"Reporting sollte klaren Zielsetzungen dienen"
Fünf Fragen, ein CIO
Welches Thema aus dem Bereich BI fasziniert sie gerade?
Rösch: Ich interessiere mich im Moment insbesondere für neue Ansätze im Bereich "In-Memory Analytics", also für Transaktionssystem-basierende Datenanalyse-Methoden. Den Ansatz, mit der Analyse direkt in die orginären Transaktionssysteme und nicht über konsolidierte Datenbanken zu gehen, finde ich sehr vielversprechend. Man erhält zeitnah On-the-fly Reporting-Daten und kann damit hoffentlich besser und schneller notwendige Entscheidungen treffen. Meines Erachtens wird mit diesem technologisch neuartigen Ansatz ein wesentliches Ziel von ReportingReporting, nämlich Entscheidungsträgern transparente, zeitgerechte und inhaltlich relevante Informationen zur Verfügung zu stellen, sehr gut erfüllt. Alles zu Reporting auf CIO.de
Sehr häufig ist Reporting meines Erachtens noch zu stark vergangenheitsorientiert und dient oft der "Selbstbeweihräucherung". Es werden auch zu viele Daten erhoben und mehr auf Quantität geachtet, als auf die Qualität. Ich denke, da wäre weniger oft mehr. Vor allem die Konsistenz der Daten ist in einem global orientierten Unternehmen mit komplexen Geschäftsprozessen wie bei Roche das A und O des Reporting, um Fehlentscheidungen zu minimieren. Wir haben in diesem Bereich bereits sehr viel investiert.
Welches Thema bereitet Ihnen Kopfschmerzen?
Rösch: Die Überflutung mit Informationen. Die Entscheidungsträger haben oft Schwierigkeiten, die richtigen Schlüsse aus den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen zu ziehen. Beim Reporting kommt es ja auf gute Daten an, das heißt auf Daten, die zeitnah und gleichzeitig sehr präzise und fokussiert sind. Natürlich faszinieren die Cockpits oder Dashboards mit ihren schönen, bunten Bildern. Die Frage ist aber, ob man damit auch die gewünschten Inhalte vermitteln kann. Es ist nicht einfach, die Balance zwischen Grafiken, Zahlen und anderen Darstellungsmöglichkeiten zu finden. Allein schon, weil Wahrnehmung und Informationsverarbeitung etwas sehr Individuelles und Selektives ist.
Wie sieht Ihr Job in 20 Jahren aus?
Rösch: Mit Sicherheit ganz anders. CIOs werden immer mehr die Aufgaben von Business Consultants übernehmen, sind immer mehr im technologischen Management und Design von End to End Geschäftsprozessen gefragt. Das heißt, dass für CIOs in Zukunft neben fundiertem technologischem Fachwissen noch mehr als heute ein Verständnis von Businessprozessen gefragt ist. Daneben werden neue technologische Möglichkeiten das Berufsbild des CIOs mit Sicherheit weiter gravierend verändern. Aus meiner Sicht kommt der Informationstechnologie der Zukunft noch mehr eine Schlüsselrolle als ein "Innovationstreiber" zu. CIOs müssen künftig also gute Architekten und Projektleiter sein, die Geschäftsprozesse überblicken und modulieren können. Darüber hinaus müssen sie aber auch die richtigen strategischen Partner finden, die passende innovative IT Technologien und Plattformen bereitstellen.
Welches Buch lesen Sie gerade beruflich? Und privat?
Rösch: Für den Beruf lese ich relativ wenig Bücher, sondern mehr Artikel und Beiträge aus Fachzeitschriften und dem Internet. Für Bücher fehlt mir einfach die Zeit.
Privat lese ich gerade "Ein mutiges Herz" von Marianne Pearl. Sie ist die Ehefrau des Journalisten Daniel Pearl vom Wall Street Journal, der im Januar 2002 von islamischen Terroristen in Pakistan entführt und eine Woche später vor laufender Kamera ermordet wurde. Ich lese gerne zeitkritische Bücher, die sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Gerne über den Nahen Osten. Ich interessiere mich für das Gebiet, weil ich selber mal in Kuwait gearbeitet habe.
Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit?
Rösch: Zeit hätte ich gerne mehr für meine Frau, meine Familie und meine Hobbies. Ich denke, wir stecken alle in dem Dilemma, die richtige Balance zwischen Privatleben und Job zu finden. Das wird durch die verfügbaren Technologien nicht leichter. Ich sage immer, die IT ist ein Treiber, aber auch der Sklave dieser Entwicklung durch die Bereitstellung entsprechender Kommunikationsplattformen und -technologien (Internet, Mail, etc). Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen man einen Vorgang bearbeitet, dann zur Post gebracht hat und erst einmal drei Tage Ruhe hatte. Heute bekomme ich täglich im Durchschnitt etwa 100 Mails. Sie können sich vorstellen, wie viele ich davon zeitnah bearbeiten kann, welche Informationsredundanz damit verbunden ist, und wie schwierig es manchmal ist, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Die Tatsache und Erwartung, dass man heutzutage rund um die Uhr verfügbar ist, macht es nicht leichter, die Balance zwischen Familienleben und Job zu finden. Ich bin selbst das jüngste Kind einer großen Familie und weiß um die Wichtigkeit des Familienverbunds. Ich bin einmal gespannt, wie die Gesellschaft damit zurechtkommt, dass sich die familiären Strukturen so drastisch ändern.