Emirates Airlines

Neue Einfachheit aus dem Nichts

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Als Patrick Naef Anfang 2006 die Verantwortung für die IT der Emirates Airlines übernahm, stand ihm eine Mammutaufgabe bevor: Hunderte unterschiedlicher Applikationen, Netzwerkkomponenten, Rechner-, Betriebs- und Datenbanksysteme fügten sich zu einer fast chaotischen IT-Landschaft zusammen.
Patrick Naef, IT-Chef bei Emirates: "Ein Grund für das Chaos war, dass sich die IT als Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Es fehlten eine zentrale Sicht auf die IT-Architektur und eine ordnende Hand."
Patrick Naef, IT-Chef bei Emirates: "Ein Grund für das Chaos war, dass sich die IT als Dienstleister und nicht als Business-Partner verstand. Es fehlten eine zentrale Sicht auf die IT-Architektur und eine ordnende Hand."

Dubai ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt, und die Fluglinie Emirates Airlines wächst sogar noch schneller. Kein Zufall also, dass der weltgrößte und ebenfalls der Airline gehörende Flughafen mit sechs parallelen Start- und Landepisten und einer Kapazität von jährlich 120 Millionen Passagieren in den Vereinigten Arabischen Emiraten liegt. Doch die IT der Emirates drohte zum Bremsklotz der auf Expansion gepolten Airline zu werden.

Über Jahrzehnte war die Informationstechnologie der Fluglinie den ständig wachsenden Anforderungen hinterher geeilt. Entstanden war dabei ein fast unüberschaubares Sammelsurium von Insellösungen und Systemen, die mehr schlecht als recht die komplexen Aufgaben einer internationalen Airline erfüllten. "Es fehlte eigentlich an allem; es gab weder Governance-Strukturen noch einheitliche Standards und schon gar keine ausformulierte IT-Strategie", sagt Patrick Naef, der seit Anfang 2006 als Senior Vice President die IT-Geschicke der Emirates leitet.

Seine dringendste Aufgabe: die Reduzierung der Komplexität. Denn das Ergebnis der ersten Bestandsaufnahme war erschreckend: eine unglaublich unübersichtliche Systemlandkarte mit Hunderten verschiedener Systeme und Tausenden undokumentierter Schnittstellen. "Wir stießen bei der ersten Analyse nahezu auf jedes Hardware- und Software-System und alle Betriebs- und Datenbanksysteme, die auf dem Markt erhältlich sind", erinnert sich Naef.

Insgesamt zählte der neue IT-Leiter 106 Unix-Systeme von vier komplett verschiedenen Herstellern mit fast 20 Release-Ständen, 550 vollkommen uneinheitliche Netzwerkkomponenten, 650 Windows-Systeme mit 15 verschiedenen Betriebssystemvarianten, 447 Oracle-Datenbanken, 236 Middleware-Applications und 28 verschiedene Software-Development-Tools. Kein Wunder, dass seinerzeit Betrieb und Wartung der Systemlandschaft äußert komplex waren und an den Rand des Möglichen stießen.

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