TUI-Chef
Joussen hält die Hälfte der Unternehmensmarken für entbehrlich
Konzernchef Friedrich Joussen sagte dem Blatt, Tui habe weit über 200 Marken, der Auftritt sei extrem fragmentiert. "Ich halte mindestens die Hälfte davon für entbehrlich." Das Augenmerk solle stärker auf die Marke Tui gelegt werden. Joussen verwies mit Blick auf die Marken-Pläne auf seine Erfahrungen als früherer Chef von Vodafone Deutschland. Das Unternehmen bediene mit nur einem Markennamen weltweit mehr als 400 Millionen Kunden. Wann er die Pläne umsetzen will und ob dafür Arbeitsplätze gestrichen würden, steht nach Angaben der Sprecherin nicht fest.
Tui-Deutschland-Chef Christian Clemens sagte bei der Vorstellung der Sommerkataloge 2014 auf Teneriffa: "Das ist natürlich eine unglaubliche Flora an Marken." Joussens Plan sei durchaus nachvollziehbar. "Ich kann das verstehen, weil diese vielen Marken aus Kundenperspektive vielleicht verwirrend sind." Clemens schloss nicht aus, dass sich die Zahl der Marken von Tui Deutschland künftig ebenfalls verringern würde. "Im Moment sehe ich das aber nicht."
Konzernchef Joussen hatte ein straffes Sparprogramm eingeleitet, um die Kostenstruktur zu verbessern. Vor allem in der Zentrale in Hannover gibt es Einschnitte. Außerdem soll das Hotel-Geschäft mit seinen diversen Marken gestrafft und die Verschuldung verringert werden, damit die Zinsbelastung sinkt. Im dritten Quartal war die Tui wegen höherer Reisepreise und der Erholung der Container-Reederei Hapag-Lloyd in die Gewinnzone zurückgekehrt. Joussen hatte als Grund zudem das Sparprogramm genannt.
Bei der Katalogpräsentation warnte Clemens vor den Folgen der drohenden Steuernachzahlungen für Reise-Unternehmen. Seit der Reform des Gewerbesteuergesetzes 2008 berücksichtigen die Finanzämter bei der Berechnung der Gewerbesteuer auch die Hälfte aller Pacht- und Mietzahlungen. Dieses Verfahren soll nun auch für den Einkauf von Hotelkontingenten durch Reiseveranstalter übernommen werden.
"Das kann eine Frage von sehr, sehr vielen Arbeitsplätzen in der Branche sein", warnte er. "Wenn so eine Steuer kommt, müssen wir überlegen, ob wir den Hoteleinkauf ins Ausland verlegen." Tui sei ein globales Unternehmen und könne den Einkauf der Kontingente zum Beispiel nach Österreich oder Dänemark verlagern.
Reiseveranstalter schließen laut Tui keinen Mietvertrag mit einem Hotel ab. Sondern sie kauften eine sogenannte gemischte Leistung ein. Darin seien neben dem Zimmer auch Verpflegung, Animation oder Sportangebote enthalten. Auch die Tatsache, dass der Konzern die Zimmer nur kurzfristig nutzt, zeigt laut Tui, dass es sich nicht um einen echten Mietvertrag handelt.
Für den kommenden Sommer kündigte Tui eine Erhöhung der Preise für Reisen nach Spanien und in die Türkei an. Urlauber zahlen beim Marktführer für Spanien zwei Prozent mehr, die Preise für die Türkei steigen um 2,5 Prozent. Im Durchschnitt bleiben die Preise stabil. Drei Prozent weniger zahlen Touristen für Urlaub auf Mauritius und den Malediven. Neuseeland wird zwei Prozent günstiger, auch die Preise für Australien sinken um zwei Prozent. (dpa/rs)