Sparpläne des Chip-Riesen

Intel-Fabrik in Magdeburg gefährdet

19.08.2024
Intel muss auf die Kostenbremse treten. Das könnte nun das Bauvorhaben der Chipfabrik in Magdeburg gefährden. Intel-Chef Pat Gelsinger äußert sich nur vage.
So soll das Intel-Werk bei Magdeburg einmal aussehen. Nun könnte der Sparkurs des Chipherstellers die Pläne gefährden.
So soll das Intel-Werk bei Magdeburg einmal aussehen. Nun könnte der Sparkurs des Chipherstellers die Pläne gefährden.
Foto: Intel

Der kriselnde Halbleiter-Pionier IntelIntel greift zu einem drastischen Stellenabbau, um schnell die Kosten zu drücken. Zirka 15.000 Arbeitsplätze - etwa 15 Prozent der Belegschaft - sollen wegfallen, wie Intel-Chef Pat Gelsinger an die Mitarbeiter schrieb. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Alles zu Intel auf CIO.de

An der Wall Street stürzte die Intel-Aktie zeitweise um fast 30 Prozent ab. Nach Daten des Finanzdienstes Bloomberg war es der schlimmste Einbruch für das Papier seit mehr als 40 Jahren.

Für die geplante neue Chip-Fabrik in Magdeburg könnten das schlechte Vorzeichen sein. Zwar betonte Gelsinger, dass Intel an der Strategie "IDM 2.0" (Integrated Device Manufacturing 2.0) zum Ausbau der Fertigungskapazitäten festhalten wolle. Zu den konkreten Investitionsvorhaben in Deutschland, Frankreich und Italien verlor der Konzernchef jedoch kein Wort - und kündigte zugleich an, dass Intel die Investitionen stärker an die Nachfrage anpassen wolle.

Landesregierung: Laut Intel ändert sich nichts

Die Landesregierung in Magdeburg zeigte sich aber zuversichtlich. "Nach Auskunft von Intel ändert sich für den Standort Magdeburg in der Planung nichts", sagte Matthias Schuppe, Regierungssprecher von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der Deutschen Presse-Agentur.

Die Job-Kürzungen könnten sogar noch höher ausfallen, als von Gelsinger in der Mail an die Belegschaft angekündigt: In der Pressemitteilung war vom Abbau von "mehr als" 15 Prozent die Rede - und die Zahl der Mitarbeiter wurde mit 116.500 bei Intel und gut 125.000 im Konzern samt Tochterunternehmen angegeben.

Zu Gelsingers Strategie für das Überleben von Intel gehört, stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu werden. Dabei soll der Konzern modernste Produktionsverfahren meistern, um im Wettbewerb gegen etablierte Produzenten wie TSMC aus Taiwan zu bestehen. Zugleich positionierte Gelsinger seinen Konzern geschickt als Schlüsselelement der Pläne, wieder mehr Chip-Produktion aus Asien in den Westen zurückzuholen.

Teil dieser Pläne ist auch der Bau eines rund 30 Milliarden Euro teuren Werks in Magdeburg, in dem nach früheren Angaben die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollen. Intel wartet noch auf Genehmigungen unter anderem für die Milliardensubventionen, die die Kosten abfedern sollen. Der erste Spatenstich wurde bisher bis Ende des Jahres angepeilt - mit einem Produktionsbeginn ab 2027.

Sparkurs könnte Folgen für Deutschland-Pläne haben

Gelsinger betonte, dass die Auftragsfertiger-Strategie grundsätzlich bleibe. Bis es jedoch feste Bestellungen gibt, werde Intel darauf achten, nicht zu hohe Kapazitäten aufzubauen. Man habe auch Investitionspläne an die nun erwartete Marktentwicklung angepasst, sagte der Intel-Chef ohne nähere Details. Der Konzern wolle zugleich schneller die Früchte der hohen Investitionen ernten. Intel will auch in den USA neue Fabriken bauen und dafür Milliarden an Förderung einstreichen.

Intel dominierte einst die Chipbranche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in den heute allgegenwärtigen Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen - doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch. Smartphone-Chips kommen somit nicht von Intel, sondern von Wettbewerbern wie Qualcomm oder TSMC.

Inzwischen muss sich Intel auch um die Position im PC-Markt Sorgen machen. Apple stellte die gesamte Modellpalette seiner Mac-Computer auf Arm-Chips aus eigener Entwicklung um. Eine Folge waren deutlich längere Batterielaufzeiten. Im Sommer setzte auch Microsoft bei neuen Windows-PCs mit KI-Funktionen zunächst auf Chips mit Arm-Architektur wie den Snapdragon-Prozessor von Qualcomm. Computer mit Intel-Prozessoren sollen zwar folgen - diese müssen aber zunächst einmal auf den Markt kommen.

E-Mail an die Intel-Belegschaft

Derweil musste Intel vom Spielfeldrand zusehen, wie der einst viel kleinere Konkurrent Nvidia dank Chipsystemen zum Training Künstlicher Intelligenz zur heißesten Adresse in der Branche wurde. Intel versucht zwar auch, in dem Geschäft mitzumischen, liegt aber weit hinter Nvidia.

Zu Intels Sparprogramm gehört auch, vom vierten Quartal an vorerst keine Dividende mehr zu zahlen. Die Kapitalausgaben sollen nun 20 Prozent niedriger als ursprünglich angepeilt sein.

Gelsinger klang in der E-Mail an die Mitarbeiter recht dramatisch. Intels Kostenstruktur sei "nicht wettbewerbsfähig", schrieb er unter anderem. "Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen sind zu niedrig." Der Umsatz sei im vergangenen Jahr 24 Milliarden Dollar niedriger gewesen als 2020 - aber die Mitarbeiterzahl zehn Prozent höher. Entscheidungen dauerten zu lange und es gebe zu viele Reibungsverluste im System.

Im vergangenen Quartal verbuchte Intel einen Verlust von gut 1,6 Milliarden Dollar nach einem Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um ein Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar (11,9 Mrd. Euro) und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten. (dpa/rs/awe)

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