Strategien


SAP Best Practices

Die Schablone muss passen

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Zu komplex und oberflächlich

Aber nicht immer machen die vorgefertigten Lösungen Sinn. "Es gibt Fälle, in denen das Einarbeiten in die Vorkonfiguration und Dokumentation sowie die Anpassung der Best-Practice-Lösung an die unternehmensspezifischen Anforderungen in Summe mehr Zeit erfordern als eine vollständige Eigenkonfiguration", sagt Selchert. Aufschluss darüber geben die Begründungen der 44 Unternehmen, die sich erst nach eingehender Prüfung gegen die Best Practices entschieden haben (siehe Grafik). Denn hier zeigt sich das grundsätzliche Dilemma: Während neun Unternehmen die Lösungen als unpassend für ihre Branche oder ihr Unternehmen einstuften und weitere acht sie als zu komplex und aufwändig betrachteten, gab es drei Unternehmen, denen die Modelle zu grob und oberflächlich erschienen. Andere verzichteten auf den Einsatz, weil sie einen nur marginalen Mehrwert erwarteten, sie technische Probleme fürchteten oder weil ihnen Berater abrieten.

So kamen zwei Teilnehmer bei der Implementierung von PLM IT Asset Management in eine seit Jahren genutzte R/3-Umgebung zu dem Schluss, dass die in den SAP Best Practices angelegte "Vollversion" ein "Schuss mit Kanonen auf Spatzen" gewesen sei. Die Lösung habe für zehn Prozent der Arbeitsplätze zu einer Änderung der Konfiguration und etablierten Abläufe auch aller anderen Arbeitsplätze geführt. In diesem Fall war die Eigenkonfiguration einfacher und schneller. Ein anderer Teilnehmer dieser Gruppe spricht von "Fluch und Segen der integrierten Systeme" und resümiert: "Die Best Practices passen auf nackte Systeme, aber nicht auf existierende Konfigurationen".

Mit weit weniger Problemen kämpfte IT-Leiter Springer von Oberaigner, obwohl das SAP-System für den 65-Mann-Betrieb zurzeit eher überdimensioniert ist. "Wir wachsen derzeit so schnell, dass wir vor allem Wert auf eine zukunftstaugliche Lösung gelegt haben", so Springer. Lediglich bei der Anpassung der voreingestellten Formulare lag der Aufwand weit höher als erwartet. Trotzdem konnte er das Projekt im geplanten Zeitrahmen abschließen. Als störend empfand der IT-Leiter allerdings, dass nach Projektende alle Berater ausgetauscht wurden: "Nachdem die Software dann lief, wurde die gesamte Projektmannschaft durch die Berater der Stammkundenbetreuung ersetzt; das war sowohl von der zwischenmenschlichen Seite als auch von der Kenntnis unserer Umgebung nicht sehr hilfreich." Trotzdem lautet sein Fazit: "Für unsere Aufgabenstellung waren die Best Practices eindeutig die beste Lösung."

Im Durchschnitt der untersuchten Projekte führten die durch SAP Best Practices verursachten Veränderungen der Projekt- wie der Einführungs- und Betriebskosten zu einer Senkung der Total Cost of Ownership (TCOTCO) über den Zeitraum von drei Jahren um elf Prozent oder rund 245000 Euro. Neben der Zeit- und Kostenersparnis stieg auch die Projektergebnisqualität. Die Anwender verzeichneten eine verbesserte und stärkere Nutzung der Funktionalität, höhere Zufriedenheit der Projektbeteiligten und ein geringeres Projektrisiko. Alles zu TCO auf CIO.de

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