Aufstiegschancen

In diesen Unternehmen machen Frauen keine Karriere

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die Gender Pay Gap ist in aller Munde. Dabei ist die Ungleichbehandlung der Geschlechter noch gravierender, wenn es um Karrierechancen geht.
In den meisten Unternehmen haben Frauen nicht die gleichen Karrierechancen wie Männer.
In den meisten Unternehmen haben Frauen nicht die gleichen Karrierechancen wie Männer.
Foto: Anton Vierietin - shutterstock.com

Nahezu alle Branchen und Unternehmen räumen Frauen nicht die gleichen Karrierechancen ein wie Männern. Die candidate select (case) GmbH, eine Ausgründung der Universität Bonn, spricht in einer Analyse von einer signifikanten "Gender Hierarchy Gap". Das Tech-Unternehmen, das sich mit der Analyse von Lebensläufen beschäftigt, hat gemessen und verglichen, welche Hierarchiestufen Männer und Frauen in den verschiedenen Branchen durchschnittlich erreichen. Die Auswertung (PDF) stützt sich auf die Analyse von 659 Unternehmen aus zehn Branchen in Deutschland, wobei als Grundlage die Jobtitel von 1,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer herangezogen wurden.

Mithilfe eines eigens entwickelten KI-Modells gelang es, diese Jobtitel den folgenden Hierarchiestufen zuzuordnen:

  • Praktikum/Werkstudium (unterste Ebene)

  • Junior-Position

  • Senior-Positionen

  • Management-Positionen

  • C-Level, Gründer, Partner (oberste Ebene)

Anschließend wurde untersucht, wie viele Frauen und Männer auf diesen Hierarchieebenen angesiedelt sind. So entstand ein Scoring, das zeigt, in welchen Branchen und Unternehmen Männer oder Frauen einen Hierarchievorteil haben und wo eine "Gender Parity" besteht, wie es bei case heißt, also ein Gleichgewicht der Geschlechter in Sachen Aufstiegschancen.

Consulting-Unternehmen am fairsten

Zu den Ergebnissen: Die größte Fairness in Sachen Hierarchie gibt es in Consulting-Unternehmen, gefolgt von der Finanzbranche. Auf dem letzten Platz landet der Bereich "Media/Marketing". Während 40 Prozent der Unternehmensberatungen genauso viele oder mehr Frauen wie Männer auf den jeweils gleichen Hierarchiestufen beschäftigen, schaffen das in der Media- und Marketing-Branche nur 18 Prozent.

Dabei gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Anteil an Mitarbeiterinnen an der Gesamtbelegschaft und den durchschnittlich erreichten Positionen in der Unternehmenshierarchie. Mit anderen Worten: Auch wo weniger Frauen beschäftigt werden, können diese überdurchschnittlich oft auf höheren Hierarchieebenen repräsentiert sein.

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"Im Bereich Medien und Marketing sind zu mehr als 50 Prozent Frauen beschäftigt, dennoch erreichen diese nur selten höhere Positionen", beobachtet Phillipp Karl Seegers, Gründer und CEO von case und Arbeitsmarkt-Ökonom an der Maastricht University. Im Consulting sei die Situation anders. Dort würden zwar nur 35 Prozent der Jobs mit Frauen besetzt, dafür arbeiteten diese viel häufiger gleichberechtigt.

Folgendes Ranking nach Branchen zeigt, in wie vielen Unternehmen jeweils Frauen in Sachen Aufstieg mindestens gleichgestellt sind (Gender Parity) oder sogar mehr Frauen als Männer in Führungspositionen haben:

  • Consulting: 40 %

  • Finance: 37 %

  • IT/Software/Hardware: 35 %

  • Logistics/Mobility/Tourism: 32 %

  • Automotive: 32 %

  • Consumer Goods/Food: 30 %

  • Biotech/Healthcare: 29 %

  • Engineering/Construction: 27 %

  • Energy/Utilities: 26 %

  • Media/Marketing: 18 %

Der Bewertung der Marktforschern liegt folgende siebenstufige Skala zugrunde:

  • Sehr starker Hierarchievorteil für Frauen (F+++)

  • Starker Hierarchievorteil für Frauen (F++)

  • Schwacher Hierarchievorteil für Frauen (F+)

  • Gender Parity (0)

  • Schwacher Hierarchievorteil für Männer (M+)

  • Starker Hierarchievorteil für Männer (M++)

  • Sehr starker Hierarchievorteil für Männer (M+++)

