"Wirtschaftsweise"
Kinder sollen investieren lernen
Zur Ankurbelung von Europas Kapitalmärkten sollten aus Sicht der "Wirtschaftsweisen" unter anderem Kinder an die Börse herangeführt werden. "Die Privathaushalte in Europa halten ihre Ersparnisse überwiegend in renditeschwachen Anlageklassen wie Bankeinlagen", heißt es vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einem Beratergremium der Bundesregierung, und zwei Experten aus Frankreich. Um die Beteiligung am Kapitalmarkt zu erhöhen und Vertrauen in die Kapitalmärkte zu schaffen, schlagen die Experten in einem Bericht daher unter anderem die Einführung von EU-finanzierten Anlagekonten für Kinder vor.
Für Wettbewerbsfähigkeit: EU will mehr Kapital mobilisieren
Die EU möchte, dass mehr Kleinanleger an den hiesigen Finanzmärkten investieren, damit mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel zur Verfügung steht. Dafür wird seit Jahren am Zusammenwachsen der europäischen Kapital- und Finanzmärkte gearbeitet - der "Kapitalmarktunion". Damit sollen bürokratische Hürden zwischen den EU-Staaten abgebaut werden, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen.
Nach Jahren ohne große Fortschritte hatten sich zuletzt die Staats- und Regierungschefs der EU vor dem Hintergrund Europas Wettbewerbsfähigkeit erneut dafür ausgesprochen, das Projekt stärker voranzutreiben. Einem im April erschienenen Bericht zufolge sind in der EU 33 Billionen Euro an privaten Ersparnissen vorhanden - überwiegend in Bargeld und Einlagen.
Kinder könnten langfristiges investieren lernen
Durch automatische Einzahlungen auf die Anlagekonten von beispielsweise zehn Euro pro Monat und Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren könnten Kinder lernen, langfristig zu investieren. "Sie würden verschiedene Finanzzyklen erleben und das langfristig niedrige Risiko und die hohen Renditen einer Anlage in Aktien verstehen", schreiben die Autoren des Berichts. Diese Maßnahme könne auf lange Sicht zu einer Änderung des Sparverhaltens führen. Von entscheidender Bedeutung sei es, einen kostengünstigen und breit gestreuten Aktienfonds als obligatorisches oder zumindest standardmäßiges Anlageprodukt zu wählen.
Kapitalmarktunion durch mehr Wachstum
Bestehende politische Vorschläge im Bereich der Kapitalmarktunion konzentrierten sich entweder auf die Förderung des europäischen Bankensektors oder auf die Ausweitung der europäischen Aktienmärkte, heißt es weiter vom Sachverständigenrat. So werde etwa häufig die Weiterentwicklung des vergleichsweise schwachen europäischen Verbriefungsmarktes angebracht. Verbriefungen könnten aus Sicht der Autoren die Bilanzen der Banken entlasten und die Finanzierungskosten für Unternehmen senken. "Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass sie Wachstum und Investitionen in innovative, zukunftsorientierte Unternehmen fördern, die in der Lage sind, strategisch wichtige Innovationen anzutreiben", so die Experten. Daher sprechen sie sich für eine wachstumsorientierte Agenda für die Kapitalmarktunion aus. (dpa/ad)