Neue Geräte
Das neue iPad Pro: Endlich wieder eine Revolution
Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
Apple hat zum ersten Mal einem iOS-Gerät Speicher von einem Terabyte spendiert. Entsprechend hoch fallen die jeweiligen Preise aus: Das iPadiPad 11 Zoll kostet in der größtmöglichen Variante 1709 Euro, das iPad 12,9 Zoll – 1929 Euro. Bezeichnend ist dass der Sprung von 512 GB auf 1 TB bei beiden Größen 440 Euro beträgt, bei den kleineren Speicherplatzvarianten betragen diese Unterschiede 170 (von 64 auf 256 GB) und 220 Euro (von 256 auf 512 GB). Alles zu iPad auf CIO.de
Den heftigen Preis für die größte Speichervariante zahlt man offenbar nicht nur für zusätzliche SSD sondern auch für mehr RAM. Der bekannte Entwickler Steve Troughton-Smith hat im neuesten Xcode Unterstützung eines iOS-Geräts mit 6 GB RAM gefunden. Hierbei kann sich nur um die neu vorgestellten iPads handeln, iPhone XS und XR führen noch 4 bzw. 3 GB RAM respektive. Die Aussage, dass nur die 1-TB-Modelle den aufgestocken Arbeitsspeicher erhalten ist noch nicht bestätigt, klingt jedoch plausibel und lässt sich bis spätestens Ende nächster Woche überprüfen.
Im Vergleich zum Vorgänger hat das neue iPad Pro ein paar mehr optische Ecken und Kanten - was eigentlich untypisch für Apple ist. So hat doch Apple vor kurzem erst mit der neuen Generation der Apple Watch gezeigt, dass auch an den Ecken abgerundete Bildschirmdisplays so ihre Vorteile haben und mehr Platz für Anwendungen bieten können.
So aber nicht beim neuen iPad Pro. Es ähnelt mehr denn je einem überteuerten Schneidebrett. Einem überteuerten, aber höchst modernen und trotz (oder besser gesagt: gerade wegen) des neuen Designs wunderschönen Schneidebrett.
"Alles neu. Alles Display. Alles möglich." So lautet der Werbeslogan für das neue iPad Pro. Aber fangen wir von vorne an.
Speicher ohne Ende
Das iPad Pro erscheint traditionell in zwei verschiedenen Bildschirmgrößen. Das kleinere Modell ist 11 Zoll groß, die größere Variante 12,9 Zoll. Zudem sollte bei der Wahl der Speicherkapazität für jeden Anwendungstyp etwas zu finden sein. 64 GB, 256 GB, 512 GB und erstmals auch 1 TB.
Jetzt fragen Sie sich: "1TB Speicherplatz? Wer braucht denn so viel Speicherkapazität? Und was soll das denn erst kosten?"
Nun, eine durchaus berechtigte Frage. Bevor wir die Frage des Preises beantworten, sei so viel gesagt: Das iPad Pro scheint nach den ersten Vorführungen während der Apple-Keynote erstmals ein iPad zu sein, welches nicht unbedingt für den Typ Nutzer gedacht ist, der sich ein neues iPad zulegt, um Candy Crush auf einem größeren Bildschirm zu spielen.
Das iPad Pro hat so viel Power unter der Haube, dass es locker mit einem Computer mithalten kann – je nach Anwendungsbereich natürlich. Aber genau damit wirbt Apple auch. 1TB Speicherplatz mag für denjenigen übertrieben klingen, der seine Facebook-Timeline durchforstet oder online ein paar neue Klamotten kauft. Für kreative Köpfe bringt Apple aber erstmals ein iPad auf den Markt, mit dem komplexere Arbeitsprozesse kein – bitte entschuldigen Sie den Ausdruck – "pain in the ass" sind. Erste Demonstrationen von der im nächsten Jahr zu erwartenden Photoshop-Version für iOS oder Spiele wie NBA 2K zeigen die Leistung, zu dem das 2018er iPad Pro im Stande ist.
Das 11-Zoll große iPad Pro wiegt lediglich 468 Gramm, ist 178,5 mm breit, 247,6 mm lang und genau wie seine größere Version 5,9 mm hoch. Diese ist jedoch geringfügig schwerer und hat ein Gesamtgewicht von 631 Gramm, 2 Gramm mehr, sofern man sich für die Wi-Fi und Cellular Modelle entscheidet. Ansonsten misst die Gerätebreite 214,9 mm, die Länge 280,6 mm.
Tschüss, Lightning!
Nach der Vorstellung des iPhone X im letzten Jahr war es nur eine Frage der Zeit, bis Apple sich auch auf dem iPad von dem Home Button trennt. "Revolutionär" würde ich diesen Schritt jetzt nicht nennen. Es war aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Schon interessanter: Apple trennt sich zum ersten Mal in seiner iOS-Geräte-Geschichte vom Lightning-Anschluss.
Auf der Geräteunterseite befindet sich nun ein USB-C-Port. Im Lieferumfang enthalten ist deshalb ein einen Meter langes USB-C-Kabel. Mit dem neuen Anschluss öffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Sie wollen das iPad Pro mit einer DSLR verbinden? Kein Problem. Oder etwa an einen Monitor anschließen? Auch ohne Adapter kein Problem. Wer ein USB-C auf Lightning-Kabel besitzt, kann im Notfall auch das iPhone direkt über das iPad laden.
