Radikale Kehrtwende
BMW-CIO hält Bimodal IT für einen Irrweg
- IT der zwei Geschwindigkeiten klappt in der Praxis nicht, weil kein Mitarbeiter zu den langsamen gehören mag
- Ende 2019 sollen alle der rund 300 laufenden IT-Projekte bei BMW agil sein
- Rund 2000 Mitarbeiter der BMW Group-IT haben durch die agile Neuverteilung der Verantwortungen bereits neue Chefs bekommen.
- Auch CIO Ron Van Kemenade von der ING-Bank hält nichts von Bimodal IT, weil das die Mitarbeiter demoralisiert
- CIO Straub hat lustig illustrierte Postkarten drucken lassen, auf denen mit den fünf größten Mythen der agilen Methodik aufgeräumt wird
Es klang alles so logisch: Um mehr Geschwindigkeit in die IT zu bringen, empfiehlt das Analystenhaus Gartner den bimodalen Ansatz. Soll heißen: Altsysteme pflegen und entwickeln weiterhin die (Alt-)ITler nach den bewährten Methoden. Damit sei sichergestellt, dass nicht irgendwelche Java-Freaks an den Kernsystemen herumfrickeln, ohne angemessen zu testen und zu dokumentieren.
Auf Apps und alles, was sonst noch hip, chic und schnell sein muss, lässt der CIO hingegen die agilen ITler los, die für das Erstellen von sauberen Pflichtenheften sowieso keine Geduld aufbringen. So war das gedacht mit dem Arbeiten in zwei Geschwindigkeiten. "Funktioniert aber nicht", sagt BMW-CIO Klaus Straub.
Damit zählt er zu den zahlreichen Zweiflern, die Gartners Idee vielleicht gerade noch für die Übergangszeit für gut halten, in der Softwareingenieure vom alten Schlag den Begriff "Time to Market" mental durchdringen. Wer ganz am Anfang steht, bei wem sich die Entwickler noch an armdicke Pflichtenhefte klammern, für den könnte demnach die Two-Speed-IT ein Einstieg sein. Sie sei jedoch nicht geeignet, um dauerhaft eine IT-Abteilung zu strukturieren, meint Straub: "Ich hatte bis September letzten Jahres auch noch eine bimodale Welt im Kopf - aber dann war das Konzept für mich nicht mehr nachvollziehbar."
Kein Mitarbeiter mag zu den Langsamen gehören
Hauptkritik: Kein Mitarbeiter mag zu den Langsamen gehören. "Und wie wollen Sie entscheiden, wer auf den schnellen Zug aufspringen darf und wer auf den langsamen?", fragt Straub. Technologisch sei diese Frage kaum zu beantworten, regional auch nicht. Es gebe einfach keine Technik und keine Region, die sich eindeutig den Kategorien "schnell" oder "langsam" zuordnen ließe.
Wer tatsächlich Geschwindigkeit als Unterscheidungskriterium einführt, müsste also eine Organisationsmatrix aufbauen, die Mitarbeiter nicht nur fachlich und disziplinarisch zuordnet, sondern auch noch nach schnell oder langsam. Das wäre eine dreidimensionale Matrix. "Die versteht dann keiner mehr", gibt Straub zu bedenken.
Alles wird jetzt agil
Deshalb gilt ab jetzt bei BMWBMW das Motto "100 % agileagile". Im November 2016 hatte sich die IT-Führung zu diesem radikalen Schritt entschieden. Im Mai hat sich Straub das Konzept im Vorstand absegnen lassen - wichtig, weil die Fachbereichsseite natürlich auch ihre Arbeitsweise ändern muss. Und seit dem 1. Juni werden alle Projekte sukzessive auf agil umgestellt. "Das wird ein Weg der Veränderung für drei Jahre", prophezeit Straub. Ende 2019 sollen dann wirklich alle rund 300 laufenden IT-Projekte bei BMW agil sein. "Projekte, die jetzt schon anderthalb Jahre nach der Wasserfallmethode laufen und noch einmal so lange bis zu ihrem Abschluss brauchen, werden wir natürlich nicht mehr umändern." Top-500-Firmenprofil für BMW Alles zu Agile auf CIO.de
- Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz. - Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG. - Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning. - Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen. - Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO. - Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG. - Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive. - Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern. - Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO. - Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist. - Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg. - Petra Clemens
Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG. - Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG. - Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich. - André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung. - Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig. - Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern. - Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV. - Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel. - Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB. - Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten. - Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg. - Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke. - Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war. - Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group. - Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA. - Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.
