Editorial aus CIO-Magazin 10/2010
Facebook sperren bringt nichts
Insgesamt 44 Prozent der deutschen Unternehmen verbieten Social Media am Arbeitsplatz. Laut einer Studie im Auftrag von Cisco liegen wir damit im internationalen Mittelfeld. Englische Unternehmen verbieten zu 64 Prozent, chinesische nur zu 21 Prozent. Die Verbote sind verständlich, wie Daniel Heinzmann, Chef von OIZ, dem kommunalen IT-Dienstleister der Stadt Zürich, belegt. Aber sie sind sinnlos.
Noch eine Zahl aus der Cisco-Studie: 40 Prozent der befragten deutschen Arbeitnehmer widersetzen sich ihrer Firmenpolitik: Sie nutzen mindestens einmal in der Woche verbotene Social-Media-Anwendungen, um sich mit Kollegen oder Kunden auszutauschen. Und abschließend noch eine Zahl von Gartner: Bis 2014 werden 20 Prozent der Business-Anwender Social-Networking-Services als primäres Kommunikationsinstrument verwenden.
Fazit: Sie können nicht gegen 40 Prozent Delinquenten im eigenen Unternehmen arbeiten. Verbote und selbst Sperren weiß eine derart große Gruppe zu umgehen. Und Sie können sich auch nicht dagegen wehren, dass nachwachsende Mitarbeiter Kommunikationswege nutzen, die sich nicht mehr revisionssicher abspeichern lassen. Versuchen Sie es erst gar nicht. Machen Sie sich nicht zum Anwalt einer verlorenen Sache. Am Ende stehen Sie nur als Verhinderer und Bedenkenträger da. Das ist genau das Image, mit dem CIOs sich auf die Stufe von RZ-Leitern und Sicherheitsbeauftragten herabkatapultieren. Unbedingt sein lassen!
Neue Trends und Techniken gilt es zu umarmen, so wie die CIOs Howard Hutchings von Heidelberger Druck und Bettina Anders vom Versicherer Ergo es vormachen. Hutchings hat seinen Helpdesk nach China ausgelagert, und Anders versucht, Apps als Kommunikationsweg zum Kunden zu nutzen. Das sind Beispiele, wo CIOs Trends für ihr Unternehmen nutzen. Oder nehmen Sie sich Hasso Plattner zum Vorbild. Wie ein Mann über 60 immer noch leidenschaftlich für eine neue Technik wie In-Memory-Computing kämpft - bemerkenswert.
Viel Spaß beim Lesen!
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