Finance IT


Agile bei Standard Chartered

Der Fachbereich ist der Bottleneck

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Unternehmen | Standard Chartered Bank

Zweiter. Immerhin. Liverpool hat das Champions-League-Finale gegen Real Madrid zwar verloren. Aber dafür kennen jetzt mehr Menschen den Trikotsponsor Standard Chartered. Die Bank mit einem Umsatz von 14,4 Milliarden Dollar und einem EBIT von 2,4 Milliarden Dollar (2017) belegt gerade, dass Banking – auch Transaction Banking – noch lange nicht tot ist. Angesichts dieser Zahlen macht sogar Banking-IT wieder Spaß, selbst einem Physiker und Fertigungstechniker wie Michael Gorriz.

Hauptsitz: London/Singapur

Umsatz: 14,4 Milliarden Dollar

EBIT: 2,4 Milliarden Dollar

Mitarbeiter: 80.000

Gründung: 1853

IT-Kennzahlen

CIO: Michael Gorriz

IT-Budget: größer eine Milliarde Dollar

Security-Budget: größer 100 Millionen Dollar

IT-Mitarbeiter: 33.000 (inklusive 15.000 Mitarbeiter in Operations)

Gorriz unterteilt den Weg zur Volldigitalisierung der Bank in drei Stufen:

1. MTP (Multi Touch Processing)

Das ist der Stand der Dinge in immer noch vielen Be­reichen der Standard Chartered: Mehrfach gucken Menschen auf Dokumente oder Screens und beurteilen die nach wie vor kniffeligen Fragen wie: Steht der Kunde auf einer Sanktionsliste? Wie hoch ist seine Kreditwürdigkeit? "Das machen meist noch Menschen", sagt Gorriz.

2. OTP (One Touch Processing)

Ein Auftrag kommt auf Papier. Es gibt ein Dokument, das ab Auftragseingang dann aber digital durch die Institutionen läuft. "Wir haben AI (Artificial Intelligence) in verschiedenen Bereichen eingesetzt, etwa in der Risikobewertung. Wir haben auch Piloten bei Chatbots", sagt Gorriz. Aber an einer Stelle denkt immer noch ein Mensch mit.

3. ZTP (Zero Touch Processing)

Alle Transaktionen laufen so, dass kein Mensch involviert ist. Das ist die hohe Kunst des BankingBanking und gelingt bei den meisten Banken höchstens in Teilbereichen: "Dafür brauche ich einen Zugriff auf alle Systeme", gibt Gorriz zu bedenken: "Ich brauche Zugriff auf alle wichtigen Infos. Dann kann die Kreditwürdigkeit vielleicht auch ein System nach Überprüfung der Bilanzen erteilen." Die Standard Chartered experimentiert da gerade mit einem Anbieter aus Hongkong. Alles zu Finance IT auf CIO.de

Neu für die BankerBanker an dieser Stelle: Es darf auch mal ein MVP sein, also ein Minimal Viable Product, das noch fehlerbehaftet ist. Für ein Unternehmen, in dem mehr als 100 Millionen Euro jedes Jahr in die IT-Sicherheit fließen, ist dies ein revolutionärer Gedanke. Auch Gorriz muss sich erst noch an MVPs gewöhnen. In der Automobilbranche waren und sind MVPs verpönt, schließlich geht es um das Leben der Fahrer. Top-Firmen der Branche Banken

Auf die Frage, ob in der Auto- oder in der Bankenbranche die größeren Perfektionisten sitzen, antwortet Gorriz: "Ganz schwer zu sagen. Natürlich dürfen wir uns als Bank auch keine Schnitzer erlauben. Wenn Sie heute 1.000 Dollar auf dem Konto haben, dann wollen sie die morgen auch noch sehen."

Singapur | Autofahren einfach zu teuer

Einer der größten Autonarren Deutschlands fährt jetzt U-Bahn: Ende 2015 zog Michael Gorriz mit Frau und drei Töchtern nach Singapur. Nur das alte Auto blieb in Deutschland. Ein vergleichbarer Wagen hätte mit Steuern und Anmeldung in Singapur 430.000 Euro gekostet. Da verzichtet dann selbst der AMG-Fan Gorriz. Dafür lobt er viele andere Dinge:

Umsatzsteuer: 7 Prozent

Einkommenssteuer: maximal 22 Prozent (Zinsen, Dividenden und Wertzuwächse werden nicht versteuert)

U-Bahn: maximal 90 Cent

Taxi: 20 Euro für einmal quer durch den Stadtstaat

Mobilfunk 4G überall

Breitband: 1 Gbit über Glasfaser in jedem Haus für 40 Euro im Monat

Sicherheit: "Wir sperren unser Haus nicht ab."

Arbeitsgenehmigung: "Ruckzuck. Nach neun Tagen war die da."

Fremdenfeindlichkeit: "Nicht vorhanden. Solange du einen Arbeitsvertrag hast. Wenn du keinen mehr hast, musst du nach 30 Tagen raus."

Zur Startseite