IT-Industrie

Diese Themen beschäftigen die IT-Branche weit über 2019 hinaus

Wafa Moussavi-Amin ist Analyst und Geschäftsführer bei IDC in Frankfurt. In seiner Funktion als Geschäftsführer verantwortet Wafa Moussavi-Amin seit Oktober 2004 die Strategie und Geschäftsentwicklung der International Data Corporation (IDC) in Deutschland und der Schweiz, seit 2013 zeichnet er zudem verantwortlich für die Region Benelux.

All das bedeutet nicht nur, dass die USA nach wie vor der lukrativste Markt für Software- und Service-Anbieter und ein entscheidendes Testfeld für neue Software-Produkte sind, sondern auch, dass die US-Wirtschaft von den Vorteilen profitiert, wenn es um den Einfluss der IT-Ausgaben auf Produktivität, Arbeitsplätze und BIP-Wachstum geht. Wenn es eine Sache gibt, die die USA konsequent beibehalten müssen, dann ist es das Investitionsverhalten in innovative Software.

Handelskrieg könnte der Branche 200 Milliarden Dollar kosten

"IT as a Service" hat zwar dazu geführt, dass die IT-Ausgaben insgesamt überschaubarer geworden sind als in der Vergangenheit, wenn allerdings ein größerer Teil des Marktvolumens an Investitionsbudgets gebunden war, macht ihn das auch fragiler hinsichtlich externer Faktoren. In den vergangenen Jahren wurde der europäische IT-Markt beispielsweise stark durch die Schuldenkrise und zuletzt durch Brexit beeinträchtigt. Die wirtschaftliche Stagnation in den Schwellenländer, die beispielsweise in Brasilien und Russland zu einer Rezession führte, resultierte auch in erheblichen Einschnitten bei den Technologie-Ausgaben von Unternehmen und Verbrauchern.

Die USA haben seit der Finanzkrise vor einem Jahrzehnt keine signifikanten Störungen hinsichtlich der IT-Spendings verzeichnet, die nächsten zehn bis 15 Jahre werden aber kritisch sein, da viele Unternehmen die Test- und Prototypenphase hinter sich lassen und in der Fläche neuer Technologien und Anwendungsfälle im Zusammenhang mit KI, IoT, Robotik, AR/VR und anderen neuen Kategorien implementieren.

Deshalb würde eine konjunkturelle Verlangsamung zu einem äußerst ungünstigsten Zeitpunkt eintreten. Es wird bereits prognostiziert, dass die US-Wirtschaft in den nächsten zwei bis drei Jahren leicht an Dynamik verlieren wird. Historisch betrachtet ist ein Rückgang auch längst überfällig. Viele Zeichen deuten darauf hin, dass die kommende Periode der Zinserhöhungen die Investitionen und das Wachstum der Wirtschaft dämpfen wird.

Ein Handelskrieg könnte dazu beitragen, die USA in eine Rezession zu stürzen, sollte der aktuelle Konflikt mit China zu einem breiteren Handelskonflikt mit anderen Regionen eskalieren - obwohl die jüngsten Verhandlungen über einen neuen Vertrag mit Kanada und Mexiko einige Drohszenarien gebannt haben. Basierend auf historischen Korrelationen zwischen Wirtschaftsindikatoren und IT-Ausgaben könnte ein Worst-Case-Szenario für den Handelskrieg bis 2020 einen großen Einfluss auf die US-IT-Budgets haben, da Unternehmen angesichts des verlangsamten Wachstums und der Stimmungslage gezwungen sind, Krisenmaßnahmen zu ergreifen.

Vorerst könnten die USA wahrscheinlich eine vorübergehende Eskalation der Zölle und protektionistischen Handelspolitik verkraften, ohne die Produktivität dauerhaft zu beeinträchtigen. Die Gefahr besteht eher darin, dass ein Konflikt über das Jahr 2020 hinaus andauern könnte und sich zu einer endlosen Krise ausweitet, was die von Optimismus und Experimentierfreude geprägte Stimmung negativ beeinflussen könnte, die in den vergangenen zehn Jahren dazu geführt hat, das sich innovative neue Technologien in US-Unternehmen durchsetzen konnten.

Es steht viel auf dem Spiel, wenn es um die Auswirkungen der IT-Ausgaben auf die Leistung der gesamten Wirtschaft eines Landes geht. Weltweit könnte ein vollständiger Handelskrieg ein Minus von 200 Milliarden Dollar für den globalen IT-Markt bedeuten. Die nächsten Jahre werden also aller Voraussicht nach alles andere als langweilig.

Zur Startseite