Die 5 größten Mythen der agilen Methodik
Um für mehr Akzeptanz zu sorgen, hat Straub lustig illustrierte Postkarten drucken lassen, auf denen mit den fünf größten Mythen der agilen Methodik aufgeräumt wird:
1. Agile Entwicklung ist Chaos und Anarchie
Stimmt nicht: Auch im Agilen werden ComplianceCompliance, DatenschutzDatenschutz, SecuritySecurity, Architektur und Betriebsreife eingehalten. Eigenverantwortliche und interdisziplinäre Produktteams stellen dies sicher. Alles zu Compliance auf CIO.de Alles zu Datenschutz auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de
2. Agil ist Arbeiten ohne Plan und Ziel
Stimmt nicht: Die inhaltliche Planung erfolgt über die im Backlog durch den Product Owner priorisierten User-Stories. Machbarkeit und Umsetzungsaufwand werden durch das Entwicklungsteam geschätzt. Die Planung wird in den Sprint-Planning-Meetings regelmäßig aktualisiert, die Zielerreichung in den Sprint-Review-Meetings regelmäßig überwacht.
3. Agile Fehlerkultur und Qualitätsanspruch passen nicht zusammen
Stimmt nicht: Agil bedeutet nicht nur schnell. Das Testen ist fest in der Softwareentwicklung integriert. Fehler werden früh identifiziert. Formalisiertes Lernen aus Fehlern ist Teil der agilen Kultur und garantiert höhere Qualität als traditionelle Entwicklung.
4. Agile Entwicklung braucht keine Dokumentation
Stimmt so nicht: Dokumentiert wird nur das Wesentliche, wie zum Beispiel:
• Explorationsphasen,
• Epics (Anforderungsbeschreibung auf abstraktem Niveau),
• User-Stories (feingranulare Anforderungsbeschreibung) und
• für Nutzung, Betrieb, Weiterentwicklung und gegebenenfalls Ausschreibungen wichtige Informationen.
5. Agil macht Manager überflüssig
Stimmt so nicht: Führungskräfte werden im agilen Kontext nicht überflüssig, aber ihre Rollen und Aufgaben ändern sich. Sie unterstützen ihre Mitarbeiter bei der persönlichen Weiterentwicklung. Sie sorgen für eine Kultur, in der die agilen Werte nachhaltig gelebt werden. Sie schaffen den Rahmen für eigenverantwortliches Arbeiten im Team.
Gerade die letzte Postkarte hat natürlich Sprengkraft. Stimmt das wirklich, dass Manager nur anders arbeiten? Und nicht überflüssig werden? Rund 2000 Mitarbeiter der BMW-Group-IT haben durch die agile Neuverteilung der Verantwortungen bereits neue Chefs bekommen. Straub beteuert, dass selbst eingefleischte Anhänger des Wasserfallmodells Spaß am agilen Arbeiten entwickeln. "Wenn jemand vorher für 150 Produkte verantwortlich war und jetzt nur noch 120 betreut, dann tut ihm das nicht weh - eher im Gegenteil", sagt der CIO. "Und in den Teams gibt es jede Menge Menschen, die sich freuen, wieder richtig IT zu machen."
Straub ist nicht der einzige, der bimodale IT für einen Irrweg hält. Auch in anderen Sektoren gibt es Beispiele für hundertprozentige Agilität. So hat auch der Holländer Ron van Kemenade, CIO des Bankhauses ING, seine IT radikal umgebaut - und ist dafür gerade "European CIO of the Year" geworden.
