BMW-Quartalsbilanz

BMW-Chef Krüger sagt Servus

01.08.2019
Mehr Autos verkauft, viel investiert, weniger Gewinn - die letzte Quartalsbilanz von Harald Krüger ist für harte Zeiten durchaus akzeptabel. Für seinen Nachfolger Oliver Zipse sieht er ein gut bestelltes Feld.
Harald Krüger, scheidender Vorsitzender des Vorstands der BMW AG
Harald Krüger, scheidender Vorsitzender des Vorstands der BMW AG
Foto: BMW AG

Der scheidende BMW-Chef Harald Krüger hat am Donnerstag eine durchwachsene Quartalsbilanz vorgelegt. Die Münchner Autobauer verkauften zwar mehr Autos, aber der Gewinn vor Steuern fiel um 28 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro. Hauptgrund waren noch höhere Investitionen in Zukunftstechnologien.

Für Krüger war es der letzte öffentliche Auftritt - in zwei Wochen übernimmt der bisherige Produktionsvorstand Oliver Zipse die Führung des KonzernsKonzerns. Zipse muss die Folgen des bevorstehenden Brexits für BMWBMW, Mini und Rolls-Royce managen, Produktion und Verkauf von Elektroautos hochfahren und zugleich in den nächsten Jahren 12 Milliarden Euro einsparen. Er dürfte aber auch die Früchte von Krügers Modelloffensive ernten. Top-500-Firmenprofil für BMW Top-Firmen der Branche Automobil

Auch Mercedes und Audi hatten zuletzt schlechte Zahlen vorgelegt. Im Gegensatz zu den Konkurrenten jedoch legte BMW bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr zu und ist dabei, wieder die Nummer eins zu werden. "Im Monat Juni lag BMW vor Mercedes", sagte Krüger. Innerhalb von zwei Jahren seien alle SUV-Modelle erneuert oder ganz neu eingeführt worden. Für das Gesamtjahr kündigte er ein leichtes Absatzplus an.

Modelloffensive

Von seiner Arbeit bleiben werde die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Werk Shenyang und die Modelloffensive, sagte Krüger, der vier Jahre an der Spitze stand. Mit Kooperationen sei BMW heute effektiver und schneller unterwegs. Viele seiner Entscheidungen wirkten sich erst in den nächsten Jahren aus. BMW sei "robust, innovationsstark und gut aufgestellt." Auf die Frage nach seinen persönlichen Plänen sagte der 53-Jährige: "Ich werde im August erst einmal ein bisschen Urlaub machen."

Der Konzernumsatz stieg im zweiten Quartal um knapp drei Prozent auf 25,7 Milliarden Euro. Trotzdem blieben unter dem Strich 29 Prozent weniger Gewinn nach Steuern: Er fiel auf 1,48 Milliarden Euro. Die Ursache brachte Finanzvorstand Nicolas Peter so auf den Punkt: "Wir investieren heute konsequent in unsere Zukunft."

Hohe Kosten

Die Kosten für Forschung und Entwicklung legten im zweiten Quartal um sechs Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. Die Investitionen in die Werke stiegen sogar um 39 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. BMW rüstet die Bänder für den parallelen Bau von Verbrenner-, Elektro- und Hybridautos um. Die höheren Herstellungskosten für Hybride können nicht eins zu eins an Kunden weitergegeben werden. Dazu kommen noch höhere Rohstoffpreise, ungünstige Wechselkurse und Rabatte für Autokäufer in Europa und den USA.

Im vergangenen Jahr hat BMW 9,6 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern gemacht - in diesem Jahr werde es deutlich weniger werden, sagte Peter. Neben den Investitionen drückt auch die drohende EU-Kartellstrafe für Absprachen mit den anderen deutschen Autobauern das Ergebnis. Dafür hat BMW schon im ersten Quartal 1,4 Milliarden Euro zurückgestellt. "Wir liegen nach den ersten sechs Monaten auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Krüger.

Die erste große Herausforderung für seinen Nachfolger Zipse dürfte im Oktober der Brexit werden. Großbritannien ist für BMW der viertgrößte Markt, und der Konzern baut dort auch den Mini, den Rolls-Royce und Motoren für den 1er BMW. Beim gescheiterten ersten Brexit-Versuch der Briten im Frühjahr hatte BMW die Mini-Werke vier Wochen lang geschlossen, um ein Chaos in den Lieferketten abzufedern. Das ist jetzt anders: Ab November soll der erste Elektro-Mini in Oxford vom Band laufen, 40.000 potenzielle Kunden warten schon, "da wollen wir keine Produktionsunterbrechung", sagte Krüger. Peter dankte ihm im Namen der Vorstandskollegen und aller Mitarbeiter mit "allerhöchstem Respekt". (dpa/rs)

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