Analysten-Kolumne
Change IT! Informationstechnologie als Werttreiber
Eine im vergangenen Jahr bei 300 internationalen Grossunternehmen durchgeführte Studie des CFO Working Council belegt: 50 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer betrachten IT als ausschlaggebend für das Unternehmenswachstum, weitere 40 Prozent als wesentlichen Treiber für verbesserte Geschäftsprozesse. Dennoch klagt die Mehrheit der Befragten über zu hohe IT-Kosten und zu geringe Renditen bei IT-Projekten.
Bis zu 75 Prozent der analysierten IT-Projekte, wie Softwareentwicklung oder Integration neuer Funktionalitäten in bestehende Softwarearchitekturen, überschreiten das geplante Budget, decken wichtige Funktionalitäten nicht ab oder werden nicht termingerecht übergeben! Ein alarmierendes Zeichen für IT-Verantwortliche in Zeiten wirtschaftlicher Rezession und hohen Margendrucks. Nach vorn weist in dieser Situation ein strategischer Ansatz, der die Komplexität der Technologie verringert, Kosten und Organisation reduziert sowie die IT stärker auf das Geschäft ausrichtet. Damit lassen sich die IT-Kosten um 20 bis 25 Prozent senken - bei steigender Effizienz der Geschäftsprozesse.
Die Grundlage dieses Ansatzes bildet eine funktions- und projektbezogene Kosten-Nutzen-Analyse, die für transparente IT-Kosten sorgt. Bei anhaltendem Marktdruck, der sich in sinkenden Renditen und Auslastungen widerspiegelt, sollte das Management die IT-Verantwortlichen auffordern, den Wertbeitrag der IT zum Unternehmenserfolg klar darzustellen. Dies fällt oftmals schwer, da Renditekriterien bei IT-Projekten häufig nur unzureichend berücksichtigt werden. Ein IT-Werttreiberbaum hilft, Kosten und Investitionen in die Wertlogik des Unternehmens (z.B. EBT, ROIROI, EBITDA, ROA, ROE, etc.) zu integrieren und den Wertbeitrag der IT in den einzelnen Wertschöpfungsstufen offen zu legen. Alles zu ROI auf CIO.de
Kostentreiber IT-Organisation
Die IT-Organisation, also Prozesse, Funktionen, Verantwortlichkeiten und Budgetallokation, ist nicht auf Anhieb als einer der größten Kostentreiber der IT in großen multinationalen Konzernen erkennbar. Häufig unterschätzen Firmen die Wertschöpfungstiefe ihrer IT-Organisation und sind überrascht, wenn sich ein "IT-Unternehmen im Unternehmen" entwickelt. Wie die Projekterfahrung von Roland Berger zeigt, liegt die Hauptursache für teilweise überdimensionierte IT-Abteilungen in der dezentralen Organisationsstruktur. Beispielsweise ergab die Analyse des IT-Budgets eines global agierenden Unternehmens, dass über 80 Prozent der IT-Ausgaben dezentral getätigt werden – ohne übergreifende Optimierung und Kontrolle. Ein anderes Unternehmen hatte viele Funktionen, vom IT-Management ("Plan") über die Entwicklung ("Build") bis zum Betrieb ("Run"), redundant aufgebaut und tauschte erarbeitetes Wissen nicht firmenweit aus.
Vor diesem Hintergrund scheint es umso wichtiger, die interne IT als "eigenes Unternehmen" zu managen, Transparenz über die Wertschöpfungsstufen "Plan-Build-Run" zu schaffen, Funktionen über sämtliche Wertschöpfungsstufen zu integrieren (etwa in Center of Competencies) sowie einheitliche IT-Managementprozesse zu implementieren, zum Beispiel IT-Planung, Budgetierung oder den Genehmigungsprozess für IT-Projekte. Dieser Ansatz ermöglicht es, Kosten zu reduzieren und Investitionen noch besser auszuschöpfen.
Fazit
Mit einer verbesserten Organisation, effizienten Prozessen und gleichzeitiger Einführung der Werttreiberlogik lässt sich ein erfolgversprechendes IT-Technologie-Konzept entwickeln. Dieses erfüllt die Anforderungen des Geschäfts und optimiert die Ressourcen des Unternehmens. Ziel sollte es dabei sein, die IT effizient und effektiv einzusetzen und die Ergebnisse quantitativ darzustellen.
Gérard Richter ist Partner im Competence Center InfoCom bei Roland Berger Strategy Consultants.
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