Die ING beschäftigt weltweit 52.000 Mitarbeiter, rund 10.000 davon arbeiten in der IT. Allein in Amsterdam sitzen knapp 3000 Entwickler, die ausnahmslos agil arbeiten. Mittlerweile hat sich ein kleiner Tourismus von ungläubig staunenden CIOs um das dortige Zentrum entwickelt, maßgeblich getrieben von Dorothée Appel, COO im IT-Bereich der Bank. Die ehemalige BMW-Mitarbeiterin lädt mit missionarischem Eifer CIOs ein, die einfach nicht glauben wollen, dass auch Banken-Kernsysteme agil betrieben werden können.
Mitarbeiter verloren
Ihr Chef van Kemenade hält - ähnlich wie Straub - nichts von der IT der zwei Geschwindigkeiten, weil sie zu einer Demoralisierung jener Mitarbeiter führe, die dann eben nicht zu den schnellen Truppen gehörten. Anders als Straub sagt van Kemenade allerdings, dass er sehr wohl mehrere hundert Mitarbeiter verloren habe, die den Schritt in die Agilität nicht mitgehen wollten.
Nicht alle Silberrücken fühlen sich wohl bei dem Gedanken, Verantwortlichkeiten an Scrum-Master und Produktteams abzugeben. Van Kemenade bedauert das, hält aber den Schwund an Mitarbeitern für leichter verkraftbar als den Spagat zwischen schneller und langsamer IT. Natürlich hat die ING auch Legacy-Systeme. Diese könnten aber auf ähnliche Weise gepflegt werden, wie man neue hippe Apps aufsetze, meint van Kemenade.
Betreiben ING und BMW Etikettenschwindel, wenn sie von 100 Prozent agil sprechen, gleichzeitig aber Systeme unterhalten, die höchstens jedes halbe Jahr ein Release erfahren? Auch die gute alte Wasserfallmethode ist ja nicht stehen geblieben. Auch in den 80er Jahren hatten wir bereits agile Elemente. "Ja, aber anders", meint Straub: "Inzwischen hatten wir ITILITIL, und alle Prozesse sind viel durchdachter." Erst jetzt könne man unter anderen Vorzeichen von agil sprechen und damit sogar auch dezentraler werden. Alles zu ITIL auf CIO.de
Fachbereiche müssen mitziehen
Perspektivisch sollen bald alle 4500 Mitarbeiter in der BMW-Group-IT agil arbeiten - auch solche, die in den Infrastrukturbereichen beheimatet sind und selbst nichts entwickeln. Es gehe dabei aber nicht darum, einen Incident-Prozess agil zu machen: "Da will ich genau einen haben und nicht 150 verschiedene", sagt Straub. Aber in der Zusammenarbeit mit den Entwicklern müssten natürlich auch die Infrastrukturbetreiber wissen, wie die neuen Methoden funktionieren.
Außerdem wünscht sich der CIO, dass der agile Funke auch auf die Fachbereiche überspringt, die dann BizOps statt DevOps betreiben. Es gebe da schon Projekte in den Fachbereichen Logistik und Vertrieb, in denen Mitarbeiter aus Fachbereichen und IT gemeinsam ganz weit vorne liegen. "Wir sind überhaupt die ersten, die agil im industriellen Bereich so weit denken", meint Straub.
Digitalisierung | Druck von drei Seiten |
"Wir stehen vor drei extremen Veränderungen", sagt BMW Group-CIO Klaus Straub. Für ihn sind die wichtigsten Entwicklungen: 1. Industrie 4.0 ändert sowohl die Produktion als auch die Entwicklung und selbst die Vertriebswelt 2. Customer Centric erfordert, multichannel zu denken: der Kunde will vom Händler, im Call Center, in der App und vor allem im Auto selbst die gleichen verlässlichen Informationen. 3. Das Fahrzeug als Teil des Internets ist Quelle von Big Data und eröffnet ganz neue Geschäftsmodelle. Auf die Frage, welches Thema er als Ingenieur am spannendsten findet, antwortet Straub: "Alle drei. Aber mir würde schon ein Thema an Veränderung reichen." |