UN-Botschafter Kin In Ryong
Nordkorea weist "Wanna Cry"-Verstrickung zurück
Nordkorea weist die Verantwortung für die Cyber-Attacken "Wanna Cry" zurück, die vergangene Woche weltweit hunderttausende Rechner lahmlegten. Der stellvertretende UN-Botschafter Kin In Ryong bezeichnete die Vorwürfe bei einer Pressekonferenz in New York am Freitag als "lächerlich". Es sei "typisch für die USA, eine laute anti-nordkoreanische Kampagne zu starten, wann immer etwas Seltsames passiert".
Eine YouGov-Umfrage zeigt unterdessen, dass der groß angelegte Cyber-Angriff sich kaum auf das Online-Shoppingverhalten der Erwachsenen in Deutschland auswirkt. Der Europachef des IT-Dienstleisters DXC Technologies, Michael EberhardtMichael Eberhardt, sagte aber, die Erpressungssoftware könnte ein Weckruf für viele Firmen sein. Profil von Michael Eberhardt im CIO-Netzwerk
Die "Wanna Cry"-Attacke traf in rund 150 Ländern mindestens 200000 Organisationen und Privatnutzer und verschlüsselte alle Daten auf deren infizierten Rechnern. Sie sollten erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder freigeschaltet werden. Zu den Opfern zählten in Deutschland laut Berliner Staatsanwaltschaft unter anderem 450 Rechner der Deutschen Bahn. China zählte rund 30000 Opfer und rund 200000 angegriffene Computer. Erste Analysen der Attacken hatten die Vermutung nahegelegt, dass die Spur nach Nordkorea führen könnte.
Fast 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sagten in einer repräsentativen YouGov-Umfrage, ihr Verhalten beim Einkaufen im Internet werde sich angesichts des Geschehens nicht ändern: 48 Prozent sagten dies mit dem Zusatz "Ich kaufe häufig online" und 31 Prozent mit der Erläuterung "Ich kaufe selten online". Die allgemeine Frage, ob sie sich im Internet "sicher fühlen", bejahten 59 Prozent.
Wenig Budget für IT-Sicherheit
"Die Gruppe der Unbelehrbaren könnte durch den Vorfall schrumpfen", sagte mit Blick auf Unternehmen in Deutschland der Europachef des IT-Dienstleisters DXC Technologies, Michael Eberhardt, der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig sei die Bereitschaft nach wie vor gering, Geld für Sicherheit auszugeben.
Sicherheitslücken seien "ein bisschen wie Bluthochdruck", sagte Eberhardt. "Wenn Sie es haben, ist es nicht so richtig schlimm, weil es erstmal nicht weh tut. Die Folgen spüren Sie erst viel, viel später." Die Anzahl der Angriffe nehme signifikant zu. Angesichts der wachsenden Vernetzung der Welt, bei der sowohl Maschinen wie Fahrkartenautomaten als auch kleine Geräte wie Werkzeuge mit dem Internet verbunden sind, wachse die Angriffsfläche für Hacker.
Noch gefährlicher als eine Erpressungssoftware wie "Wanna Cry" schätzt Eberhardt für Firmen Industriespionage mit SpähprogrammenSpähprogrammen (Trojanern) ein. "Der gefährliche Angriff ist, wenn jemand dauerhaft ihr geistiges Eigentum stiehlt und sie am Markt mit ihren eigenen Waffen schlägt." Ebenso warnt er vor Angriffen auf sogenannte kritische Infrastruktur wie Stromversorgung oder Verkehrsbetriebe. (dpa/rs) Alles zu Security auf CIO.de