Großes Display ohne Notch und Home Button
In beiden iPad Pro-Modell verbaut Apple nun Liquid Retina Displays. Das 11-Zoll-Modell mit einer Bildschirmdiagonale von 27,96 cm hat somit eine Auflösung von 2388 x 1668 Pixel bei 264 ppi. Das größere Modell mit einer Bildschirmdiagonale von 32,77 cm besitzt eine Auflösung von 2732 x 2048 bei ebenfalls 264 ppi.
Apple selbst behauptet, dass das Display nicht nur die "geringste Spiegelung", sondern auch die "beste Farbgenauigkeit der Branche" hat. Dies ist natürlich für alle diejenigen von Vorteil, die unter freiem Himmel mit dem iPad arbeiten möchten.
Darüber hinaus ist das Display – ähnlich wie beim iPhone X – an den Ecken erstmals abgerundet und passt sich dem Design des Gehäuses an. Allerdings hat es Apple beim iPad Pro geschafft, auf die Notch zu verzichten. Vielleicht etwas, was man auch in zukünftigen iPhone-Modellen finden wird? Relativ unwahrscheinlich, aber hat Apple beim neuen iPad Pro gezeigt, dass man auch bei einem großen Display ohne Home Button nicht auf eine Notch angewiesen ist – und gleichzeitig nicht auf die Frontkamera verzichten muss.
Wer mit den iOS-Gesten ab dem iPhone X vertraut ist, wird ohne größere Probleme das iPad Pro bedienen können. Entsperrt wird das iPad via Face ID (im Hoch- und Querformat möglich) und einem Swipe nach oben.
Ordentlich Power
Mit dem diesjährigen iPad Pro bringt Apple ein Tablet auf den Markt, welches "schneller als die meisten PC Notebooks" ist. Wie ist das möglich? Der neue A12X Bionic ist laut eigenen Angaben der "smarteste, leistungsfähigste Chip, den Apple je entwickelt hat". Dank seiner Neural Engine können fünf Billionen Berechnungen pro Sekunde ausgeführt werden, auch maschinelles Lernen sei kein Problem mehr.
Außerdem liefert der Chip zweimal schnellere Grafik. Dass dank A12X komplexere AR-Prozesse und grafisch aufwendigere Spiele möglich sind, bewies Apple während der Keynote bei einem Basketball-Spiel und Photoshop-Bearbeitungen.
Preise und Farben
Die iPads erscheinen in den Farben Space Grau und Silber. Das kleine iPad Pro startet bei einem Preis von 879 Euro mit geringster Speicherkapazität von 64 GB. Die 256 GB-Variante kostet 1.049 Euro, der Preis für den nächst höheren Speicherplatz von 512 GB liegt bei 1.269 Euro. Wer 1 TB haben möchte, muss 1.709 Euro zahlen.
Nochmal eine Ecke teurer wird das 12,9 Zoll große iPad. Dieses startet bei 1.099 Euro (64GB), das 256 GB-große iPad liegt bei 1.269 Euro, die 512GB-Variante liegt bei 1.489 Euro und das größte Modell kostet schlappe 1.929 Euro.
Fazit
Die Wörter "Revolution" und "revolutionär" werden vor allem in der Technik-Branche zu inflationär gebraucht. Alles ist immer gleich eine Revolution. Eine Notch? Revolutionär! Fingerabdrucksensor im Bildschirm? Revolutionär! Ganz zu schweigen von den ganzen Smartphone-Kameras, die "die Art und Weise, wie wir fotografieren werden revolutionieren werden!". Wie gesagt: Alles ist sofort eine Revolution.
Handelt es sich beim iPad also um eine Revolution? Dem ersten Eindruck nach zu schließen: Ja.
Warum? Bei diesem iPad geht Apple mal wieder in eine neue Richtung, ohne wirklich viel zu verändern. Das neue Design und das fast randlose Display sind genau das, was man sich unter einem Tablet vorstellt. Auf der Bühne sprach Apple während der Keynote immer von einer großen Glasscheibe, die zu allem wird, was man sich wünscht. Das trifft es eigentlich ganz gut auf den Punkt.
Ob die Leistung des neuen iPad Pros wirklich mit der eines PC Notebook mithalten kann, bleibt abzuwarten. Das, was Apple vorgeführt hat, war beeindruckend und macht seine Aussage bezüglich der Leistungsfähigkeit nicht gerade unglaubwürdig. Das iPad Pro ist für Kreative gedacht, die schreiben, malen, skizzieren, kreieren oder etwas erschaffen wollen.
Der neue Apple Pencil spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Wenn es Apple wirklich geschafft hat, eine Kombination aus leistungsfähigem Tablet und Peripherie zu entwickeln, macht es vielleicht jetzt endlich Spaß, auf dem Tablet zu arbeiten. Also wirklich arbeiten. Und nicht Candy Crush spielen. Das kann man nämlich auch auf jedem anderen iPad. (Macwelt)