Die Autobahn GmbH
Andreas Gerhäuser ist CIO des Jahres im Public Sector
- Aufbau von 13.000 Kilometern Netzwerk
- Konsolidierung von 2.400 Anwendungen auf 250
Um die Autobahnen, eine der Lebensadern der Bundesrepublik ist es nicht zum Besten bestellt. Zahlreiche Straßenabschnitte und Brücken sind marode. Um dies zu ändern, nahm am ersten Januar 2021 "Die Autobahn GmbH" ihre Arbeit auf.
Autobahnen aus einer Hand
Aus einer Hand sollen so Autobahnen und andere Bundesfernstraßen durch den Bund finanziert, gebaut, betrieben, erhalten und verwaltet werden. Davon verspricht man sich eine schnellere Planung, Effizienzgewinne und Synergie-Effekte.
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Bis zum Stichtag erster Januar 2021 hatten diese Aufgaben die 16 Bundesländer im Auftrag des Bundes übernommen. Dafür hatten sie auch eigene IT-Systeme aufgebaut. Die Autobahn GmbH stand damit vor der Aufgabe bis zur Betriebsaufnahme am Stichtag rund 10.000 IT-Arbeitsplätze durch entsprechende VDI-Infrastrukturen, ein Büro-IT-Netz und grundsätzlich sämtliche Basis-IT-Services bereitzustellen - das Projekt TAG1.
Feste Termine für die IT
Doch TAG1 war nicht die einzige Frist, die Andreas GerhäuserAndreas Gerhäuser, CIO der Autobahn GmbH, im Nacken saß. Gesetzliche Vorgaben und der eigene Leitspruch "EINE AUTOBAHN IT FÜR ALLE" sahen vor, die bisherige IT und damit alle Fachverfahren der Bundesländer bis zum ersten Januar 2024 -TAG2 - abzulösen und durch einen einheitlichen, bundesweiten IT-Standard zu ersetzen. Schließlich liefen zu diesem Termin sämtliche IT-Kooperationsvereinbarungen mit den Bundesländern und deren IT-Dienstleistern aus. Profil von Andreas Gerhäuser im CIO-Netzwerk
Da die Autobahn GmbH quasi als Startup begann, bot sich für CIO Gerhäuser die Chance, einen Greenfield Approach zu fahren, um eine moderne IT-Landschaft aufzubauen. Der Start bei null hatte aber auch seine Nachteile. So fehlte Anfangs das entsprechende Personal und Gerhäuser musste aus dem Stand ein 150-köpfiges IT-Team aufbauen.
Herausforderungen eines Startups
Ebenso waren viele Prozesse noch nicht etabliert - egal ob Einstellungs-, Einkaufs-, Freigabe- oder grundlegende IT-Serviceprozesse. "Dies hat bei allen oft zu hoher Frustration geführt, da man oft keinen Zuständigen gefunden hat und sich der Running-Gag mit dem Passierschein A38 aus dem Film "Asterix erobert Rom" festigte", blickt der CIO zurück.
Auch dieser Teil der Transformation wurde gemeistert, zumal die meisten Mitarbeiter der Autobahn GmbH Überzeugungstäter und vom gesellschaftlichen Wertbeitrag der Autobahn-Reform überzeugt sind.
Extrameilen für Alle
"Alle an der Transformation Beteiligten aus IT, Fachbereichen oder von Extern gingen viele Extrameilen und haben dabei auch Aufgaben über ihren Tätigkeitsbereich hinaus übernommen", lobt Gerhäuser.
Dabei wurde großes Augenmerk daraufgelegt, dass von der obersten Steuerungsebene über die Programm- und Projektebene hinweg die Funktionen stets im Tandem aus Fach- und IT-Experten besetzt wurden. Auf operativer Ebene baute man eine produktorientierte Organisation entlang der IT-Produktgruppen auf. Gleichzeitig platzierte man die notwendigen externen Unterstützer gleichberechtigt in den Gremien und operativen Programmen sowie Projekten.
Mammutaufgabe Transformation
Erster Schritt für Gerhäuser war mit Blick auf TAG1 etwa 10.000 IT-fähige Arbeitsplätze mit den entsprechenden Anwendungen inklusive Peripherie wie Drucker, Plotter oder VoIP einzurichten. Dabei verfolgte die Autobahn IT einen Cloud-First-Ansatz.
Doch die wahre Mammutaufgabe lag erst noch vor Gerhäuser und seinem IT-Team. Mit Blick auf das Zieldatum von TAG2 galt es die früheren Auftragsverwaltungen der 16 Bundesländer zu migrieren und zu konsolidieren.
Neues Netz mit 13.000 Kilometern
Dazu musste unter anderem ein rund 13.000 Kilometer umfassendes Netzwerk aufgebaut werden, um die zirka 500 Liegenschaften anzubinden. Um effizienter zu werden und Kosten zu reduzieren, galt es ferner fast 2.400 Anwendungen auf 250 zu konsolidieren.
Des Weiteren waren über 150 neue Applikationen/Fachverfahren gefragt, die zum Teil in Eigenregie entwickelt wurden. So etwa die App GST, eine Software zur Streckenplanung für Groß- und Schwerlasttransporte. Ferner waren über 500 TB an Daten zu migrieren - und zwar zügig und ohne Unterbrechungen. Denn in den Daten befanden sich auch Informationen zu über 6.000 Bauprojekten und diese sollten trotz IT-Transformation weiter abgewickelt werden.
Pünktlich zum Stichtag
Gerhäuser und seine Mannschaft schafften, was viele für unmöglich hielten. Zum Stichtag am ersten Januar 2024 waren alle Ziele mit einem Erfüllungsgrad von nahezu 99 Prozent erreicht. "Das muss uns erstmal einer nachmachen", resümiert der CIO.
Mittlerweile ist das IT-Team gefestigter und versorgt knapp 14.000 Beschäftigte mit digitalen Services. Gleichzeitig legte Gerhäuser mit dem Aufbau der modernen IT-Landschaft den Grundstein für den schnellen Einsatz von innovativen Technologien für die Mobilität der Zukunft wie etwa den Einsatz Digitaler Zwillinge.
KI und Cloud
Doch Digital Twins sind nicht der einzige Benefit. Cloud und KI dienen als Enabling-Technologien für neue (digitale) Services der Autobahn GmbH. Dazu zählt etwa der Auf- und Ausbau der Schnell-Ladeinfrastruktur entlang den deutschen Autobahnen. Ebenso ist der 5G-Ausbau in Arbeit. Und mit dem Building Information Modeling (BIM) hielt bei der Autobahn GmbH moderne, vernetzte Bauplanung und -ausführung sowie Facility Management Einzug. Zudem entsteht mit TIM-GeO (Technisches Informations-Management für georeferenzierte Objektdaten) bei der Autobahn GmbH eine bundesweite Straßeninformationsbank.
Kommentar der CIO-des-Jahres-Jury: "Die erfolgreiche Umsetzung unterstreicht die Fähigkeit des CIOs, komplexe ProjekteProjekte umzusetzen und eine zukunftsweisende Infrastruktur zu etablieren." Alles zu Projekte auf CIO.de