Energieversorger
Energiewende klappt nur mit Digitalisierung
- Allein regenerative Erzeugungsanlagen und deren schwankende Einspeisung schaffen eine Komplexität, die sich nur mit digitalen Systeme bewältigen lassen.
- Das Energienutzungsverhalten in Haushalten ist für viele Versorger noch eine Black Box.
- Es lässt sich noch nicht absehen, welche Geschäftsmodelle sich im Energiemarkt durchsetzen werden.
Die deutschen EnergieversorgerEnergieversorger haben es wahrlich nicht leicht. Von zwei Seiten wächst stetig der Druck: Neben der Energiewende müssen die Anbieter auch den digitalen Wandel meistern, der die Basis der bisherigen Wertschöpfung grundlegend verändert. Top-Firmen der Branche Energie u. Rohstoffe
Beide Entwicklungen griffen unmittelbar ineinander, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Lobbyvertreter verweist in diesem Zusammenhang auf die rund 1,6 Millionen dezentralen und meist regenerativen Erzeugungsanlagen. Deren schwankende Einspeisung schaffe eine Komplexität, die sich nur mit Hilfe digitaler Systeme und einer modernen Infrastruktur bewältigen lasse.
Effiziente, schnelle und automatisierte Prozesse
Aus Sicht der Versorger steht der Umgang mit Daten im Mittelpunkt der DigitalisierungDigitalisierung. Ihren Angaben zufolge beschäftigt sich die Energiewirtschaft bereits heute damit, wie Datenströme aus Einspeisung, Smart Metering sowie dem Netzbetrieb gemanagt werden können. Das Ziel seien effiziente, schnelle und automatisierte Prozesse. "Energie-Unternehmen müssen zu echten Datenspezialisten werden", heißt es seitens des BDEW. Nur so könne man mehr über die Bedürfnisse der Kunden erfahren und entsprechend passende Produkte und Services anbieten. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Wie wichtig der richtige Umgang mit Daten für die Energieversorger wird, belegen auch die wachsenden Ansprüche der Konsumenten: Bereits mehr als jeder dritte Bundesbürger möchte Smart-Meter-Technik nutzen, bei den Jüngeren ist es sogar fast die Hälfte. Das hat der ITK-Branchenverband Bitkom im Rahmen einer Umfrage unter mehr als 1.600 Menschen hierzulande im Frühjahr 2018 herausgefunden.
Transparenz beim Stromverbrauch schaffen
Den Verbrauchern geht es demnach in erster Linie darum, jederzeit über ihren Stromverbrauch im Bilde zu sein sowie Stromfresser in ihren Haushalten zu identifizieren. "Wir brauchen Transparenz über den Verbrauch", fordert deshalb Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Noch sei das Energienutzungsverhalten in vielen Haushalten eine Black Box.
Digitalisierung schwer greifbar
Die wachsenden Kundenwünsche zu befriedigen ist allerdings nicht einfach. Die Versorger sprechen von aufbrechenden Wertschöpfungs- und erodierenden Branchengrenzen. Daten könnten auch von anderen gesammelt, aufbereitet und analysiert werden, um daraus neue Angebote zu schnüren. Dazu komme, dass die Zusammenarbeit mit neuen Marktteilnehmern zunehmend an Bedeutung gewinne, heißt es beim BDEW. Beispielsweise umfasse das Thema Elektromobilität mehrere Wertschöpfungsstufen in der Energiewirtschaft, eröffne aber auch eine neue Branche.
- Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services. - Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik. - Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt. - Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit. - Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten. - Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus. - Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen. - Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen. - Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz. - Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich. - Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services. - Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH. - Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen. - Sebastian Träger
Seit April 2024 leitet Sebastian Träger die IT des Energieversorgers Enercity. Er soll unter anderem das ERP-System modernisieren.
Diese Veränderungen schüren verständlicherweise auch eine gewisse Verunsicherung. Beim BDEW fragt man sich, wie sich das "bereits jetzt schwer greifbare Gebilde Digitalisierung" weiter entwickeln wird. "Die Energiewende wird durch die Digitalisierung eine neue Dynamik entfalten", sagt BDEW-Chef Kapferer. Die entscheidende Frage werde sein, wer sich mit welchen Geschäftsmodellen am Energiemarkt der Zukunft behaupten wird. Dabei spielten Schnelligkeit, Mut und Kreativität eine entscheidende Rolle.
"Die guten alten Zeiten sind vorbei"
Einen Fehler dürfen die Energieversorger auf keinen Fall machen - zu zögerlich agieren. Denn das traditionelle Versorgungsbusiness bleibe weiter stark unter Druck, sagt Hilmar Franke, Director bei Deloitte. Das gelte für alle drei Bereiche der Wertschöpfungskette: Erzeugung, Netze und Endkundengeschäft. Deloitte spricht in seiner Strommarktstudie 2030 von wachsendem politischen Druck, der zunehmenden Konvergenz der Netze und sich weiter verändernden Kundenbedürfnissen. "Die guten alten Zeiten sind endgültig vorbei", so die Analysten. "Evolution allein reicht nicht aus, eine Revolution ist nötig."
Viele Energieversorger erwarten einen disruptiven Wandel
Die Unternehmen scheinen die Herausforderung anzunehmen. Laut der aktuellen Stadtwerke-Studie 2018 von Ernst & Young wollen sich 77 Prozent der Versorger in den kommenden zwei bis drei Jahren stark oder sehr stark mit der Digitalisierung auseinandersetzen - immerhin sechs Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Gut die Hälfte sieht die Digitalisierung inzwischen als Chance, Tendenz steigend.
Mehr als ein Drittel der über 100 befragten Versorger rechnet mit disruptiven Veränderungen in den kommenden Jahren. Bis 2030 könnten die Umwälzungen noch gravierender ausfallen, lautet das Fazit der Analysten - mit Auswirkungen, die noch nicht abzuschätzen seien.