Kostendruck

Miele baut in Deutschland 1.300 Arbeitsplätze ab

10.06.2024
In Pandemiezeiten gehörte Miele zu den Gewinnern, die Nachfrage nach Küchengeräten und Waschmaschinen ging durch die Decke. Diese Zeiten sind vorbei, inzwischen hat die Firma den Rotstift gezückt.
Miele stellt sich den veränderten Marktbedingungen und reduziert die Kosten.
Miele stellt sich den veränderten Marktbedingungen und reduziert die Kosten.
Foto: Miele & Cie. KG

Der Hausgeräte-Hersteller MieleMiele will in Deutschland etwa jede neunte Stelle abbauen. Von derzeit etwa 11.700 Arbeitsplätzen sollen etwa 1.300 wegfallen, teilte das Unternehmen am Freitag in Gütersloh mit und gab zugleich die Einigung auf einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi bekannt. Der Zukunfts- und Sozialtarifvertrag läuft von Anfang August 2024 bis Ende Dezember 2028, er sieht Investitionen von 500 Millionen Euro vor. Um Personal abzubauen, soll es unter anderem Abfindungen und Vorruhestandsregelungen geben. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2027 "grundsätzlich" ausgeschlossen. Allerdings gibt es ein Hintertürchen: Sollte der Jobabbau hinter den Erwartungen zurückbleiben, kann doch noch gekündigt werden. Top-500-Firmenprofil für Miele

Sonderkonjunktur durch Corona vorbei

Miele ist in einer schwierigen Phase. In der Coronazeit boomte das Geschäft. Die Menschen verbrachten viel Zeit daheim und bekamen Lust, die eigenen vier Wände auf Vordermann zu bringen - etwa mit einer neuen Küche. Nach dem Ende der Pandemie schwächelte die Nachfrage, 2023 sank der Umsatz auf knapp fünf Milliarden Euro (2022: 5,4 Milliarden Euro). Weltweit sind etwa 22.700 Menschen für das Unternehmen tätig.

Das Management wertete die Entwicklung nicht als zwischenzeitliche Delle, sondern als "nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen", auf die man reagieren müsse. Die Stellenabbau-Pläne hatte sie bereits im Februar veröffentlicht und danach Gespräche mit Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Damals war von 2.000 Arbeitsplätzen weltweit die Rede, neu ist nun die Zahl für Deutschland, also die 1.300.

Produktionsverlagerung nach Polen

Der Großteil des Jobabbaus wird Gütersloh treffen, wo das Unternehmen die Zentrale und einen Produktionsstandort hat. Bis zu 700 Stellen werden aus der dortigen Waschmaschinenfertigung in ein polnisches Werk verlagert - sie werden also in Deutschland ab- und in Polen aufgebaut. Die weiteren 600 Stellen sollen querbeet an allen deutschen Standorten abgebaut werden, sowohl im Vertrieb als auch in Produktion und Verwaltung.

Verdi wertete das Verhandlungsergebnis nach den langwierigen Tarifverhandlungen als "Licht und Schatten". Es sei nicht gelungen, Miele von ihren grundsätzlichen Abbau- und Verlagerungsplänen abzubringen, erklärte der Verhandlungsführer der IG Metall, Patrick Loos. Der Arbeitsplatzabbau sei für die Betroffenen "sehr bitter". "Aber mit den großzügigen Abfindungen, die mit einer sozialen Komponente insbesondere den unteren Entgeltgruppen zugutekommen, haben wir richtig was rausgeholt." Betriebsrätin Birgit Bäumker wertete die Investition von 500 Millionen Euro als gutes Signal für die Miele-Standorte in Deutschland.

Die für Personal zuständige Miele-Geschäftsführerin Rebecca Steinhage gab sich zuversichtlich: "Wir schaffen sehr gute Voraussetzungen für das gemeinsame Ziel, die notwendigen Veränderungen ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen in die Tat umsetzen zu können." Die getroffenen Regelungen seien ein "gutes Beispiel für gelebte Sozialpartnerschaft in einer für alle Beteiligten herausfordernden Zeit". Der Tarifvertrag ist noch nicht in trockenen Tüchern - die Verdi-Mitglieder sollen in der kommenden Woche darüber entscheiden, ob das Verhandlungsergebnis angenommen wird. (dpa/rs)

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