Was Sie über COBOL wissen müssen
Die Programmiersprache, die nicht sterben will
Patrick Hedfeld studierte Theoretische Physik und Philosophie an der TU Darmstadt und an der Universidad de Salamanca. Nach seiner Dissertation über Kognitionspositionen bei Hegel ist er Publizist und Freier Dozent an der FOM Hochschule und hält dort Kurse über Wirtschaftsethik und IT-Management. Hauptberuflich arbeitet er als Senior IT Projektleiter bei der Deutschen Leasing AG in Bad Homburg.
COBOL wird es noch in einhundert Jahren geben. Sie haben noch nie von dieser Programmiersprache gehört? Es gibt zurzeit andere Themen: Cloud Computing, Microservices, Machine Learning und noch mehr. Viele Menschen wissen nicht, dass eine große Breite täglicher Anwendungen immer noch auf der Basis einer Technologie aus den 1960er Jahren läuft. Genauer gesagt: Ein Team um eine Dame aus der US-Navy entwickelte 1959 die Programmiersprache COBOL. In Worten ausgedrückt: Common Business Oriented Language. Und wie bei der Navy heißt es auch für die Programmiersprache, dass diese ordentlich in Divisions und Sections unterteilt ist.
Weltweit gibt es vermutlich etwas mehr als 200 Milliarden Zeilen COBOL und es kommen jährlich noch mehrere Milliarden Zeilen hinzu. Vermutlich sind mehr transaktionsverarbeitende Systeme in COBOL als in jeder anderen Sprache geschrieben worden. Die Technologie lässt sich überwiegend auf Großrechnern - sogenannten Hosts - finden, die ein komplexes zentrales und umfangreiches Computersystem darstellen.
Cobol is the future
Die Verarbeitung von Massendaten und die enorme Nähe zum Speicher bieten bis heute unschlagbare Vorteile, denn neben dem Datendurchsatz gibt es auch die Möglichkeit mit Hilfe der Technologie CICS, die Großrechner in einen modernen Webserver zu verwandeln. Vorne sieht das System modern aus und hinten stehen immer noch eine Reihe von COBOL Programmen, die alles am Laufen halten. Auch Microservices und COBOL sind durchaus kompatibel.
Cobol-Entwickler-Gehälter
Der Markt wird beherrscht von Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot hoch und die Nachfrage niedrig, dann sinkt der Preis. Ist aber die Nachfrage groß und kaum Angebot vorhanden, dann steigt der Preis. Das gilt auch für Gehälter. Schaut man sich um, dann findet man schnell Angebote von 5.000 EUR Brutto oder mehr für den "einfachen" COBOL-Entwickler. Verfügt man darüber hinaus über Spezialwissen bezüglich Assembler, VSAM oder Direktzugriffe auf Adabas, dann sollte einer Gehaltsverhandlung nichts mehr im Wege stehen. Der durschnittliche COBOL-Entwickler wird vermutlich jenseits der 50 sein. Die ältere Generation geht in Rente und macht Platz für junge Menschen.
Einfach zu lernen?
COBOL selbst ist erlernbar, aber das Wissen der Domäne erfordert Praxiserfahrung. Da ist das Betriebssystem z/os auf der einen Seite, aber auch ein schlecht bedienbares TSO auf der anderen Seite. Man behilft sich mit clist oder REXX. Jobs müssen möglicherweise über die JCL gestartet werden und Cursor auf Datenbanken sind auch nicht immer leicht zu setzen. Man sieht: Das Wissen um den HOST ist nicht nur COBOL alleine, es ist sehr viel mehr. Gerade in den Zusammenhängen zwischen den einzelnen Welten zeigt sich die Erfahrung und das Wissen aus der Praxis.
Aus den genannten Gründen wird uns diese Programmiersprache lange überleben. Der Host ist ein vollkommen unterschätzter Faktor im 21. Jahrhundert und natürlich werden die Personen, die sich damit auskennen immer weniger. Immer weniger Hochschulen haben die Sprache auf dem Lehrplan. COBOL ist eine Chance und eine Herausforderung zugleich und sollte zu keinem Zeitpunkt unterschätzt werden.