KPMG über Accounting
Digitales Rechnungswesen scheitert an Prozessen
- Digitalisierung des Rechnungswesens heißt in erster Linie eine papierlose Buchhaltung, homogene Systeme und das Management der Datenqualität
- Die Verantwortung übernimmt in jeden zweiten Unternehmen der Leiter Rechnungswesen
- Mehr als jedes zweite Unternehmen beobachtet eine engere Zusammenarbeit von Rechnungswesen und IT
"Ich glaube, man muss genau überlegen, in welchen Fällen wir Daten zur Geschäftssteuerung schneller und vielleicht sogar in Realtime brauchen", sagt Jochen Schmitz von Siemens. "Wobei man da natürlich auch sehr, sehr gut differenzieren muss, was nur 'schick' ist und was wirklich relevant ist und Wert schafft." Schmitz ist ein Teilnehmer der Studie "DigitalisierungDigitalisierung im Rechnungswesen" des Beraters KPMG. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
KPMG erhebt den Status Quo deutscher Unternehmen. Die Antworten von knapp 150 Entscheidern, meist CFOs (Chief Financial Officer) oder Chief Accountants, wurden um Einzelgespräche ergänzt. Das Fazit ist eine Matrix aus vier Feldern: Als digitale Vorreiter (beim Einsatz digitaler Lösungen) lässt KPMG kein Unternehmen gelten. 15 Prozent sind digitale Pioniere, die das Thema stark priorisieren. Insgesamt 19 Prozent klassifiziert KPMG als digitale Anfänger oder Konservative. Bleibt eine große Mehrheit von 66 Prozent, die irgendwo im Mittelfeld zu verorten sind.
Erwartungen und Resultate
Unter der Digitalisierung ihres Rechnungswesens verstehen die Befragten in erster Linie eine papierlose Buchhaltung, homogene Systeme und das Management der Datenqualität. Das erklären zwischen 83 und 74 Prozent. Seltener nutzen sie Realtime-Reporting (51 Prozent) und Visualisierungs-Tools (45 Prozent). Mit Cloud ComputingCloud Computing arbeitet nur eine Minderheit von 21 Prozent. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Die Digitalisierung zeigt Wirkung. Rund drei Viertel (74 Prozent) der befragten CFOs erklären, Datenqualität und -konsistenz hätten sich verbessert. Fast ebenso viele (71 Prozent) bekommen ihre Reportings jetzt schneller. 62 Prozent sprechen von einem erweiterten Leistungsspektrum.
BMW verbessert Datenqualität
Ein Studienteilnehmer, der bei BMW arbeitet, berichtet, das Unternehmen habe seit zwei Jahren weltweit einen einheitlichen Kontenplan als Vorgabe für die Systeme im Einsatz. "Unser Ziel war, dass dieser Kontenplan im System entsprechend implementiert ist, also kein Mapping nur für Konzernzwecke gemacht wird. Und jedes neue System im Rechnungswesen, das auf Kontierungen zurückgreift, ist verpflichtet, diesen Kontenplan zu nutzen." Seine Erfahrung: "Das hat uns in der Datenqualität einen Riesenschritt nach vorne gebracht und hat viel Diskussion beseitigt."
Legacy und Streit um Ressourcen
Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) sehen sich im Zuge der Digitalisierung die eigenen Prozesse genauer an. Denn diese gelten als größte Hürde bei der Transformation. Die nächsthöhere besteht in den Legacys: Zu viele Systeme wurden in der Vergangenheit auch bei Standardprozessen zu stark unternehmensintern angepasst. Hinzu kommt Streit ums Geld, genau genommen um die interne Personalallokation zwischen kurzfristigen operativen Zielen und der Umsetzung einer langfristigen Strategie.
Stichwort Geld: Eine klare Mehrheit von 60 Prozent der Unternehmen wird künftig mehr Budget für die Digitalisierung des Rechnungswesens bereitstellen. 28 Prozent erwarten keine Veränderung. Fünf Prozent rechnen dagegen mit sinkenden Etats.
Wer die Verantwortung trägt
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Verantwortung für die Digitalisierung des Rechnungswesens übernimmt in jeden zweiten Unternehmen (50 Prozent) der Leiter Rechnungswesen. In 28 Prozent ist es der CFO und in 15 Prozent die IT. Gleichzeitig erklärt jedoch mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent), für das Management der Digitalisierung mit der IT zusammenzuarbeiten.
Nicht zuletzt verändern sich die Ansprüche an den Wirtschaftsprüfer, stellt KPMG fest. Fast zwei Drittel (63 Prozent) erwarten eine deutliche Effizienzsteigerung der Abschlussprüfung - "und damit in letzter Konsequenz wohl auch fallende Preise für die Prüfung ihres Unternehmens", schreibt KPMG.