Die letzten ihrer Art
Deutsche TV-Hersteller gibt es kaum noch
In Deutschlands Wohnzimmern sind Fernseher aus dem eigenen Land selten geworden. Technik mit traditionsreichen Namen wie Grundig wird längst nicht mehr hierzulande gebaut. Am Dienstag stellte der fränkische Hersteller Loewe einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Unter Hochdruck sucht Vorstandschef Matthias Harsch nach einem Käufer, um das Ende des Traditionsunternehmens zu verhindern. Mehrere Interessenten haben schriftliche Kaufangebote abgegeben. Gelingt die Rettung nicht, blieben von den TV-Produzenten in Deutschland nur noch Metz und Technisat übrig.
In ihren besten Zeiten war die Marke Loewe mit Luxus-Fernsehern "Made in Germany" erfolgreich. In den Yuppie-Haushalten der 90er Jahre war ein schwarzer Fernseher im kantigen Loewe-Design Kult - auch wenn er 2.000 Mark kostete. Diese Zeiten sind vorbei. Loewe setzt zwar weiterhin auf Luxus und Design - doch die asiatischen Anbieter haben auch in diesen Bereichen aufgeholt. Hausgemachte Probleme verschärften die Krise: Zu lange hielt Loewe dem Röhrenfernseher die Treue und verpasste den Siegeszug der flachen LCD- oder Plasma-Fernseher. Ende 2012 stürzte ein schwaches Weihnachtsgeschäft die Firma in eine Krise.
Den Preiskampf gegen die Konkurrenz aus Asien kann Loewe nicht gewinnen: Die meisten Fernseher in den Elektronikmärkten kommen von Global Playern wie Samsung oder Panasonic, die in großen Stückzahlen produzieren und damit wesentlich günstiger sein können. Loewe stellt einen kleinen Teil seiner Geräte immer noch in Kronach her.
Vorstandschef Harsch ist trotzdem sicher, einen Käufer zu finden, der Loewe in die Zukunft führt. Nicht mehr als TV-Hersteller, sondern als Spezialisten für "Smart Home Entertainment" - multimediale Unterhaltung im heimischen Wohnzimmer. Im Sommer gewann er immerhin den chinesischen Elektronikkonzern Hisense als Geschäftspartner, mit dem das Unternehmen bei Einkauf, Produktion, Entwicklung und Vertrieb kooperieren will. "Wir wollen wieder wachsen", sagt Harsch.
Die 650 Mitarbeiter will er am Dienstag in einer Betriebsversammlung über die Rettungsbemühungen informieren. Am Montag führte er Gespräche, die noch wichtiger waren: Die Investoren waren im Haus. "Ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben werden", sagt er.
Die IG Metall verfolgt das Drama bei Loewe mit großer Sorge. Loewe hat zwar bereits zahllose Stellen gestrichen, gehört mit aktuell rund 650 Beschäftigten aber noch immer zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Region. Während der Arbeitsmarkt im boomenden München eine Insolvenz in der Größenordnung von Loewe gut wegstecken könnte, sind die Perspektiven in Oberfranken gerade für ältere Mitarbeiter nicht rosig. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sich deshalb im Wahlkampf persönlich auf den Weg nach Kronach gemacht und Hilfe in Aussicht gestellt. Eine Staatsbürgschaft könnte Loewe helfen, Investoren zu überzeugen. (dpa/rs)