandemie erzwungen wurde, liegt es in der Entscheidung des Managements, ins Büro zurückzukehren, vollständig virtuell zu bleiben oder einen hybriden Ansatz zu wählen. Und diese Entscheidung erweist sich als viel komplexer als der Auszug aus den Büros im Jahr 2020 - daher auch das Schlagwort von der "großen Hybrid-Verwirrung". Hier sind fünf Tipps, die Ihnen helfen werden, eine hybride IT-Organisation erfolgreich zu führen.
Tipp 1: Zeitzoneneinteilung als Einstellungsstrategie
Sobald die Entscheidung für ein vollständig virtuelles oder hybrides Beschäftigungsmodell gefallen ist, stellt sich die nächste Frage: Wo sollen die virtuellen Mitarbeiter ihren Sitz haben? Natürlich wäre es ideal, wenn sie in der Nähe Ihres Firmensitzes wohnen, so dass sie bei Bedarf oder nach einem festgelegten Zeitplan ins Büro kommen können, beispielsweise jeden Dienstag oder einmal im Monat zu einer Art Mitarbeiterversammlung.
Die nächstbeste Option ist das Konzept der "Zeitzoneneinteilung". Wenn Sie Mitarbeiter einstellen, die in einer Zeitzone um Ihr Büro herum wohnen, entfällt die zeitzonenbedingte Logistik, und Sie können auf einen größeren Pool der besten Mitarbeiter zugreifen, die alle in der Tagesschicht arbeiten. Steht das Office beispielsweise in Chicago, wo die Central Standard Time (CST) gilt, können Sie, wenn Sie nur eine Zeitzone nach Osten oder Westen gehen, Mitarbeiter aus dem größten Teil der Vereinigten Staaten und aus dem Norden Kanadas bis zur Südspitze Südamerikas einstellen, und alle arbeiten (fast) zu den gleichen Arbeitszeiten.
Tipp 2: IT als virtuelles Tech-Testgelände
Hunderte von Millionen Dollar werden derzeit in neue und virtuelle Technologieprodukte für den Einsatz in Büroumgebungen investiert. Dient die IT-Abteilung selbst als unternehmensinterne Testumgebung für diese neuen Technologien, kann sie
die Rolle als interner Pionier und "Thought Leader" beim Einsatz modernster Bürokommunikations-, Kollaborations- und Produktivitäts-Tools einnehmen,
ihre eigene interne Effizienz und Effektivität maßgeblich ausbauen und
die neuen Technologien besser supporten, wenn sie im Rest des Unternehmens eingeführt werden, da die IT-Abteilung die Tools aus der Perspektive eines Anwenders beurteilen kann.
Tipp 3: Gespaltene Heim-/Büroteams vermeiden
Von einer gespaltenen Kultur zwischen Heim- und Büroarbeitsplätzen spricht man, wenn Mitarbeiter, die im Büro arbeiten, eine andere Kultur und eine andere Einstellung zur Arbeit haben als diejenigen Kollegen, die von zu Hause aus arbeiten. Diese gespaltene Kultur kann innerhalb des Unternehmens ein Gefühl von "wir" gegen "die" oder von "haben" und "nicht haben" hervorrufen.
Mitarbeiter, die nur im Büro arbeiten, können sich zum Beispiel darüber ärgern, dass sie nicht von zu Hause aus arbeiten können. Umgekehrt könnten Home-Office-Arbeiter unzufrieden darüber sein, dass Office-Mitarbeiter alle guten Projekte bekommen, eher befördert werden und weniger von Entlassungen bedroht sind. Ob diese Empfindungen tatsächlich richtig oder falsch sind, ist fast unerheblich. In derartigen Situationen ist die Wahrnehmung genauso gefährlich wie die Realität.
Tipp 4: Führungspraktiken überarbeiten
Die FührungFührung eines hybriden Teams beruht auf bewährten Praktiken und Konzepten, die Sie auch bei der persönlichen Arbeit anwenden - allerdings müssen Sie wesentlich strategischer, taktischer und überlegter bei der Ausführung vorgehen. Große Führungspersönlichkeiten entwickeln im Laufe der Zeit Prozesse für die Durchführung von Besprechungen, die Delegation von Aufgaben, die Motivation der Mitarbeiter und andere relevante Abläufe. Die Aufgabe für Sie als IT-Führungskraft besteht darin, jede Ihrer erfolgreich entwickelten Best Practices aufzulisten und zu analysieren, inwieweit sie für die Arbeit in Ihrer hybriden Umgebung angepasst werden müssen. Alles zu Führung auf CIO.de
Tipp 5: Nicht aufs Glatteis begeben!
Eine Entscheidung im Zusammenhang mit der hybriden Arbeitsumgebung oder ein gut gemeinter Gefallen, der einem Mitarbeiter von einem Vorgesetzten gewährt wird, kann versehentlich einen Präzedenzfall schaffen. Als IT-Führungskraft müssen Ihre Richtlinien für hybride Mitarbeiter beziehungsweise in Sachen Remote Work und Home-Office klar definiert sein und so wenig Spielraum für Interpretationen lassen wie möglich.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com