Unverhoffte Probleme

Medizinkonzern Fresenius steht vor Übergangsjahr

20.02.2019
Der Medizinkonzern Fresenius und seine Tochter, der Dialysespezialist FMC, legen an diesem Mittwoch ihre Zahlen für das Jahr 2018 vor.

Lage des Unternehmens

Weniger gut zahlende Privatpatienten in der Dialyse, schwierigere Geschäfte bei den Gesundheitsdienstleistungen von FMC, Ärzteverlust in den Helios-Kliniken und sinkende Fallzahlen: Das vergangene Jahr hatte für den Medizinkonzern Fresenius einige Überraschungen parat. Als handfeste Enttäuschung hinzu kam die gefloppte Übername des US-Generikaherstellers Akorn, die in einem Streit vor Gericht endete - aber zugunsten der Hessen entschieden wurde, die den Zukauf nun ad acta legen können.

2019 soll ein Übergangsjahr für Fresenius werden.
2019 soll ein Übergangsjahr für Fresenius werden.
Foto: Casimiro PT - shutterstock.com

Chef Stephan Sturm muss den Konzern nun wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Der Manager hat bereits höhere Investitionen für 2019 angekündigt. Welche Register er dabei ziehen will und welche Gegenmaßnahmen bereits eingeleitet sind, darüber erhoffen sich Beobachter zur Bilanzpressekonferenz anlässlich der Zahlen für das vergangene Jahr mehr Aufschluss. Mehrere Personalwechsel im oberen Management der Helios-Kliniken und bei FMC, so wird spekuliert, sollen bereits damit zu tun haben.

2018 dürfte für den Konzern allen Problemen zum Trotz ein Rekordjahr gewesen sein - vor allem die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi boomte, weil sie wegen Problemen bei Wettbewerbern von Versorgungsengpässen auf dem US-Markt profitierte. Doch die ursprünglich erhofften Zuwächse fallen wohl etwas bescheidener aus: Im Herbst musste Fresenius seine Jahresziele wegen der Schwierigkeiten bei FMC und in der Kliniksparte Helios eindampfen. Die Dialysetochter FMC ruderte sogar gleich zweimal in ihren Ambitionen für 2018 zurück. Im Dezember verabschiedete sich Sturm dann auch noch von seinen Mittelfristzielen bis 2020.

Für 2019 hat der Konzernchef deshalb bereits die Parole "Übergangsjahr" ausgegeben. Mutter Fresenius und Tochter FMC rechnen aktuell mit stagnierenden Ergebnissen. Womöglich werden sie ihre Prognosen noch konkretisieren.

Bei seinem Auftritt zur Bilanzpräsentation wird sich Sturm wohl auch erneut der Frage nach weiteren Übernahmen stellen müssen. Vor wenigen Wochen hatte er in einem Interview zwar seine Bereitschaft angedeutet, wieder in großem Stil zuzuschlagen - offenbar mangelt es aber an Kandidaten, für die der Preis stimmt.

Bei FMC zieht sich unterdessen der bereits im Sommer 2017 angekündigte Kauf der auf Heimdialyse spezialisierten Firma NxStage weiter hin. Die US-Kartellwächter ließen sich mit ihrer Entscheidung unerwartet lange Zeit. Weil zuletzt der Stillstand der US-Regierung für weitere Verzögerungen sorgte, hat FMC die Frist für den Zukauf nun bis Anfang August verlängert.

Damit rechnet das Unternehmen

Fresenius selbst rechnet nur noch damit, das untere Ende seiner Ziele für 2018 erreichen zu können. Die Spanne für das währungsbereinigte Umsatzwachstum beträgt fünf bis acht Prozent. Sechs bis neun Prozent Plus sind beim Konzernergebnis angepeilt, wobei hier ebenfalls Wechselkursschwankungen und diverse Sondereinflüsse herausgerechnet werden. 2017 hatte Fresenius nach dieser Berechnung gut 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Nach mehrfacher Prognosesenkung traut sich FMC inzwischen lediglich noch ein Wachstum beim Umsatz und dem ebenfalls um zahlreiche Sondereffekte bereinigten Konzernergebnis von zwei bis drei Prozent zu, wobei hier allerdings Währungseffekte ausgeklammert sind. Diese hatten FMC zuletzt enorm den Wind aus den Segeln genommen, so hatte das Unternehmen etwa die hohe Inflation in Argentinien kalt erwischt.

Das erwarten die Analysten

HSBC-Experte Richard Latz erwartet für das Schlussquartal ein ähnliches Bild wie schon im dritten Jahresviertel 2018: Einer guten Entwicklung bei der Infusionstochter Kabi sollte eine anhaltende Schwäche bei Helios gegenüberstehen.

Laut einer vom Unternehmen bereitgestellten Umfrage, rechnen die Analysten damit, dass Fresenius wegen negativer Währungseffekte nominal einen leichten Umsatzrückgang auf 33,35 Milliarden Euro hinnehmen musste und das Konzernergebnis um knapp drei Prozent auf 1,86 Milliarden Euro steigern konnte.

Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg erwartet unterdessen, dass der Dialysespezialist FMC immerhin das obere Ende seiner gekappten Ziele erreichen dürfte. Diese Meinung teilt auch Richard Latz von der HSBC, der zudem mit einer guten Entwicklung im letzten Quartal im US-Dialysegeschäft rechnet. Allerdings dürften unter anderem wie schon im Vorquartal negative Währungseffekte sowie ein schwächeres Wachstum der Patientenzahlen in den USA belasten. Sämtliche befragten Experten erwarten im Schnitt einen Umsatz von knapp 16,46 Milliarden Euro nach 17,78 Milliarden Euro im Vorjahr, das Konzernergebnis sollte von 1,28 auf knapp 1,37 Milliarden Euro gestiegen sein.

So lief die Aktie zuletzt

An der Börse haben das Akorn-Debakel und die beiden Gewinnwarnungen für ein Gewitter gesorgt. Der Kurs der im Dax notierten Fresenius-Aktie war Ende 2018 auf ein Vierjahrestief bei 38,28 Euro gefallen, im gesamten vergangenen Jahr wurden mehr als ein Drittel an Börsenwert vernichtet. Inzwischen hat sich die Aktie aber Stück für Stück wieder nach oben arbeiten können und kostete zuletzt rund 47 Euro.

Ähnlich erging es auch dem Dax-Mitglied FMC. Anfang des Jahres rutschte die Aktie auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren ab, konnte sich seitdem aber berappeln. Seit Jahresbeginn beträgt das Kursplus etwa 20 Prozent, bis zum Rekord aus dem Januar 2018 bei 93,82 Euro ist es aber noch ein gutes Stück - zuletzt notierte das Papier noch unter 70 Euro.

Analysten streiten aktuell darum, ob beide Wertpapiere damit das Schlimmste hinter sich haben. Die Mehrheit der Experten traut den Aktien jedoch noch ein deutliches Kurspotenzial zu. (dpa/ad)

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