"Nicht zukunftsfähig"
BDI und BDA sprachen über Fusion
Ein neuer "Bundesverband Deutsche Wirtschaft" sollte entstehen. Das manager magazin zitiert aus einem 13-seitigen "Vermerk für die Herren Präsidenten", in dem die Hauptgeschäftsführer Reinhard Göhner (BDA) und Markus Kerber (BDI) die Schwächen der Lobbyorganisationen schonungslos skizzieren. Trotz gut funktionierender Zusammenarbeit sei die getrennte Aufstellung in der modernen, vernetzten Wirtschaft "nicht mehr zukunftsfähig", heißt es in dem Schreiben. Die Fusion ist gescheitert. Kerber hat inzwischen seinen Rückzug angekündigt, Göhner hat den BDA schon im Juli, nach 20 Jahren Amtszeit, verlassen.
In dem Papier hatte das Duo vermerkt, einem Nicht-Deutschen zu erklären, warum die deutsche Wirtschaft durch zwei Spitzenverbände in Brüssel vertreten werde, sei "nahezu unmöglich". Eine solche Struktur, so die Autoren, sei in der EU "nur noch in Malta" anzutreffen.
Auch national halten Göhner und Kerber die doppelte Interessenvertretung für überholt. Sie beklagen, dass der Einfluss beider Spitzenverbände gegenüber der Politik in den letzten Jahren abgenommen habe: der des BDI durch eine "stärkere Lobbyarbeit großer Unternehmen", der der BDA durch eine "zunehmende Erosion der Tarifbindung. Gelegentlich spiele die Politik beide Verbände "gegeneinander aus", zitiert das manager magazin aus dem Papier.
Die Autoren plädierten für einen "big bang", in dem beide Organisationen miteinander verschmolzen werden sollten. "Allerspätestens" für den Tag nach der Bundestagswahl 2017 müsse das Gebilde "voll umfänglich handlungsfähig" sein, "um die Koalitionsverhandlungen zu begleiten."
Kurz vor dem Closing wurden die Fusionsgespräche jedoch abgebrochen. Gescheitert sei das Vorhaben vor allem an der Personalfrage, an der als gemeinsame Hauptgeschäftsführung vorgesehenen Doppelspitze.
Auf konkrete Nachfragen antworten BDA und BDI: Die beiden Verbände hätten in den zurückliegenden Jahren "immer wieder" über Möglichkeiten einer weitergehenden Zusammenarbeit gesprochen und würden dies "im Sinne einer schlagkräftigen Interessenvertretung" auch weiterhin tun. Ein Zusammenschluss sei "derzeit nicht geplant".
Der BDI steht vor einem umfassenden personellen Umbruch. Kerber gibt im Frühjahr 2017 seinen Posten auf, wie der Verband bekannt gab. Nachfolger soll Eon-Cheflobbyist Joachim Lang werden. Für den scheidenden BDI-Präsidenten Ulrich Grillo kommt ab Januar Dieter Kempf, ein ehemaliger IT-Manager und früherer Chef des Digitalverbands Bitkom. Kempf ist nach Informationen von manager magazin nur zweite Wahl gewesen. Zuvor sei der frühere Bayer-Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers angesprochen worden; der lehnte allerdings ab. (rs)