Hamburger IT-Strategietage


IT-Strategietage 2018

Kuka will den Roboter besser verstehen

27.02.2018
Auch Kuka spürt den Trend zur Individualisierung von Kundenwünschen. Ihn zu erfüllen, so CIO Holger Ewald, erfordert viel mehr als nur Technikverständnis.
  • Eine Herausforderung besteht darin, auch Backend-Systeme dem Trend zu Individualisierung anzupassen.
  • Werkzeug der Wahl sind Cloud-Plattformen.
  • Roboter sind heute immer mehr in der Lage, auch komplexe Tätigkeiten zu erlernen.
Holger Ewald, seit 2016 CIO des Roboterherstellers Kuka, gewann 2014 den CIO des Jahres Operational Excellence Award, damals noch als CIO der DB Netz AG.
Holger Ewald, seit 2016 CIO des Roboterherstellers Kuka, gewann 2014 den CIO des Jahres Operational Excellence Award, damals noch als CIO der DB Netz AG.
Foto: Foto Vogt

Ein Roboterhersteller beschäftigt sich naturgemäß schon deutlich länger mit Themen wie Industrie 4.0Industrie 4.0 oder dem Internet der Dinge als Unternehmen anderer Branchen. KukaKuka ist immerhin 120 Jahre alt, baut seit den 1980er Jahren Roboter. Und das mit großem Erfolg: 2009 machte das Unternehmen noch weniger als 800 Millionen Euro Umsatz, heute sind es drei Milliarden. Top-500-Firmenprofil für Kuka Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Diese Entwicklung bedeutet aber keineswegs, dass die Welt von Kuka und seinem CIO Holger EwaldHolger Ewald an einer Art Fixpunkt angekommen ist, der Wandel sozusagen abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Kuka muss sich wie alle anderen jenem Megatrend anpassen, der auf den Strategietagen in aller Munde war. Profil von Holger Ewald im CIO-Netzwerk

Und der heißt Individualisierung: Kunden wollen nicht nur einen mit Hilfe von Robotern gefertigten Turnschuh kaufen, "sondern auch ein Erlebnis rund um dieses Produkt", so Holger Ewald. Anders gesagt: Der Kunde hat eine individuelle Erwartungshaltung an ein Produkt oder eine Dienstleistung, und er stellt die Frage, "wie das Produkt auf diese Erwartungen eingeht."

Auch das Backend muss mitspielen

Nun sind Kukas Kunden ja nicht Turnschuhkäufer, sondern jene Unternehmen, die mithilfe von Kukas Robotern die Turnschuhe fabrizieren. Dennoch muss sich auch Kuka mit den beschriebenen Erwartungen des Endkunden auseinandersetzen, weil diese über den Turnschuhfabrikanten an den Roboterhersteller durchgereicht werden.

Der Roboterhersteller hat in diesem Zusammenhang eine Transformationsstrategie entwickelt, die sicherstellt, dass die Sehnsucht nach Individualisierung auch erfüllbar ist. Es genüge eben nicht, so Ewald, den Kunden vorne mit seinen Wünschen abzuholen, sondern man müsse auch die Strukturen im Backend entsprechend anpassen.

Noch vor wenigen Jahren seien auch in seinem Unternehmen die meisten Systeme getrennt voneinander betrieben worden, heute allerdings sei die gegenseitige Nutzung unterschiedlicher Services unerlässlich.

Ökosysteme sorgen für Synergien

Werkzeug der Wahl dafür ist Cloud ComputingCloud Computing, weil es den Roboter und alle seine Daten mit den Backend-Systemen verbindet. Der Vorteil solcher Verschmelzung ist aber zugleich ihr größter Nachteil, sagt Holger Ewald: "Wenn alles zusammenhängt, also zum Beispiel Produktionsdaten und Marketingdaten, dann muss man auch miteinander reden. Und das ist natürlich anstrengend." Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Holger Ewald auf der großen Bühne der Hamburger IT-Strategietage.
Holger Ewald auf der großen Bühne der Hamburger IT-Strategietage.
Foto: Foto Vogt

Davon abgesehen sorgt die Cloud auch für die Anbindung nach außen, ermöglicht die Kollaboration mit externen Partnern. An dieser Stelle möchte sich Kuka in Zukunft weiter öffnen, für solche Partnerschaften geeignete Ökosysteme schaffen.

Und man möchte nicht nur externe Partner, sondern auch die eigenen Roboter immer besser kennlernen. Ein Ansatz dazu ist "Kuka Connect". Das Asset Management-Werkzeug erleichtert die Wartung der Roboter im Sinne von Predictive Maintenance.

Insgesamt räumt Holger Ewald ein, dass die Governance von Robotern komplex bleibt. "An dieser Stelle sind wir zwar auf einem guten Weg, haben aber auch noch einige Arbeit vor uns."

Das hängt damit zusammen, dass Innovationen, die aus den genannten Gründen notwendig sind, zunächst die Komplexität weiter erhöhen. Ein Trend in der Robotik sind zum Beispiel kleine Zellen mit vier bis sechs Robotern, von denen jede autonom und damit sehr flexibel arbeitet. Eine solche Struktur muss nicht nur im eigenen Unternehmen gut angebunden sein, sondern auch die notwendigen Connections zu den Systemen der Kunden haben.

"Sie dürfen die ganze Firma verstehen."

Klingt komplex - und ist es auch. Ebenso wie ein weiterer Trend: Roboter lernen immer mehr Dinge, die bisher ihren humanoiden Kollegen vorbehalten waren. Ein Vorgang dabei: das gezielte Greifen von kleinen Werkstücken und das Abfüllen von klar definierten Mengen in bestimmte Körbe. Oder das Abholen von Schrauben am anderen Ende der Werkhalle.

Holger Ewald: "Meinen Leuten sage ich an dieser Stelle immer gerne, dass sie durchaus die gesamte Firma verstehen dürfen."
Holger Ewald: "Meinen Leuten sage ich an dieser Stelle immer gerne, dass sie durchaus die gesamte Firma verstehen dürfen."
Foto: Foto Vogt

Um solche Dinge umzusetzen, sagt Holger Ewald, wird vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine immer wichtiger. Denn Connectivity ist beileibe nicht nur ein Technikthema.

Sondern es ist ein Thema, das sich um den Kunden drehen muss. Um zu verdeutlichen, was das in der Praxis bedeutet, hat Ewald den "Customer Experience Circle" ins Leben gerufen, ein Gremium, in dem mehr über Dinge wie Customer Journey und Personas gesprochen wird und weniger über Technik. "Meinen Leuten sage ich an dieser Stelle immer gerne, dass sie durchaus die gesamte Firma verstehen dürfen", so der Kuka-CIO.

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