Liverpool Victoria
Allianz steigt bei britischem Versicherer ein
Konzernchef Oliver Bäte zufolge zeigt der Einstieg, dass die Grenzen zwischen börsennotierten VersicherernVersicherern wie der Allianz und Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit wie Liverpool Victoria, DEVK oder Huk Coburg aufbrechen. Zugleich bricht die Allianz mit dem Grundsatz, möglichst überall mit ihrem Konzernnamen aufzutreten. In Großbritannien will sie von der "starken Marke" der Liverpool Victoria Friendly Society (LV=) profitieren, wie Bäte ankündigte. Top-Firmen der Branche Versicherungen
An der Börse arbeitete sich die Allianz-AktieAllianz-Aktie bis zur Mittagszeit mit dem Dax aus der Verlustzone knapp ins Plus vor. Dass der Konzern auch dank geringerer Katastrophenschäden im zweiten Quartal einen Gewinnsprung verbucht hat, war schon seit Ende Juli bekannt. Gleiches galt für die Jahresprognose: Der Vorstand peilt für 2017 jetzt einen operativen Gewinn von 11,3 Milliarden Euro an, das obere Ende der bisher genannten Zielspanne. Top-500-Firmenprofil für Allianz SE
Der am Freitag verkündete Einstieg bei Liverpool Victoria umfasst nur deren Sachversicherungsgeschäft und soll in mehreren Schritten erfolgen. So will die Allianz zunächst 49 Prozent an der Sparte kaufen und ihren Anteil im Jahr 2019 auf knapp 70 Prozent ausbauen. Dafür bezahlt sie insgesamt 713 Millionen britische Pfund und wird Mehrheitseigner der Sparte, die den Namen "LV=GI" tragen soll. Zusätzlich bekommt Liverpool Victoria das Recht, die restlichen Anteile an der Gesellschaft an die Allianz zu verkaufen. Dann hätte die Übernahme einen Gesamtwert von 1,02 Milliarden Pfund (rund 1,1 Mrd Euro).
Allianz sucht nach weiteren Übernahmezielen
Der Deal mache die Allianz zum zweitgrößten Sachversicherer in Großbritannien, sagte Bäte. In dem Geschäft sei ein großer Geschäftsumfang nötig, wenn man als Versicherer mehr als seine Kapitalkosten verdienen wolle. Während Liverpool Victoria im Kfz-Geschäft stark ist, hatte sich die Allianz aus diesem Bereich in dem Land mangels Erfolg zurückgezogen. Jetzt wagt Bäte einen neuen Anlauf. "Neben dem Preis sind Marke und Kundenzufriedenheit immer wichtiger bei einer Versicherung", sagte er. Damit könne Liverpool Victoria punkten. Im britischen Direktvertrieb will die Allianz die Marke LV= nutzen. Das Maklergeschäft soll unter dem Namen Allianz laufen.
Liverpool Victoria ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit und gehört seinen Mitgliedern. Das Gemeinschaftsunternehmen mit der Allianz soll auf mehr als 6 Millionen Kunden und jährliche Prämieneinnahmen von über 1,7 Milliarden Pfund kommen und von der Finanzstärke des Dax-Konzerns profitieren. Das Lebensversicherungsgeschäft bleibt hingegen unter dem Dach der Liverpool Victoria. Dem gesamten Vorhaben müssen aber noch die Aufsichtsbehörden zustimmen.
Unterdessen schaut sich die Allianz weiter nach möglichen Übernahmezielen im Schaden- und Unfallgeschäft um. Angesichts der hohen Preisvorstellungen sei dies jedoch schwierig, sagte Bäte. Bei dem Deal mit Liverpool Victoria habe der Preis jedoch gestimmt.
Digitalisierung verändert die Branche
Dabei verliert die historische Aufteilung der Versicherungswelt in zwei Teile aus Sicht des Allianz-Chefs an Bedeutung. "Die Gleichung mit Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit auf der einen Seite und den börsennotierten Versicherern auf der anderen, die sich bekriegen, gilt nicht mehr." Es könne keiner mehr sagen: "Mit denen arbeite ich nicht, obwohl die viel besser sind." Die Allianz sei bereit, ihre Fähigkeiten auch Partnern zur Verfügung zu stellen. Die Digitalisierung verändere die Branche grundlegend. Dies gilt auch für die Allianz. "Wir sind mitten im Umbau und das wird die nächsten Jahre so weitergehen", sagte Bäte.
Die lange gebeutelte Allianz Fondstochter Pimco erklärte Bäte derweil für "genesen". Im zweiten Quartal schoben Anleger unter dem Strich 52 Milliarden Euro frisches Geld in die Pimco-Fonds - so viel wie nie zuvor. So habe ein Großkunde allein im zweiten Quartal 19 Milliarden Euro bei Pimco angelegt. Seit 2013 und besonders nach dem Abgang des legendären Pimco-Mitgründers Bill Gross im Jahr 2014 hatten Anleger Milliardensummen abgezogen. Zuletzt hatte sich das Geschäft aber wieder zum Positiven gewendet. (dpa/rs)