Peter Kraus
Das silberne IT-Getriebe
Der Mann mit dem Salatteller darf anschreiben lassen. "Ich kenn doch meine Schäfchen", sagt die Kassiererin in der Kantine der Zahnradfabrik Friedrichshafen. Mit einem Lächeln und ohne Guthaben auf der Magnetstreifenkarte schiebt Peter Kraus sein Tablett an der Dame vorbei. Morgen wird er wieder mit gesunder Kost zu ihr kommen - und mit aufgeladener Karte. Der Informatikleiter überzieht seinen Etat nicht gern. Budget-Treue und Controlling sind ihm wichtig. "Warum das Thema Geld derzeit so eine große Rolle in der IT spielt, kann ich nicht verstehen", sagt er. "Kostendruck haben wir im Automobilbau schon immer gehabt."
Kraus ist dem Druck bislang mit einem Sparkurs durch Zentralisierung ausgewichen. Während die 56000 ZF-Mitarbeiter an 117 Stellen in der Welt werkeln und die Geschäftsführer der Betriebsstätten relativ autonom handeln, kommen die Entscheidungen für die Informatik zunehmend aus Friedrichshafen. Kraus kontrolliert sämtliche Investitionen und etwa die Hälfte der ITAusgaben. Dass er nicht alle Ausgaben abzeichnet, liegt am dezentralen Ansatz von ZF, den Kraus lobt: "Die Frage, wo man direkte oder indirekte Verantwortung hat, ist für mich immer weniger entscheidend", sagt der IT-Leiter, der disziplinarisch rund 170 Mitarbeitern vorsteht.
Veränderungen immer mit den Mitarbeitern
Firmenhierarchie interessiert den 51-Jährigen aus zwei Gründen nicht besonders. Zum einen muss er sich in der Matrixstruktur von ZF ohnehin auf der horizontalen, also auf der fachlichen Ebene behaupten. Er überzeugt die lokalen IT-Verantwortlichen mit guten Argumenten und günstigen Angeboten - oder eben gar nicht. Sie berichten an ihre jeweiligen Geschäftsführer und lassen sich nicht von Kraus’ Titel - Vice President - beeindrucken. Zum anderen kann der gelernte Mathematiker und Informatiker kaum noch aufsteigen. Als Finanzvorstand kommt er aufgrund seiner Vorliebe für Technik nicht infrage, ein CIO im Vorstand ist bei ZF nicht vorgesehen, Kraus fühlt sich am Bodensee sehr wohl, Firma und Branche würde er ungern wechseln: "Was soll ich denn in einer Versicherung oder Bank? Ich berate in erster Linie unsere Business-Manager, und da ist Geschäftsverständnis mindestens so wichtig wie IT-Skills."