Top Ten - Großunternehmen
Der Teamspieler
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Werner Schmidt nimmt man es sofort ab, dass er sich nur auf Drängen der Kollegen für den Wettbewerb "CIO des Jahres 2008" beworben hat. "Ich bin es nicht gewohnt, so in der Öffentlichkeit zu stehen", erklärt der Diplommathematiker, der die IT der LVM Versicherungen Münster seit 1997 als Vorstand verantwortet. Entsprechend versteht er den Preis weniger als persönliche Auszeichnung denn als Honorierung der Leistung seiner Mitarbeiter, die die Entscheidungen angeregt hätten.
"In meinem Unternehmen ist es Kultur, dass die höchste Fachkompetenz auch die entsprechende Entscheidungskompetenz hat", so die Begründung. Sich selbst sieht Schmidt in der Rolle des Moderators der IT-Spezialisten, der die Geschäftsstrategie vermitteln und Lösungen Mehrwert abgewinnen muss.
Um dem Management informationstechnisch den Rücken freizuhalten, schlägt der LVM-CIO auch ungewöhnliche Wege ein: So etwa im Jahr 2000, als er das Management davon überzeugen konnte, im Rahmen einer Neuausrichtung der IT im Innen- und Außendienst auf eine einheitliche, Linux-basierende Client-Server-Infrastruktur zu wechseln. Auf diese Weise werden nicht nur die IT-Lösungen des LVM-Konzerns möglichst schlank und einheitlich gehalten.
Maximale Datenfrische
Da die rund 2100 Außendienstler mobil auf die zentralen Daten und Funktionen zugreifen, wird auch eine maximale Datenaktualität gewährleistet.
In dem Projekt, mit dem sich Schmidt nun beworben hat, hatte die LVM Anfang September begonnen, das Open-Source-IP-Telefonsystem Asterisk in Agenturen einzuführen.
Auf der Suche nach einem geeigneten IP-Telefonie-System wurden dann Produkte diverser Hersteller betrachtet, die aber allesamt den Vorstellungen nicht ganz entsprachen. "Die Verknüpfung von Sprache und Daten bedeutet schließlich mehr als das Wählen aus einer Anwendung heraus", argumentiert Schmidt. "Irgendwann meinten dann die eigenen Mitarbeiter, wir kriegen auf Basis von Asterisk etwas Besseres hin." In einer Teststellung habe sich in der Folge gezeigt, dass die eigene Lösung einer Kauflösung bezüglich Kosten und Funktionalität überlegen ist.
Mehr Flexibilität
Mit Asterisk habe LVM nun einen Schritt in puncto Handlungsfähigkeit getan, erklärt Schmidt. So könnten Außendienstmitarbeiter sich über eine Anwendung in das TK-System schalten und sehen, wer tagsüber für sie angerufen hat. Auch ein interner Test der Präsenzfunktion läuft derzeit an - natürlich, wie Schmidt betont, mit Begleitung des Betriebsrats: "Neue Technologien auszuprobieren geht nur mit Transparenz. Die Mitarbeiter müssen erkennen, dass es sich um keine Bedrohungen handelt."
Spielraum für Kreative
Allgemein, so der CIO, werde beim LVM eine Kultur der Freiheitsgrade gelebt, in der es Spaß mache, etwas zu gestalten. Das helfe auch, Mitarbeiter zu halten. Die Geschäftsleitung wiederum gewähre solche Freiräume, da seine Abteilungen nicht nur als Auftragnehmer in Sachen IT gesehen würden, sondern auch als Enabler.
Dass das Management mit dieser Auffassung nicht ganz falsch liegt, belegen unter anderem die Auszeichnungen, die das Unternehmen für sein Agentursystem erhalten hat. So gewann der LVM im Jahr 2006 zum dritten Mal in Folge den Award Agentursysteme des "Versicherungsmagazins" und des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) und zuletzt die Auszeichnung als "Business Intelligence Performer 2008" von SAS Institute.
Werner Schmidt (54), LVM Versicherungen
Position: Mitglied der Vorstände.
Branche: Versicherungen/Finanzdienstleistungen (Mitarbeiter: zirka 9500).
Ein CIO muss ... das Business verstehen, um mit der IT das Unternehmen aktiv mitgestalten zu können.
Lieblingsfach ... in der Schule: Mathematik.
Wichtigstes Projekt: Serviceverbund 2.0.
Beschreibung: Neuausrichtung der Netzanbindung als technische Basis zur strategischen Serviceausrich tung; IP-basierende Telefonielösung auf Basis von Asterisk; Rollout von 3100 Standorten.
Projektbereiche: Vernetzung/Telefonie; Service-Management.
Kernprodukte: Datus Indali OBX (Unified-Messaging-Lösung basierend auf Asterisk).
Herausforderungen: Applikationsintegration zur bestmöglichen Unterstützung der Mitarbeiter im Außendienst.
Zeitrahmen: drei Monate.
Projektmitarbeiter: 50 (IT-Mitarbeiter gesamt: zirka 450).
Projektbudget: 18,5 Millionen Euro (IT-Budget allgemein: 111 Millionen Euro).
IT-Umgebung: Linux/Open Source.