Im IT-Markt ist Meta das Vorbild für alle

Einer der zehn untersuchten vertikalen Märkte ist die IT-Branche. Dort verhält sich Meta (mit den Marken FacebookFacebook, Instagram, WhatsApp) in Sachen Karrierechancen für Frauen am fairsten: Als einziges Unternehmen erreicht die Zuckerberg-Company den zweithöchsten Wert F++. Auch TeamViewer, eBay, Sony, Cisco, FujitsuFujitsu, Celonis, AppleApple und Computer Futures setzen mit der Bewertung F+ ein überdurchschnittlich deutliches Zeichen für Frauen in hochrangigen Positionen. Gar nicht gut fällt die Bilanz indes für Groupon, About You, United Digital Group (UDG), PTV Group, TWT und dSpace aus: Sie alle erhalten im Ranking die Bewertung M+++. Top-500-Firmenprofil für Fujitsu Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Facebook auf CIO.de

Jahrelang war Sheryl Sandberg Co-Geschäftsführerin von Meta Platforms. Das dürfte der Gleichberechtigung im Unternehmen gutgetan haben.
Jahrelang war Sheryl Sandberg Co-Geschäftsführerin von Meta Platforms. Das dürfte der Gleichberechtigung im Unternehmen gutgetan haben.
Foto: Markus Wissmann - shutterstock.com

Der Fairness halber sei gesagt, dass in der IT-Branche eine Reihe von Unternehmen "Gender Parity" (0) erreichen, darunter namhafte Konzerne wie AmazonAmazon, ComputacenterComputacenter, CGI, MicrosoftMicrosoft, HPHP, IBMIBM, Salesforce, GoogleGoogle, Infosys Adobe, Texas Instruments, Reply und andere. Andererseits soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass bekannte Firmen wie Valantic, Materna, Avanade, NTT Data, Delivery HeroDelivery Hero, iteratec, diconium, DellDell, Senacor, XingXing und Unity Media einen "starken Hierarchievorteil für Männer" attestiert bekommen haben, also im Ranking ein M++ erhalten. Top-500-Firmenprofil für Computacenter Top-500-Firmenprofil für Delivery Hero Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Dell auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de Alles zu HP auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu XING auf CIO.de

Für Leserinnen und Leser der COMPUTERWOCHE dürfte auch die Branche der Unternehmensberatungen interessant sein, die - wie beschrieben - im Vergleich recht gut dasteht. Einen "sehr starken Hierarchievorteil für Männer" (M+++) muss sich hier kein Anbieter vorwerfen lassen. Allerdings agieren die Beratungshäuser Inverto, P3 Group, Mercedes-Benz Consulting, Goetzpartners, Kearney, Strategy&, Curacon, Exxeta, Dentons, Unity und Business Technology Consulting mit der Bewertung M++ stark Männer-lastig.

Im besten Fall gibt es in dieser Branche Unternehmen mit einem schwachen Hierarchievorteil für Frauen (F+). Diesen bieten vier Anbieter: Oscar, ADVANT Beiten, Expleo Group und WTS. Eine Reihe von Beratungen erreichen immerhin Gender Parity (0), darunter Accenture, KPMG, Simon-Kucher & Partners, Arthur D. Little, DXC Technology, Rödl & Partner, Baker & McKenzie sowie Clifford Chance.

BMW hinkt hinterher

Zum Schluss noch ein Blick auf den für die deutsche Volkswirtschaft so wichtigen Automotive-Sektor. Mit General Motors, PorschePorsche und BorgWarner schaffen hier nur drei Unternehmen ein F+, den drittbesten Wert also. Parität bieten unter anderem Tesla, FiatFiat Chrysler, DaimlerDaimler, FordFord, Bentley, WebastoWebasto, Bertrandt und einige andere. Zwei Unternehmen müssen sich vorhalten lassen, Männern einen überaus starken Hierarchievorteil (M+++) zu gewähren: die Draexlmaier Group und Mubea. Nicht viel besser schneiden SchaefflerSchaeffler, HellaHella, ZF FriedrichshafenZF Friedrichshafen, Seat, ElringKlinger, Rolls-Royce, BMWBMW, BroseBrose und MichelinMichelin ab, jeweils mit dem Ranking-Wert M++. (hv) Top-500-Firmenprofil für BMW AG Top-500-Firmenprofil für Brose Top-500-Firmenprofil für Daimler Top-500-Firmenprofil für Fiat Top-500-Firmenprofil für Ford Top-500-Firmenprofil für Hella Top-500-Firmenprofil für Michelin Top-500-Firmenprofil für Porsche Top-500-Firmenprofil für Schaeffler Top-500-Firmenprofil für Webasto Top-500-Firmenprofil für ZF Friedrichshafen

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