Touchscreen-Flaggschiff
Blackberry Z10 im Test
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Flinker wischen mit Blackberry 10
Die größte Veränderung beim Blackberry Z10 ist sicher das QNX-basierende Betriebssystem. Dieses erinnert schon von der Optik her nur noch entfernt an das alte Blackberry OS. Auch die Handhabung hat sich deutlich verändert, nämlich verbessert: Die Kanadier haben bei ihrem Entwurf besonderen Wert auf eine nahtlose Navigation gelegt und setzen dabei konsequent auf Gestensteuerung.
Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Hat man das Prinzip einmal verstanden, lässt es sich problemlos mit einer Hand, beziehungsweise einen Daumen durch das System navigieren. Anstatt den nicht vorhandenen Start-Button zu drücken, wischt man etwa von unten nach oben, um das Z10 zu entriegeln. Im Hauptmenü angelangt, geht es durch einen Wischer ganz nach rechts zum Blackberry Hub. Dieser wesentliche Bestandteil von Blackberry 10 stellt eine Art Kommunikationszentrale dar, in der eingegangene Mails, Anrufe, SMS, Mitteilungen via BBM, Kalendereinträge, aber auch Status-Updates aus sozialen Netzen aufgeführt sind. Aktuell werden nur FacebookFacebook, TwitterTwitter, Linkedin unterstützt. Laut Blackberry sollen künftig aber auch weitere Drittanbieter ihre Anwendungen integrieren können, die APIs wurden bereits bereitgestellt. Alles zu Facebook auf CIO.de Alles zu Twitter auf CIO.de
Rechts vom Blackberry Hub befindet sich zunächst eine Seite mit maximal vier aktiven Apps/Panels – dem Active Frame – am besten mit der Darstellung auf dem Blackberry Playbook zu vergleichen. Auf den Seiten rechts davon werden – ähnlich wie bei AndroidAndroid oder iOS – die installierten Apps mit Icons aufgeführt. Innerhalb einer Anwendung kann man diese durch Wischen nach oben beenden, sie landet dann im Active Frame. Man kann sie aber mit einer Geste nach oben und dann nach rechts auch nur für kurze Zeit zur Seite schieben, um beispielsweise einen Blick („Peek“) auf eine neue Mitteilung im Blackberry Hub zu werfen. Streicht man im Menü vom oberen Ende nach unten, gelangt man zu einer Art Info- und Steuerungsleiste – auf App-Ebene befindet sich hier das Menü zu der Anwendung. Dies ist zumindest im Normalfall so, leider halten sich einige Apps nicht daran. Dazu zählen neben etlichen, einfach von Android portieren Anwendungen auch hauseigene Programme wie der Browser oder „Docs to Go“. Alles zu Android auf CIO.de
Apps noch Mangelware
Generell sind die Apps ein wunder Punkt der neuen Plattform und damit auch des Z10. Zwar überraschte Blackberry beim Launch mit der Ankündigung, man weise mit 70.000 Apps die meisten Programme für ein frisch gestartetes System auf. Die Marktplätze der etablierten Plattformen Android und iOS bieten inzwischen aber gut die zehnfache Menge an und auch das Angebot der seit über zwei Jahren verfügbare Windows Phone ist inzwischen seit mehr als zwei Jahren auf dem Markt und dürfte sich allmählich der 200.000er-Marke nähern.
Zwar passt der Wahlspruch „Klasse statt Masse“ nirgendwo so gut wie bei Apps und selbst Poweruser haben selten mehr als zehn oder zwanzig Programme wirklich im Einsatz. Dennoch ist es bei Jugendlichen häufig ein K.O.-Kriterium, wenn eine zur Kommunikation mit Freunden genutzte App (z.B. Skype, WhatsApp) (noch) nicht auf der neuen Plattform zu finden ist. Im Business-Umfeld sind es möglicherweise fehlende Synchronisationsmöglichkeiten mit einer bestimmten Productivity-App.
So gesehen hat sich Blackberry mit der Auswahl an von Beginn an verfügbaren Apps zwar gut vorbereitet, das Angebot ist aber noch alles andere als breit. Vorinstalliert findet man auf dem Z10 etwa Facebook, Linkedin, Foursquare, YouTube, Box, WebEx, AccuWeather oder Twitter. Zudem sind im haueigenen AppStore Blackberry World bereits eine Reihe mehr oder weniger bekannter Apps und Spiele wie GoogleGoogle Talk, Flight Aware oder Angry Birds Star Wars zu finden. Skype, WhatsApp und andere haben immerhin Versionen für Blackberry 10 angekündigt. Alles zu Google auf CIO.de
Auch wenn die Kanadier hier nicht unbedingt in der ersten Liga mitspielen, gibt es ein gewisses Grundangebot, das sie geschickt durch Eigenentwicklungen erweitern. Dazu zählen etwa der um Videounterstützung inklusive Screen-Sharing erweiterte Blackberry Messenger (BBM), die Office-Suite Docs to Go von Blackberry-Tochter Dataviz oder Blackberry Remember, eine Art Evernote-Alternative. Mit an Bord sind außerdem Anwendungen für Bluetooth, NFC-Sharing, mobile Hot-Spots, Tethering, eine universelle Suche und eine Sprachsteuerung à la Siri dürfen natürlich nicht fehlen. Auch der Browser kann sich sehen lassen, nicht nur wegen seiner Geschwindigkeit beim Seitenaufbau, sondern auch wegen Features wie Private Browsing oder einen speziellen Lesemodus ohne Bilder.