CIO Jörg Liebe im Gespräch
Die IT-Strategie von Lufthansa Systems
Wie Liebe eingesteht, gab es ursprünglich durchaus langwierige interne Diskussionen, ob man für unterschiedliche Kunden den gleichen Höchstleistungsstand an IT garantieren dürfe. Das Ergebnis zeige aber, dass das durchaus funktioniere – gemäß dem ursprünglichen Beschluss von 1995. Man bringe zwar viel Know-how und Erfahrung in die Geschäftsbeziehungen mit anderen Airlines ein, umgekehrt fließe aber das dort gewonnene Wissen wieder zurück zur Lufthansa.
IT für die Lufthansa, IT für die Konkurrenz
Auf die Frage, ob es da nicht einen Widerspruch gebe, denn schließlich müsse die Lufthansa Systems die IT-Interessen ihrer Muttergesellschaft befriedigen, zusätzlich aber auch die von ebenfalls weltweit operierenden ausländischen Fluggesellschaften, antwortet Liebe freimütig: "Wir kommen uns da nicht in die Quere. Es war ja genau die Positionierung, die mit der Ausgründung 1995 beabsichtigt war, ähnlich wie übrigens bei Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo oder LSG Sky Chefs. Man wollte damals das jeweilige Know-how nicht nur für Lufthansa Passage, sondern explizit auch für andere Airlines einsetzen."
Von einem Gegensatz der Interessen will man also nichts wissen. Auf die Bemerkung des Autoren, man wolle die jeweils beste IT für die Lufthansa machen, aber auch für andere Fluggesellschaften, antwortet Liebe knapp: "Korrekt."
Liebe ergänzt: "Aus unserer Tätigkeit für den Lufthansa-Konzern können wir sehr viel Know-how in die anderen ProjekteProjekte einbringen. Umgekehrt können wir aber auch von dort wieder viel Wissen und Fähigkeiten in unsere Leistungen für den Lufthansa-Konzern zurückführen." Coopetition statt simple Konkurrenz. Letztlich biete man eine weltweit aufgestellte IT-Dienstleistung für große Teile der Luftfahrtindustrie. Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang, dass jeder Kunde aus der Air Industry seine besonderen Service Level Agreements (SLAs) mit Lufthansa Systems vereinbart hat und darüber hinaus über eigene IT-Mannschaften verfügt, die die Arbeitsteilung steuern und überwachen. Alles zu Projekte auf CIO.de
Virtualisierung gehört laut Liebe schon sehr lange zu den Aktivitäten der LH Systems: "Hinzu kommt seit etwa zwei Jahren das Thema Cloud und Cloud Computing, das uns sehr intensiv beschäftigt. So haben wir in unseren Rechenzentren bei den Server-Infrastrukturen im Microsoft-Umfeld einen Virtualisierungsgrad von nahezu 80 Prozent und im Unix/Linux-Umfeld auf Basis von VMware sogar einen Virtualisierungsgrad von über 90 Prozent erreicht." Man sei jetzt dabei, mit Hilfe von VMware weltweite lokale Cloud-Dienstleitungen aufzubauen. Dazu gebe es so genannte vCloud-Datacenter-Zertifizierungen für Rechenzentren, die sowohl im Hinblick auf die eingesetzte IT-Infrastruktur als auch in Bezug auf die im Betrieb eingesetzten Verfahren und Prozesse Kompatibilität garantierten. Liebe: "Daher können wir nun die gesamte Entwicklung und die Tests für Cloud-Lösungen in unseren Umgebungen vornehmen. In einem weiteren Schritt rollen wir dann nur noch diese Lösungen vor Ort aus."